ÖGUT-Umweltpreis–Wordrap

Barbara Slotta: „Öffentlichen Raum für alle erlebbar machen!“

Die ÖGUT-UmweltpreisträgerInnen wurde bereits 2019 ausführlich berichtet – mit unseren Wordraps stellen wir nun auch nominierte Projekte vor. Im vierten Teil unseres Umweltpreis-Wordraps berichtet Barbara Slotta über das Projekt „#kommraus – Forum Öffentlicher Raum". Ihr Tipp an andere: Vertraut dem Prozess!

Barbara Slotta. © privat

Wordrap mit Barbara Slotta über das Projekt #kommraus – Forum Öffentlicher Raum, das für den ÖGUT-Umweltpreis 2019 in der Kategorie Partizipation nominiert wurde.

Vom 16. bis 18. Mai 2019 fand „#kommraus – Forum Öffentlicher Raum" in Wien statt. Bei insgesamt 82 Events an drei Tagen konnten sich VertreterInnen aus der Verwaltung, der Bezirkspolitik und engagierte BürgerInnen austauschen, vernetzen und voneinander lernen. Barbara Slotta von der Magistratsabteilung 18 organisierte das Forum gemeinsam mit Lisa Magdalena Schlager (MA19), Beatrice Stude (stape og - planning consultancy), Eugene Quinn (Urbanist und DJ) und Florian Lorenz (Lorenz Consult). Im Kurzinterview berichtet sie über das Projekt und den Prozess.

Die Idee ...

entstand aus dem Auftrag, die Inhalte des Wiener Fachkonzepts „Öffentlicher Raum" einem großen Publikum bekannt zu machen – aber nicht mit einer Konferenz oder Podiumsdiskussion für Fachleute: Wir wollten den öffentlichen Raum für alle erlebbar machen. Der Begriff „Öffentlicher Raum" ist gewissermaßen schwierig, weil jede/r an etwas Anderes denkt. Diese Vielfalt hat natürlich ihre Berechtigung und braucht Austausch. In Anlehnung an den Marktplatz im alten Rom haben wir die Veranstaltung „Forum" genannt und alle Programmpunkte rund um vier zentrale Aspekte aufgebaut: Schatten, Wasser, Verweilen und Spielen.

#kommraus Kurationsteam (v.l.n.r.): Florian Lorenz (freier Kurator), Lisa Magdalena Schlager (MA19), Barbara Slotta (MA18), Beatrice Stude (freie Kuratorin), Eugene Quinn (freier Kurator). © Stadt Wien PID/Christian Fürthner
#kommraus. ©Stadt Wien PID/Christian Fürthner

Die Herausforderung ...

war neben der knappen Vorbereitungszeit vor allem das große Interesse, auf das wir gestoßen sind: Es kam zur beinahe „absurden" Situation, dass wir schlussendlich 82 Programmpunkte in drei Tagen hatten: Von Begrünungsworkshops und geführten Spaziergängen zu typischen Wiener Gerüchen oder urbanen Hitzeinseln bis hin zu einer Oper vor der Albertina und einer Gehsteigdisco war für jeden was dabei.

Aktiv eingebunden waren 260 AkteurInnen, 16 Magistratsabteilungen, 17 Bezirksvorstehungen und vier Universitäten. Das war schon sehr komplex – aber gleichzeitig war das Einbeziehen all dieser AkteurInnen auch das, was das Forum so spannend gemacht hat, das Erfolgsrezept, wenn man so will.

Die Anekdote

Ach, da gibt es so vieles! Zum Beispiel begann der erste Tag mit strömendem Regen. Die meisten unserer Programmpunkte fanden draußen statt, und wir waren alle etwas nervös. Und dann stand ich um 10 Uhr morgens vor dem Palais Auersberg, wo ein geführter Spaziergang durch die Gärten der Josefstadt starten sollte. Es waren auch tatsächlich viele TeilnehmerInnen gekommen – aber fast nur SeniorInnen. Zunächst war ich überrascht und auch etwas ratlos – wo waren „alle anderen"? Der Spaziergang war dann jedoch unglaublich spannend, denn manche von ihnen waren vor 50 Jahren das letzte Mal in diesen Gärten gewesen und konnten einiges berichten.

Links: Oper im Öffentlichen Raum. Rechts: Radspielplatz Zollergasse. © Stadt Wien PID/Christian Fürthner

Der Tipp ...

wäre so eine Grundüberzeugung, dem Prozess zu vertrauen. Ein gutes Team und eine klare Aufgabenteilung sind Trumpf, genauso sollte man auch Inputs von außen an sich heranlassen, um so das eigene Konzept weiterzuentwickeln. Vor allem aber braucht es Mut zur Lücke: Man kann vieles planen, aber es wird immer etwas geben, woran man nicht gedacht hat.

Die Nominierung zum ÖGUT-Umweltpreis ...

war für unser Team eine schöne Wertschätzung unserer Arbeit. Es tat gut, das Projekt im Herbst nochmals Revue passieren zu lassen. Inspirierend waren auch die anderen nominierten Projekte: Es gab bei der Verleihung des ÖGUT-Umweltpreises unglaublich viele tolle Beispiele dafür, wie sich Menschen für die Umwelt, für ihre Kommunen oder für Maßnahmen zur Klimawandelanpassung einsetzen und engagieren.

35 Jahre ÖGUT ...

... bedeutet für mich, den Finger auf die Wunden zu legen, die in unserer Gesellschaft oder in Bezug auf die Umwelt klaffen, aber auch, die Dinge, die jetzt schon gut laufen, hervorzuheben und sichtbar machen. Dadurch schafft die ÖGUT einen Platz für Visionäre und Visionärinnen, die dazu beitragen können, dass unsere Gesellschaft sowohl Technik als auch die Umwelt im Blick hat. Wie sehr der Mensch Teil der Natur ist, merkt man vielleicht jetzt sogar noch stärker: Ein Virus geht um die Welt und alles sieht ganz anders aus.

v.l.n.r.: Jürgen Schneider (BMNT - jetzt BMK), Beatrice Stude (stape og - planning consultancy), Barbara Slotta (Stadt Wien), Rene Alfons Haiden (Präsident der ÖGUT), Monika Auer (Generalsekretärin der ÖGUT). © Katharina Schiffl