ÖGUT-Umweltpreis 2019

Partizipation und zivilgesellschaftliches Engagement (Sponsor: BMNT):

PARTIZIPATION

  • PREISTRÄGER: Das Munderfinger Bürgerbeteiligungsmodell – wie Betroffene mitentscheiden
    Gemeinde Munderfing, Oberösterreich
  • NOMINIERT: FREUNDE DER ERDE
    Klima- und Energiemodellregion sterngartl-gusental, Oberösterreich
  • NOMINIERT: #kommraus - Forum Öffentlicher Raum
    Stadt Wien, Stadtentwicklung und Stadtplanung sowie Stadt
    Wien, Architektur und Stadtgestaltung, Wien

 ZIVILGESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT

  • PREISTRÄGER: Josefbus
    Caritas der Erzdiözese Wien - Hilfe in Not, Wien
  • NOMINIERT: Österreichische Jugendklimakonferenz - LCOY Austria
    CliMates Austria, Wien

 

PARTIZIPATION

© Stefanie Moser
© Stefanie Moser

PREISTRÄGER:

Das Munderfinger Bürgerbeteiligungsmodell – wie Betroffene mitentscheiden

Gemeinde Munderfing, Oberösterreich

Über das gemeinsam entwickelte „Munderfinger Bürgerbeteiligungsmodell V1.0" wurde in der Gemeinde Munderfing eine neue Form der nachhaltigen Entscheidungsfindung dauerhaft verankert. Darauf aufbauend wurden in der Gemeinde bereits zahlreiche kontroversielle Themen entschieden – unter anderem die Verkehrsberuhigung Lindenstraße oder die Schließung von Eisenbahnkreuzungen.

Systemisches Konsensieren

Das Modell beruht auf der Methode des Systemischen Konsensierens: Statt Mehrheiten entscheiden zu lassen, was in Gemeinden zu Polarisierung, Konflikt und Lagerbildung führen kann, wird gemeinsam nach der Lösung mit den wenigsten Widerständen gesucht und diese weiter verbessert.

Der Gemeinderat hat 2015 im Agenda21-Zukunftsprofil der Gemeinde festgelegt, dass auch das Bürgerbeteiligungsmodell unter Beteiligung der BürgerInnen erarbeitet werden soll. Das dafür passende Modell der Entscheidungsfindung wurde anschließend in einem längeren Prozess entwickelt.

Entscheidungen vorbereiten und treffen

Heute werden in der Gemeinde Munderfing Entscheidungen verschiedenster Art mit Systemischem Konsensieren vorbereitet und getroffen. Zuletzt wurde so auch bei der Erstellung des Jahresbudget 2019 im Gemeindevorstand sehr rasch eine Einigung gefunden. Die BürgerInnen können ihre Ideen oder Petitionen über zwei GemeinderätInnen oder den Ideen- und Anliegenkasten einbringen. Der Gemeinderat kann die fix eingerichtete „Arbeitsgruppe Entscheidungsfindung" beauftragen, einen Konsensierungsprozesses einzuleiten.

Das Modellprojekt zeigt, dass Menschen sich gerne beteiligen, wenn jede/r Einzelne weiß, wie er/sie sich wirksam einbringen und effektiv mitentscheiden kann.

Neben der Involvierung der BürgerInnen in die Entscheidungsprozesse lobte die Jury vor allem auch den Mut der Gemeinde Munderfing, neue Wege der Entscheidungsfindung zu gehen.

Kontakt: Rebekka Krieger, www.munderfing.at

v.l.n.r.: Jürgen Schneider (BMNT), Stefanie Moser (Regionalmanagerin), Dorothea Erharter (Businesskonsens), Erwin Moser (Projektverantwortlicher), Martin Voggenberger (Bürgermeister der Gemeine Munderfing), Rene Alfons Haiden (Präsident der ÖGUT), Monika Auer (Generalsekretärin der ÖGUT)
© kem sterngartl-gusental
© kem sterngartl-gusental

NOMINIERT:

FREUNDE DER ERDE

Klima- und Energiemodellregion sterngartl-gusental, Oberösterreich

Das Projekt FREUNDE DER ERDE setzt sich in der Klima- und Energieregion sterngartl-gusental für Klimaschutz und für nachhaltigen Lebensstil ein. Die Basis des Erfolges ist ehrenamtliches Engagement sowie die Beteiligung von Zivilgesellschaft, Gemeinden und Betrieben.

Umfassendes Klimaschutzprojekt

2016 entstand die Idee, unter dem Namen FREUNDE DER ERDE ein breit angelegtes Klimaschutzprojekt zu starten. Die Verantwortlichen suchten nach neuen Möglichkeiten, der Bevölkerung die Themen Klimaschutz, Ressourcenschonung, nachhaltiger Lebensstil, Energiesparen und erneuerbare Energie auf positive Art und Weise näherzubringen. Start der Aktivitäten war die Aufführung des Klima-Musicals „Eisbär, Dr. Ping und die Freunde der Erde". Das Musical - in dem es thematisch hauptsächlich um das Thema Energie geht - wurde mit eigens komponierten Songs und mit passenden Rollen um die Themenbereiche Konsum, Mobilität und Natur erweitert. Bei elf Aufführungen wurden 2000 BesucherInnen gezählt und jede/r erhielt eine „Lizenz zum Handeln" mit Tipps für den Alltag.

Kooperation mit Schulen & Wirtschaft

Parallel dazu wurden in den Volksschulen unter Anleitung des Klimabündnis Oberösterreich gearbeitet. So machten sich die SchülerInnen etwa als Energiedetektive auf die Suche nach Einsparungsmöglichkeiten in den Schulgebäuden, wurden spielerisch für die Notwendigkeit des Mülltrennens sensibilisiert, gestalteten biofaire Baumwolltaschen und wurden in Form eines RepairCafes mit den Möglichkeiten des Re- und Upcyclings vertraut gemacht. Um auch den Rest der Bevölkerung, die Wirtschaft, Vereine, Gruppierungen und andere Institutionen intensiver einzubinden, wurde eine Sammelpass-Aktion gestartet. Bei der Wirtschaft kam die Idee sehr gut an und praktisch alle Geschäfte der beiden Gemeinden waren mit im Boot. Im Laufe der Sammelpass-Aktion wurden weit über 1.000 Sammelpässe abgegeben. Pro zehn Sammelpässen wurde im Herbst 2017 ein Baum bzw. ein Strauch im Zentrum von Gallneukirchen und Engerwitzdorf gepflanzt. Im Jahr 2018 wurde die Sammelpassaktion auf die gesamte Region und insgesamt über 300 Betriebe ausgedehnt.

Aktivierung von BürgerInnen und Stakeholdern

Der Jury gefiel insbesondere, wie das Projekt FREUNDE DER ERDE BürgerInnen in umfassender Weise dazu animiert, das Thema Klimaschutz mitzugestalten und in der Region lebendig zu machen. Des Weiteren schafft es eine breite Aktivierung von BürgerInnen und Stakeholdern und kooperiert sehr gut mit Schulen. Das Projekt verfolgt außerdem einen langfristigen Ansatz und schafft Anreize für Verhaltensänderungen für den Klimaschutz.

Kontakt: Simon Klambauer, www.freundedererde.at, kem.sterngartl-gusental-leader.at 

v.l.n.r.: Jürgen Schneider (BMNT), Simon Klambauer, Trixi Schwarzenberger, Berhard Berger (Klima- und Energiemodellregion sterngartl-gusental), Rene Alfons Haiden (Präsident der ÖGUT), Monika Auer (Generalsekretärin der ÖGUT)
© MA 18 – Christian Fürthner
© MA 18 – Christian Fürthner

NOMINIERT:

#kommraus - Forum Öffentlicher Raum

Stadt Wien, Stadtentwicklung und Stadtplanung sowie Stadt Wien, Architektur und Stadtgestaltung, Wien

Im Mai 2019 stand mit der Veranstaltung „#kommraus - Forum Öffentlicher Raum" das Thema öffentlicher Raum in Wien im Vordergrund. Bei vielfältigen Programmpunkten erhielten VertreterInnen aus der Verwaltung, der Bezirkspolitik und engagierte BürgerInnen die Gelegenheit, sich auszutauschen, sich zu vernetzen und voneinander zu lernen.

Was bedeutet „öffentlicher Raum"?

Das #kommraus – Forum Öffentlicher Raum fand von 16. bis 18. Mai 2019 in Wien statt. Das Projekt hatte zum Ziel, die wesentlichen Inhalte des Fachkonzepts Öffentlicher Raum, welches im Rahmen des Stadtentwicklungsplan STEP 2025 der Stadt Wien erschienen ist, einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Eine besondere Herausforderung lag darin, das Strategiepapier inhaltlich so aufzubereiten, dass es die Wiener Bevölkerung auch anspricht. Hierzu wurden vier Themen herausgearbeitet, die sich in den 82 Programmpunkten (Spaziergänge, Ausfahrten auf dem Fahrrad, Theaterstücke, planerische Interventionen etc.) des Forums wiederfinden: Spielen, Schatten, Wasser und Ausruhen – diese vier Aspekte sind maßgeblich und leicht verständlich.

Vernetzung von Stakeholdern und AkteurInnen im öffentlichen Raum

An drei Tagen nahmen mehr als 3.500 Personen am Forum teil. In dem achtmonatigen Vorbereitungsprozess waren vier Universitäten, 16 Magistratsabteilungen, 17 Bezirksvorstehungen und über 260 AkteurInnen aktiv eingebunden. Durch den gemeinsamen Austausch vor und auch während des Forums konnten verschiedene Themen (bspw. „Baumbestand in der Stadt", „Partizipatives Bezirksbudget", „Marginalisierte Menschen" oder auch Fragen zu administrativen Prozessen wie Genehmigungen durch die MA46 oder andere Magistratsabteilungen) breit diskutiert werden. Wissenslücken konnten somit geschlossen und die verschiedenen Stakeholder und AkteurInnen im öffentlichen Raum miteinander vernetzt werden.

Greifbare Vermittlung und Initiierung von Kooperationen

Von der Jury wurde besonders die durch das Projekt gelungene Aktivierung der BürgerInnen und Stakeholder rund um das Thema des öffentlichen Raumes hervorgehoben. Gelungen ist im Projekt auch eine anschauliche Vermittlung der Inhalte des Fachkonzepts Öffentlicher Raum sowie eine Etablierung von umfassenden Kooperationen zwischen Magistrat, Bezirk und lokalen Institutionen.

Kontakt: Barbara Slotta M.A., MA18 (Stadtentwicklung und Stadtplanung), Stadt Wien, www.kommraus.wien

Zum ÖGUT-Umweltpreis WORDRAP mit Barbara Slotta

v.l.n.r.: Jürgen Schneider (BMNT), Beatrice Stude (stape og - planning consultancy), Barbara Slotta (Stadt Wien), Rene Alfons Haiden (Präsident der ÖGUT), Monika Auer (Generalsekretärin der ÖGUT)

ZIVILGESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT

© Copyright Taha Alshemaree
© Copyright Taha Alshemaree

PREISTRÄGER:

Josefbus

Caritas der Erzdiözese Wien - Hilfe in Not, Wien

Bei dem Projekt Josefbus der Caritas helfen ehrenamtliche HandwerkerInnen kostenlos bei Reparaturen im Haushalt.

„Integration durch Partizipation" ist das Motto des Projektes Josefbus

Das Projekt Josefbus bringt Freiwillige mit unterschiedlichen Hintergründen – etwa Personen mit Fluchthintergrund, MigrantInnen mit geringen Deutschkenntnissen und Menschen in Notsituationen – mit sozial benachteiligten und oft isoliert lebenden Personen zusammen, die Unterstützung in Form von Reparaturen benötigen. Dadurch bietet das Projekt einen neuen gemeinnützigen Lösungsansatz auch für soziale Problemstellungen an. Im Team Josefbus können sich Freiwillige unabhängig vom Niveau ihrer Sprachkenntnisse, ihrem Geschlecht, Alter, sozialen Status und ihrer Herkunft handwerklich einbringen und Menschen helfen.

Das innovative Angebot

Die freiwilligen HelferInnen aus dem Team Josefbus packen an – überall dort, wo Menschen das Geld oder die Kraft fehlt. Ist im Haushalt etwas kaputt oder funktioniert nicht richtig, kommen die Freiwilligen gratis. Die Teams tauschen etwa kaputte Glühbirnen, schrauben Regale an oder montieren Vorhangstangen: Das Angebot des Josefbus richtet sich an Menschen, die in Armut leben oder armutsgefährdet sind beziehungsweise keine Familie haben, die helfen kann. Das innovative Angebot gibt es seit 1. Juli 2018 - und es hat hohes Wachstumspotenzial: Im Jahr 2018 wurde in 50 Einsätzen 140 Personen geholfen. In der ersten Hälfte des Jahres 2019 wurde in 85 Einsätzen bereits mehr als 160 Personen geholfen. Derzeit gibt es 20 Freiwillige, die mehr als 400 Freiwilligenstunden geleistet haben. Ziel ist es, Ende 2019 40 Freiwillige in das Projekt zu integrieren.

Positive soziale & ökologische Effekte

Die Jury würdigte das Projekt Josefbus, da es zum Abbau von Barrieren und Vorurteilen beiträgt und Möglichkeiten der Involvierung und Qualifizierung bietet. Darüber hinaus adressiert es auch ökologische Aspekte der Nachhaltigkeit, da beispielsweise durch den Reparaturansatz Ressourcen geschont werden.

Kontakt: Mag.a Bettina Wagner
https://freiwillige.caritas-wien.at/aktiv-werden/freiwilligen-projekte/josefbus/

v.l.n.r.: Jürgen Schneider (BMNT), Foad Nooraei (Freiwilliger, Caritas der Erzdiözese Wien), Bettina Wagner (Projektleiterin, Caritas der Erzdiözese Wien), Rene Alfons Haiden (Präsident der ÖGUT), Monika Auer (Generalsekretärin der ÖGUT)
© LCOY/Adriana Bascone
© LCOY/Adriana Bascone

NOMINIERT:

Österreichische Jugendklimakonferenz - LCOY Austria

CliMates Austria, Wien

Die österreichische Jugendklimakonferenz, Local Conference of Youth Austria 2019, ist die Plattform für Bildung, Empowerment, kritische Diskussion und Vernetzung für junge Menschen zwischen 15 und 30 in Österreich.

Das Motto: Connecting youth for climate action.

Die österreichische Jugendklimakonferenz ist eine Konferenz mit etwa 350 Teilnehmenden und hat von 8.-10. November zum zweiten Mal in Wien stattgefunden. Von Workshops und Podiumsdiskussionen bis hin zu einem Markt der Initiativen, Projektideen-Pitches oder einem Open Space mit Beiträgen der TeilnehmerInnen gab es Räume für kritischen Austausch und Vernetzung. In einer Output-Session werden u.a. Vorschläge an die Politik und Wege für breiteres Engagement der Jugend erarbeitet. Das Programm ist interaktiv aufgebaut und ermöglicht auch, dass spontan neue Formate und Aktionen entstehen.

Vernetzung, Bildung und Vermittlung

Die Ziele der österreichischen Jugendklimakonferenz sind Vernetzung, Bildung und die Vermittlung von Handwerkszeugen, um das Erlernte weiterzutragen und selbst aktiv zu werden. Darüber hinaus sollen Ideen für und Forderungen an die österreichische Politik entwickelt und dieser übermittelt werden. Zusätzlich gibt es – über die Jugenddelegierten von CliMates Austria – einen internationalen Output an die UN-Klimakonferenzen.

Selbstorganisation und Aktivierung von Jugendlichen

Hervorgehoben wurde von der Jury die vorbildhafte Selbstorganisation der Jugendlichen bzw. der jungen Erwachsenen sowie die lebendige, intensive Auseinandersetzung und der Dialog, welcher in diesem Rahmen stattfindet. Die Konferenz umfasst vielfältige Formate und Methoden, welche Austausch und Aktivierung in Bezug auf das Thema Klimawandel fördern.

Kontakt: Adriana Bascone, Bsc., lcoy@climatesaustria.org, www.lcoy.at

Zum ÖGUT-Umweltpreis WORDRAP mit Adriana Bascone

v.l.n.r.: Jürgen Schneider (BMNT), Adriana Bascone, Nick Sinner (LCOY Austria Team), Rene Alfons Haiden (Präsident der ÖGUT), Monika Auer (Generalsekretärin der ÖGUT)