ÖGUT-Umweltpreis 2019
Nachhaltige Kommune (Sponsor: Österreichischer Städtebund):
- PREISTRÄGER: Begegnungszentrum St. Stefan-Afiesl
Gemeinde St. Stefan-Afiesl, Oberösterreich - NOMINIERT: Barrierefrei am Traunsee, Regionaler Beirat für Barrierefreiheit
Marktgemeinde Altmünster, Marktgemeinde Ebensee, Stadtgemeinde Gmunden, Gemeinde Traunkirchen, Oberösterreich - NOMINIERT: Ressourcenpark Leibnitz
Abfallwirtschaftsverband Leibnitz, Steiermark
PREISTRÄGER:
Begegnungszentrum St. Stefan-Afiesl
Gemeinde St. Stefan-Afiesl, Oberösterreich
Die Gemeinde St. Stefan-Afiesl entwickelte gemeinsam mit den BürgerInnen ein Konzept für ein multifunktionales Begegnungszentrum, um dem Verlust von sozialen Treffpunkten und Nahversorgungsstrukturen entgegenzuwirken.
2017 sperrte in der 1.100 EinwohnerInnen-Gemeinde der Nahversorger zu. Als 2019 auch das traditionsreiche Gasthaus Mayrwirt geschlossen werden sollte, entschloss sich die Gemeinde, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.
Umfassender Bürgerbeteiligungsprozess
Im Rahmen eines Agenda 21-Schwerpunktprojekts wurde ein umfassender Bürgerbeteiligungsprozess durchgeführt. Darauf aufbauend entwickelte man nach dem Vorbild von kooperativen Gasthäusern und Cafés in Süddeutschland und Vorarlberg ein Konzept sowie ein Betreiber- und Finanzierungsmodell. Am Standort des ehemaligen Mayrwirtes entsteht ein Zentrum mit Café, Gasthaus, Veranstaltungszentrum und einem Geschäft, das die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs sowie mit regionalen und biologischen bäuerlichen Produkten sichert.
Arbeitsplätze, Zusammengehörigkeit und Versorgung
Das Begegnungszentrum wird 2020 eröffnet. Die Planung des gemeinsamen Treffpunkts stärkt das Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl und verhindert die Entfremdung oder Vereinsamung, insbesondere von älteren BürgerInnen. Die Gastronomie und das Geschäft werden Arbeitsplätze schaffen, Einkaufsfahrten in andere Orte reduzieren und zudem die regionale kleinstrukturierte Landwirtschaft förder; beim Umbau wird auch auf eine ökologische Bauweise geachtet.
Schlüssiges und übertragbares Konzept für den ländlichen Raum
Der Jury würdigte insbesondere, dass es sich beim Begegnungszentrum um ein schlüssiges und übertragbares Konzept für den ländlichen Raum handelt. Das Projekt zeichnet sich durch seine kooperative Erarbeitung aus und berücksichtigt auch soziale und ökonomische Nachhaltigkeit.
Kontakt: Bürgermeister Alfred Mayr, www.ststefan-afiesl.at
NOMINIERT:
Ressourcenpark Leibnitz
Abfallwirtschaftsverband Leibnitz, Steiermark
Im Rahmen des Projektes errichtet der Abfallwirtschaftsverband Leibnitz in Kooperation mit den 29 Gemeinden des Bezirks insgesamt fünf Ressourcenparks. Der erste Ressourcenpark konnte 2019 eröffnet werden. Neben dem ökologischen Mehrwert werden bei diesem Projekt auch soziale Komponenten mitgedacht und Arbeitsplätze geschaffen.
Früher gab es im Bezirk Leibnitz insgesamt 34 Alt- und Problemstoffsammelstellen, die von den einzelnen Gemeinden betrieben wurden. Diese waren oft viel zu klein, entsprachen nicht mehr dem Stand der Technik und hatten nur eingeschränkte Öffnungszeiten.
Gemeinsam modernisieren
Auf Initiative des Abfallwirtschaftsverbandes beschlossen die Gemeinden, diese Infrastruktur gemeinsam zu modernisieren: Bis 2026 werden fünf professionelle Ressourcenparks errichtet. Durch gut erreichbare Standorte, optimale Öffnungszeiten und professionelles Service will man für die mehr als 82.000 EinwohnerInnen attraktiver werden. So sollen auch die von der EU geforderten höheren Recyclingraten – bis zu 75 Prozent im Verpackungsbereich und bis zu 65 Prozent im Bereich der Siedlungsabfälle – erreicht werden.
Erwartungen übertroffen
Der erste Ressourcenpark, der 2019 eröffnet wurde, übertraf jedenfalls die Erwartungen in der Kundenfrequenz und der sortenreinen Abfallmenge. Vieles, was früher aus Platzgründen zusammengeworfen wurde, kann nun getrennt gesammelt und recycelt werden; die Sperrmüllmenge wurde stark reduziert. Auch ein eigenes Sammelsystem für die Steiermark-Weinflasche zur Abfallvermeidung wurde eingerichtet. Zudem werden zahlreiche Arbeitsplätze – auch für körperlich beeinträchtige Menschen und Jugendliche – geschaffen.
Kooperation und positive soziale Wirkung
Vor diesem Hintergrund bewertet die Jury das Projekt als schlüssiges und übertragbares Konzept. Neben dem Erfolg in der Ressourcennutzung sei die Kooperation zwischen den Gemeinden und auch die positive soziale Wirkung hervorzuheben.
Kontakt: Obmann Bgm. Mag. Wolfgang Neubauer, Josef Krobath (Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsverbandes Leibnitz)
www.abfallwirtschaft.steiermark.at/leibnitz
NOMINIERT:
Barrierefrei am Traunsee, Regionaler Beirat für Barrierefreiheit
Marktgemeinde Altmünster, Marktgemeinde Ebensee, Stadtgemeinde Gmunden, Gemeinde Traunkirchen, Oberösterreich
Die vier Traunsee-Gemeinden Altmünster, Traunkirchen, Ebensee und Gmunden befassten sich im Rahmen des Agenda21-Prozesses intensiv mit dem Thema der Barrierefreiheit. Ziel war es, die Teilhabe aller Menschen in der Projektregion am öffentlichen Leben sicherzustellen und gleichzeitig Impulse für barrierefreien Tourismus zu setzen.
Die Idee für das Projekt entstand 2017 im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsprozesses in der Gemeinde Altmünster. In der dann gegründeten Steuerungsgruppe waren neben den vier Traunsee-Gemeinden auch Interessensvertretungen sowie BürgerInnen vertreten.
Begehungen mit BürgerInnen
Gemeinsam mit VertreterInnen aus Wirtschaft, Tourismus und Interessensvertretungen wurde ab 2018 das Thema Barrierefreiheit aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet – unter anderem im Rahmen des regionalen Gesundheitstags, aber auch konkret bei „Begehungen" mit betroffenen BürgerInnen. Dabei konnten alltägliche Hürden und Barrieren aufgezeigt und bereits erste kreative Lösungen entwickelt werden.
In zwei Schulungen zum Thema „Barrierefrei Planen und Bauen" wurden Tourismusbetriebe bzw. GemeindevertreterInnen sensibilisiert. Auch SchülerInnen befassten sich im Rahmen eines Schulprojekts mit dem Thema. Mittlerweile wurde das Projekt unbefristet verlängert; die Steuerungsgruppe wird als gemeindeübergreifender „Regionaler Beirat für Barrierefreiheit" weitergeführt.
Zentrales Thema der Lebensqualität
Die Jury hob hervor, dass die Gemeinden Barrierefreiheit als ein zentrales Thema der Lebensqualität sowohl für die BewohnerInnen als auch für TouristInnen erkannt und innovativ aufgegriffen haben. Als besonders positiv wurde die Einbindung der Stakeholder in die Steuerung des Prozesses und in die konkreten Begehungen zur Barrierefreiheit vor Ort erwähnt.
Kontakt: Christine Greunz, https://traunsee-almtal.salzkammergut.at/barrierefrei.html