ÖGUT-Umweltpreis–Wordrap

Christine Greunz: „Die Barrieren im Kopf beseitigen“

Die ÖGUT-UmweltpreisträgerInnen wurden 2019 verkündet, nun rücken die Nominierten für den ÖGUT-Umweltpreis ins Rampenlicht: Im dritten Teil unseres Umweltpreis-Wordraps berichtet Christine Greunz über das in der Kategorie „Nachhaltige Kommune" nominierte Projekt „Barrierefrei am Traunsee": Sie erzählt von Hürden im Denken oder durch Kopfsteinpflaster – und wie Gemeinden gerade durch Barrierefreiheit stärker zusammenwachsen können.

Christine Greunz. © Barrierefrei am Traunsee

Barrierefreiheit im Denken, Handeln und im Lebensraum war Thema des Projekts „Barrierefrei am Traunsee" der Gemeinden Altmünster, Traunkirchen, Ebensee und Gmunden. In der Steuerungsgruppe waren neben den vier Traunsee-Gemeinden auch Interessensvertretungen sowie BürgerInnen vertreten. Die Beraterin und Trainerin Christine Greunz war von Anfang an dabei und berichtet im ÖGUT-Umweltpreis-Wordrap darüber.

Die Idee ...

ist in Altmünster bei einem Bürgerbeteiligungs-Prozess aufgepoppt, den ich moderierte. Es gab dort schon Angebote für Menschen mit Beeinträchtigungen – einen Reiseveranstalter, einen Verein, auch ein barrierefreies Motorboot am Traunsee. Das Projekt „Barrierefrei am Traunsee" wurde dann für alle vier Traunsee-Gemeinden durchgeführt – und mittlerweile versuchen wir die Projektregion zu erweitern, also auf weitere Gemeinden in der Region auszudehnen.

Traunsee. © Barrierefrei am Traunsee
Begehung in Gmunden. © Barrierefrei am Traunsee

Die Herausforderung ...

war es zuerst einmal, die Barrieren im Kopf zu beseitigen. Viele glauben ja, dass Barrierefreiheit sie nichts angeht, doch es betrifft auch ältere Menschen, Eltern mit Kleinkindern, Menschen mit Verletzungen, also nicht nur Menschen, die einen Rollstuhl benutzen oder eine Sehbeeinträchtigung haben. Das haben wir durch viel Öffentlichkeitsarbeit vermittelt. Und bei den gemeinsamen Begehungen von Orten mit Betroffenen konnten die Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung live erleben, wo es Hürden gibt. Denn: Wir haben am Traunsee natürlich wunderschöne Gebäude und Plätze, aber die meisten davon sind alles andere als barrierefrei.

Die Anekdote

Da gab es viele – vielleicht diese: Bei einer solchen Begehung hat sich ein Politiker in einen Rollstuhl gesetzt und versucht, den Hauptplatz in Gmunden zu überqueren. In der Situation war es sehr lustig – geschafft hat er es nicht. Gerade Kopfsteinpflaster stellt eine große Hürde für Menschen im Rollstuhl dar, aber eben auch für Eltern mit Kinderwagen oder Menschen, die auf einen Rollator angewiesen sind. Teilweise sind aus den Begehungen heraus auch konkrete Umbauten entstanden: Das ist natürlich der schönste Effekt.

Barrierefrei am Traunsee

Der Tipp ...

wäre, die BürgerInnen bestmöglich in die Projektverantwortung mit einzubeziehen, über eine Steuerungsgruppe oder einen Beirat. Gerade Barrierefreiheit ist so ein gutes Thema, um in den Gemeinden stärker zusammenzuwachsen!

Die Nominierung zum ÖGUT-Umweltpreis ...

hat uns sehr gefreut und das Projektteam auch gestärkt. Gerade der politische Rückhalt in der Region ist ja immer ein wichtiger Faktor, und Auszeichnungen sind da gerne gesehen.

35 Jahre ÖGUT ...

... bedeutet für mich, die verschiedensten Möglichkeiten, Initiativen und Projekte im Bereich Ökologie und Nachhaltigkeit aufzuzeigen und sichtbar zu machen. Und das ist eine sehr wichtige Funktion. Das habe ich auch während der ÖGUT-Umweltpreis-Verleihung stark gespürt: So viele tolle Projekte, so viele engagierte Menschen – das war schon ein schönes Aha-Erlebnis.

vlnr: Vizebürgermeister von Altmünster Franz Spiesberger, Edi Scheibl (No Limits, Ebensee), René Schernberger, Christine Greunz, Bürgermeisterin von Altmünster Elisabeth Feichtinger, Florian Feichtinger. © Barrierefrei am Traunsee