ÖGUT-Umweltpreis 2019

Stadt der Zukunft (mit Unterstützung des BMVIT):

  • PREISTRÄGER: „Viertel Hoch Zwei": Sozialer Wohnbau mit Bauteilaktivierung
    ARTHUR KRUPP Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft GmbH; WIEN-SÜD - Gemeinnützige Bau- und Wohnungsgenossenschaft mbH.; IIBW – Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen GmbH; Steinkogler Aigner Architekten; Gugerell KG; Energieinstitut Vorarlberg; Dinhobl Bauunternehmung; FGW Forschungsgesellschaft; Archicolor, Marktgemeinde Theresienfeld (NÖ), Wien
  • NOMINIERT: „Metzler Naturhautnah" - Vollsolare Heizung mit Bauteilaktivierung und Energiespeicher
    „Metzler Naturhautnah", EnergieWerkstatt Keckeis Gebhard, Bmst. Christian Läßer, Egg/Bürs, Vorarlberg
  • NOMINIERT: Wohnhausanlage MGG22 – Mit Wind, Erdwärme und Beton gegen die Klimakrise
    M2plus Immobilien GmbH, Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Neues Leben, FIN – Future Is Now Kuster Energielösungen, Wien

 

© Arthur Krupp Gemeinn. Wohnungsges.mbH
© Arthur Krupp Gemeinn. Wohnungsges.mbH

PREISTRÄGER:

„Viertel Hoch Zwei": Sozialer Wohnbau mit Bauteilaktivierung

ARTHUR KRUPP Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft GmbH; WIEN-SÜD - Gemeinnützige Bau- und Wohnungsgenossenschaft mbH.; IIBW – Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen GmbH; Steinkogler Aigner Architekten; Gugerell KG; Energieinstitut Vorarlberg; Dinhobl Bauunternehmung; FGW Forschungsgesellschaft; Archicolor, Marktgemeinde Theresienfeld, Niederösterreich

Das Projekt „Viertel Hoch Zwei" ist ein Vorzeigebeispiel für eine neue flexible Wohn-Typologie und zeigt, dass Bauteilaktivierung auch im sozialem Wohnbau funktioniert und möglich ist.

Neu entwickelte Wohnbau-Typologie „Viertel hoch Zwei"

In der Marktgemeinde Theresienfeld errichtet die gemeinnützige Wohnungsgesellschaft „Arthur Krupp" ein gefördertes Wohnbauvorhaben mit 28 Wohneinheiten in vier Baukörpern, zwei davon in der neu entwickelten Wohnbau-Typologie „Viertel hoch Zwei". „Viertel hoch zwei" bietet zweigeschossige kompakte Fünfzimmer-Wohnungen mit knapp 100m². Das Besondere ist die Trennbarkeit der beiden Geschoße. Mit geringem Aufwand können aus der 5-Zimmer-Wohnung zwei 2-Zimmer-Wohnungen gemacht werden: als Startwohnung für die Kinder, für die Betreuung im dritten Lebensabschnitt oder für die Untervermietung in der Pension. Ziel des Projekts ist es, leistbare, klimaneutrale und langlebige Wohnungen zu errichten.

Innovatives Energiekonzept & geringe Energiekosten

Alle Systementscheidungen wurden auf Basis von Lebenszyklusberechnungen getroffen. Das innovative Energiekonzept beruht unter anderem auf folgenden Komponenten: Heizen und Kühlen mittels Bauteilaktivierung; Passivhaushüllenqualität; Luft-Wasser-Wärmepumpe; PV mit fast gänzlicher Eigennutzung zur Abdeckung von ca. 20 % des Jahresstromverbrauchs (inkl. Haushaltsstrom); Nutzung von Wind-Überschussstrom. Die Projektkonzeption begann 2016/2017, derzeit befindet sich das Projekt in der Bauphase und bereits Ende des Jahrs 2020 sollen die Wohnungen bezugsfertig sein. Die Energiekosten für Heizen, Kühlen und Haushaltsstrom sollen etwa 60 Euro pro Monat und Wohnung (100m2) betragen.

Lebenszyklusberechnungen als Grundlage für Systementscheidungen

Besonders beeindruckt war die Jury von der neuen Wohntypologie, die sich der Nutzung über den Lebenszyklus des Gebäudes anpasst. Vorbildhaft war die Einbindung von Stakeholdern sowie die Entscheidungsfindung für die einzusetzenden Systeme auf Grund von Lebenszyklusberechnungen.

Kontakt: DI Gerald Batelka, WIEN-SÜD - Gemeinn. Bau- und Wohnungsgenossenschaft mbH
Dr. Wolfgang Amann, IIBW – Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen GmbH
a3bau.at/viertel-hoch-zwei

v.l.n.r.: Theodor Zillner (BMVIT), Christof Anderle (ARTHUR KRUPP Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft GmbH), Wolfgang Amann (IIBW), Rene Alfons Haiden (Präsident der ÖGUT), Monika Auer (Generalsekretärin der ÖGUT)
© Matthäus und Norbert Mayr
© Matthäus und Norbert Mayr

NOMINIERT:

Wohnhausanlage MGG22 – Mit Wind, Erdwärme und Beton gegen die Klimakrise

M2plus Immobilien GmbH, Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Neues Leben, FIN – Future Is Now Kuster Energielösungen, Wien

Mit dem Projekt Wohnquartier MGG22 wurde erstmalig eine Kombination aus 100 % erneuerbarer Energie, Erdwärme und thermischer Bauteilaktivierung in einem sozialen Wohnbau umgesetzt.

Energieflexible Gebäude durch Bauteilaktivierung

Die Aktivierung massiver Bauteile aus Beton ermöglicht es, Gebäude „energieflexibel" zu betreiben: Energie wird mittels Wärmepumpe und thermischer Bauteilaktivierung (TBA) in den massiven Gebäudeteilen gespeichert, wenn diese gerade verfügbar ist. Abgegeben wird angenehme Strahlungswärme bzw. kühlende Temperierung. Angesichts immer häufiger werdender Hitzeperioden bietet diese Technologie im Neubau großes Potenzial zur ressourcenschonenden Kühlen von Gebäuden.

Im Projekt MGG22 wurde die Kombination aus 100 % erneuerbarer Energie (davon mehr als 80 % Wind-Überschuss-Strom), Erdwärme (Tiefensonden) und thermischer Bauteilaktivierung auch für kostengünstiges Kühlen weltweit erstmalig in diesem Maßstab realisiert. Durch die Nutzung der Zwischendecken als Langzeitspeicher kann entgegen aller geltenden Normberechnungsverfahren die Heizlast erheblich redimensioniert werden (von 840 kW auf 300 kW). Das ermöglicht eine gleichmäßigere Nutzung der Sole-Wasser Wärmepumpe und eine bessere Ausnutzung der Wind-Überschussenergie. Die Tiefensonden ermöglichen passives Kühlen im Sommer mit gleichzeitiger Regeneration des Erdreichs sowie eine teil-saisonale Speicherung.

Komfortables Heiz- und Kühlsystem mit geringen Energiekosten in einem synergetischen Energie-System

Mit dem Wohnquartier MGG22 konnten 160 Wohnungen im 22. Wiener Gemeindebezirk realisiert werden. Der Vorteil für die BewohnerInnen sind die extrem geringen Energiekosten (gerechnet wird mit unter 3 €/m² und Jahr). Das Projekt wurde mit Mitteln der Stadt Wien sowie Forschungsförderung des BMVIT unterstützt.

Die Jury beeindruckte insbesondere das synergetische Energie-System in dem Projekt. Neben der Bauteilaktivierung wurde auf Windstromversorgung und Sole-Wasser Wärmepumpen mit Tiefensonde gesetzt, um energie- und ressourceneffizientes Kühlen und Heizen zu erreichen. Die Speicherung von Windüberschussstrom in den Gebäudeteilen leistet auch einen wesentlichen Beitrag zur Effizienz-Steigerung und zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit Erneuerbarer Energie. Das Projekt zeichnet sich durch ein hohes Replikationspotenzial aus.

Kontakt: Dr. Norbert Mayr, www.mgg22.at

v.l.n.r.: Theodor Zillner (BMVIT), Harald Kuster (FIN – Future Is Now Kuster), Norbert Mayr (M2plus Immobilien), Johann Gruber (Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Neues Leben), Rene Alfons Haiden (Präsident der ÖGUT), Monika Auer (Generalsekretärin der ÖGUT)
© Gebhard Keckeis
© Gebhard Keckeis

NOMINIERT:

„Metzler Naturhautnah" - Vollsolare Heizung mit Bauteilaktivierung und Energiespeicher

„Metzler Naturhautnah", EnergieWerkstatt Keckeis Gebhard, Bmst. Christian Läßer, Egg/Bürs, Vorarlberg

Das Multifunktionsgebäude Metzler „Naturhautnah" ist innovativ und zukunftsweisend. Das Wärmekonzept beruht auf 100 % Wärme aus Sonnenenergie mit Bauteilaktivierung.

Solarenergiekonzept mit Bauteilaktivierung

Für Bauherrn Ingo Metzler, Inhaber und Erzeuger von Molke-Naturkosmetik, war es seit jeher ein Anliegen, seine Arbeit mit der Natur in Einklang zu bringen. Bereits im Besitz einer großen Photovoltaik-Anlage für die Stromerzeugung, sollte für die Betriebserweiterung eine möglichst emissionsfreie Heizung (Heizwärmebedarf > 85.000 kWh) realisiert werden. Gemeinsam mit der EnergieWerkstatt Keckeis wurde ein Solarenergiekonzept entwickelt. Gewählt wurde eine Bauteilaktivierung mit der alleinigen Nutzung von Sonnenenergie, um das Betriebsgebäude mit 14.000 m³ Bauvolumen zu beheizen.

Schotterspeicher für Betriebserweiterung

Zur Energiespeicherung wird der Schotter unter dem Betriebsgebäude genutzt. Die besondere Herausforderung für die Wärme-Speichertechnik war es, einen ausgeglichenen Energiespeicher für das ganze Jahr zu schaffen. Der Schotterspeicher, welcher 860 m³ umfasst, nimmt den gesamten Wärmeüberschuss auf und speichert diesen für den Winter. Die Solarwärmenutzung erfolgt mit einer dazu entwickelten Sechs-Leiter-Wärmepumpe. In der Praxis schaffte diese es erfolgreich, den gesamten errechneten Heizwärmebedarf für Heizung, Lüftung und Warmwasser „emissionsfrei" abzudecken. Das Solarenergiekonzept schafft im Betrieb über 110.000 kWh emissionsfreien Wärmeertrag pro Jahr. Außerdem ermöglicht die Speicherleistung mit über 65.000 kWh/a eine störungsfreie Energieversorgung im Winter.

Ganzjährige Bereitstellung von Wärme für Heizung, Lüftung und Warmwasser

Die Jury überzeugte das umfassende ökologische Verständnis sowie die saisonale Speicherung von Sonnenenergie im Schotterspeicher, welche eine ganzjährige Bereitstellung von Wärme für Heizung, Lüftung und Warmwasser ermöglicht.

Kontakt: Keckeis Gebhard, info@energie-werkstatt.at, www.energie-werkstatt.at

v.l.n.r.: Theodor Zillner (BMVIT), Ingo Metzler(„Naturhautnah“), Christian Läßer (Architektur Planung und Bauleitung), Gebhard Keckeis (Energiewerkstatt Keckeis), Rene Alfons Haiden (Präsident der ÖGUT), Monika Auer (Generalsekretärin der ÖGUT)