ÖGUT-Umweltpreis 2000

ÖGUT-Umweltpreis 2000

Kategorien:

Betrieblicher Umweltschutz

Hauptpreis

Projekt: "Eloxal - Nachhaltigkeit im Herzen der Stadt"
Preisträger: Josef Mair, Eloxieranstalt A. Heuberger GmbH (eloxal@heuberger.at)
Sponsor: Österreichische Kommunalkredit AG

Mit 15 Mitarbeitern und einem Umsatz von 15 Millionen ATS ist die Eloxieranstalt A. Heuberger GmbH ein typischer österreichischer Klein- und Mittelbetrieb. Sie hat mitten in Graz einen Standort, der den Leitlinien des nachhaltigen Wirtschaftens entsprechen soll. Dazu wurden konsequent die Anforderungen einer nachhaltigen Wirtschaftsweise am Betrieb erarbeitet und gemeinsam mit Behörden, Anrainern, Lieferanten, Kunden und Beratern Lösungen gesucht.

Folgende Verbesserungen konnten bisher im Rahmen des sogenannten Projekts "Eloxal 2000" umgesetzt werden:

  • Der flächenbezogene Wasserverbrauch wurde um 60% reduziert.
  • Der Erdgasbedarf zur Beheizung der Bäder wurde um 20% reduziert. · Der Chemikalienverbrauch wurde um 15% reduziert. 
  • Der Chemikalienverbrauch wurde um 15% reduziert.
  • Der Verpackungsabfall wurde praktisch auf Null reduziert.
  • Die EMAS-Validierung wurde erreicht.
  • Das Ausbildungskonzept und -programm für die Mitarbeiter wurde mit dem Knewledge Preis ausgezeichnet.
  • Ein aktiver Dialog mit der regionalen Behörde wird geführt, der Ansatz publiziert und präsentiert.
  • Gemeinsam mit der TU Graz, Joanneum Research und STENUM wird in Forschungsprojekten weitergearbeitet.

Anerkennungspreis

Projekt: "Mischek Baulogistik Konzept: Bahn statt LKW!"
Preisträger: Mischek Bau AG (t.belazzi@mischek.at)
Sponsor: Henkel Central Eastern Europe

Etwa 30% des Material- und Energieverbrauchs der österreichischen Volkswirtschaft entfallen auf die Bauwirtschaft. Insbesondere der LKW-Verkehr trägt zur Bildung von Luft-schadstoffen wie Rußpartikel und den chemischen Vorstufen des bodennahen Sommer-ozons bei. Für ca. 37% der Wiener Gesamt-CO2-Emissionen ist der innerstädtische LKW-Verkehr verantwortlich, von denen rund die Hälfte auf den Baustellenverkehr entfällt. Um das Klimaschutzprogramm im Rahmen des Kyoto Klimaschutzprotokolls umsetzen zu können, sollen die CO2-Emissionen in Wien bis zum Jahr 2010 um 14% reduziert werden.

Die Idee des Projekts ist es, ein umweltfreundliches Baulogistikkonzept zu entwickeln, indem die Transporte möglichst von der Strasse auf die Schiene verlagert werden. Der Abtransport des Aushubs und der überwiegende Teil der Beton-Fertigteile sollen grossteils mit der Bahn erfolgen. Nur das kurze Stück von der Baustelle zum nächst gelegenen Bahnhof erfolgt mit LKW.

Am Projekt "Van der Nüll Gasse", der Errichtung einer Wohnhausanlage in Wien 10, zeigt Mischek, dass die Idee erfolgreich umgesetzt werden kann. Der Aushub (insgesamt 7.400 m3) wurde in Mulden verladen und zum nahegelegenen Südbahnhof gefahren. Dort wurden die Mulden auf die Bahn verladen und zur Wiederbefüllung einer Schottergrube ausserhalb Wiens verwendet. Weiters wurden 5.300 t schwere Fertigteile für den Hochbau zur Baustelle transportiert.

Insgesamt konnten dadurch grosse Mengen an Diesel (20.800 Liter) eingespart und 58 t CO2 sowie andere mit dem LKW-Schwerverkehr verbundene Schadstoffe wie NOX, SO2 und Dieselruß vermieden werden. Ausserdem führte die Verkehrsverlagerung auf die Schiene zu einer Reduktion des Strassenverkehrs und der damit verbundenen Lärmemissionen. Allerdings ist das Logistikkonzept für Aushubmaterialien deutlich teurer als der "konventionelle" Transport per LKW. Das Konzept wird aufgrund dessen noch einmal überarbeitet. Der Bahntransport der Mischek-Fertigteile hingegen erwies sich als technisch und finanziell ausgereift, sodass er bei weiteren Baustellen angewandt werden kann.

Die Mischek Bau AG setzt die gewonnen Erkenntnisse bereits heute weiter um:
Die Aushublogistik wird derzeit weiter verbessert, die Fertigteillogistik bereits bei anderen Baustellen eingesetzt. Damit werden bis Ende 2001 zumindest 500 weitere Wohnungen mit diesem Baulogistik-Konzept gebaut. Es lässt sich gut auf andere Baustellen (in Verbindung mit anderen Wiener Bahnhöfen bzw. Bahnanschlüssen) übertragen und auf andere Baustoffe (wie Ortbeton, Ziegel oder Erde) erweitern.

Forschung und Technologieentwicklung

Hauptpreis

Projekt: "Passivhausfenster"
Preisträger: Manfred Sigg, Sigg Tischlerei und Glaserei GesmbH & Co KG (tischlerei@sigg.at) und Dr. Eckhart Drössler, Performance Dr. Drössler KEG
Sponsor: bmvit - Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie

Für Passivhäuser sind Fenster mit einem Gesamt-U-Wert von < 0,8 W/m²K gefragt. Um diese Vorgaben zu erfüllen, wurden bisher die speziell für Passivhausfenster entwickelten Fensterkantel mit einer Purenit-Zwischenschicht versehen. Ein vom ökologischen Standpunkt her unerwünschtes Detail. Purenit ist ein Kunststoff und verunreinigt die ansonsten noch gut brauchbaren Holzabfälle, die dann in der hauseigenen Biomasse-feuerung nicht mehr genutzt werden können.

Die Idee des Projekts ist es, ein einfaches Passivhausfenster zu entwickeln. Es sollte

  • aus Holz sein
  • nur mit kostengünstigen und überall verfügbaren Zusatzmaterialien produziert werden
  • kein PVC, Purenit oder andere vermeidbare Kunststoffe enthalten
  • so problemlos hergestellt und entsorgt werden, können wie alle anderen heutigen Holzfenster
  • von jedem zeitgemäß eingerichteten gewerblichen Fensterhersteller mit geringen Zusatzinvestitionen gefertigt werden können, sodass eine rasche und flächendeckende Versorgung möglich ist
  • im eingebauten Zustand und ohne zusätzliche Rahmenüberdämmung einen Gesamt-U-Wert von 0,8 W / m²K unterschreiten

Aufgrund der ausgezeichneten U-Werte der am Markt befindlichen Gläser (bis zu 0,5 W/m²K) spielt die Rahmenkonstruktion eine bedeutende Rolle in der Bewertung des gesamten Fensters. Es werden Luftschlitze in den Holzrahmen eingefräst, die an der Aussenseite des Rahmens mit einem aufgeleimten Holzelement wieder geschlossen werden. Dadurch entstehen im Kern des Fensterrahmens geschlossene Luftschichten, die den Dämmwert des Rahmens entscheidend verbessern. Mit einer Verstärkung des Holzrahmens auf nur 98 mm, waren schliesslich auch die technischen Anforderungen erreicht und die Festigkeit des Rahmens gewährleistet.

Die angestrebten Ziele wurden erreicht und Lizenzpartner, die bereits Fenster herstellen, haben die Möglichkeit, nach einer Schulung und einer Zusatzinvestition von ATS 400.000,- die Produktion des neuen Fensters aufzunehmen.

Auswirkungen und Erfolge des Passivhausfensters sind in folgenden Bereichen zu verzeichnen:

  1. Umwelt - Reduktion des Wärmeverlustes durch geschlossene Fenster, Holz statt Kunststoff, Schaffung eines rasch verbreitungsfähigen Passivhausfensters, höhere Lebensdauer und einfachere Reparaturmöglichkeiten
  2. Ökonomie - Innovationschance für Klein- und Mittelbetriebe
  3. Öffentlichkeit - Publikationsserien in einschlägigen Fachmedien, Passivhaustagungen

Mittel- und Osteuropa

Hauptpreis

Projekt: "Umsetzung von Energiesparmaßnahmen in rumänischen Schulen"
Preisträger: Allplan GmbH (wien@allplan.co.at)
Sponsor: Henkel Central Eastern Europe

In Summe gibt es in Rumänien mehr als 25.000 Schulen, in denen cirka 4 Millionen SchülerInnen unterrichtet werden. Viele der Schulen sind älter als 100 Jahre oder in einem sehr schlechten Zustand. Die zur Verfügung stehende Energie zur Beheizung und Beleuchtung kann oftmals nur ineffizient eingesetzt werden und die Lern- und Lehrbedingungen für SchülerInnen und LehrerInnen sind daher - insbesondere im Winter - unzumutbar.

Die Idee dieses Projekts ist es, anhand von vier Demonstrationsobjekten die Rahmen-bedingungen in rumänischen Schulen zu verbessern und durch die Beteiligung der SchülerInnen an der Erarbeitung der Energiesparmassnahmen das Umweltbewusstsein zu wecken. Unterstützt wurde das Projekt durch Fördermittel der EU, da energieeffizienzsteigernde Massnahmen in Rumänien kürzere Amortisationszeiten aufweisen als in anderen Ländern der EU und damit sehr kosteneffektiv sind.

Ziel des Projekts ist es, den ineffizienten Energieeinsatz im Schulwesen aufzuzeigen, Energiesparmassnahmen durchzuführen und durch enge Zusammenarbeit mit den lokalen Entscheidungsträgern im Bildungswesen Informationsarbeit zu leisten. Dafür wurden folgende Schwerpunkte gesetzt:

  • Identifizierung von vier Schulobjekten zur Durchführung von Demonstrationsprojekten
  • Ermittlung der sinnvollsten Energieeinsparungsmassnahmen für die Demonstrations-projekte
  • Umsetzung dieser Einsparungsmassnahmen
  • Trainingsseminar für Entscheidungsträger im Schulwesen
  • Ausarbeitung eines Aktionsplanes für die Multiplikation der Demonstrationsprojekte

Die Demonstrationsprojekte wurden nach folgenden Kriterien ausgewählt:

  1. Alle technische Bereiche für Energiesparmassnahmen (Gebäudehülle, Heizungsanlage, Beleuchtung) sollten berücksichtigt werden und
  2. das Optimum aus den zur Verfügung stehenden Mitteln und den erreichbaren Energieeinsparungen erzielt werden.

In den ausgewählten Schulen wurden Fenster ausgetauscht, Heizungsanlagen und Beleuchtungssysteme erneuert. Diese Massnahmen wurden in den Sommerschulferien 1999 umgesetzt. Die Energieeinsparungen, die erst nach Ablauf der Heizperiode feststehen, werden mit 11 - 50% eingeschätzt.

Im Rahmen eines dreitägigen Trainingsseminars wurde die Notwendigkeit und die Rentabilität der Durchführung von Energiesparmassnahmen gemeinsam erarbeitet und das energiebewusste Verhalten von SchülerInnen und LehrerInnen diskutiert. Schliesslich bildet der Aktionsplan das Bindeglied zwischen den durchgeführten Demonstrationsprojekten und ihrer Nachfolgeprojekte, der Informationen über einzelne Schritte von Energiesparmassnahmen bis zur Finanzierung beinhaltet.

Anerkennungspreis

Projekt: Unterstützung Erneuerbarer Energieträger in Bulgarien und Rumänien (Promoting Renewable Energy Industrial Developement in Bulgaria and Romania)
Preisträger: Mag. Manfred Stockmayer, KWI Project Developement and Consulting GmbH (ms@kwi.at)
Sponsor: Saubermacher AG

Der einst florierende Wirtschaftszweig der erneuerbaren Energieträger hat in den Ländern Bulgarien und Rumänien wesentlich an Bedeutung verloren. Aufgrund der Verringerung der Staatsverschuldung konzentrierte man sich in der Vergangenheit vor allem auf die Bereitstellung billiger Energien für Haushalte und Industrie. Nachdem sich jedoch eine teilweise Liberalisierung der Wirtschaft abzeichnet und sowohl private Unternehmen, nationale Agenturen als auch Gemeinden ihr Interesse an erneuerbaren Energieträgern bekunden, ist es an der Zeit, weitere Entwicklungen des Sektors durch privatwirtschaftliche Initiativen voranzutreiben.

Die Idee des Projekts ist es, den Wirtschaftszweig der erneuerbaren Energieträger in beiden Ländern wieder zu reaktivieren und den wichtigsten Akteuren Ansätze in den Bereichen Technik, Management und Finanzierung zur Entwicklung von Projekten weiterzugeben. Dabei wurden folgende Bereiche behandelt:

  • Biomasse
  • Kleinwasserkraft
  • Solarenergie (thermisch)
  • Geothermie

Ziel des Projekts war einerseits die Erhöhung der Kompetenz aller Vertreter in allen Aspekten der Nutzung erneuerbarer Energieträger, andererseits die Förderung von Kontakten auf nationaler Ebene zwischen den involvierten Personen.

Die Einzigartigkeit des Projekts ist dadurch gekennzeichnet, dass gesamte Wirtschafts-sektoren in beiden Ländern stimuliert werden. Durch Studienreisen nach Österreich, Frankreich und Griechenland konnten beispielsweise auch intensive Kontakte mit Unternehmen, Behörden und Institutionen hergestellt werden, die v.a. bei der weiteren Umsetzung eine wichtige Hilfe darstellen können.

Das Gesamtprojekt wurden von einem internationalen Konsortium durchgeführt, das sich aus britischen, französischen, deutschen und österreichischen Unternehmen zusammensetzte. KWI war verantwortlich für die Bereiche Biomasse und Kleinwasserkraft. Es wurden mehr als 40 konkrete Projektideen diskutiert und 21 Machbarkeitsstudien fertiggestellt. Durch die identifizierten Projekte, mit Gesamtinvestitionskosten von 30 Mio. Euro, können insgesamt mehr als 160.000 Tonnen CO2 pro Jahr reduziert werden sowie positive regionale Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte ausgelöst werden.

Essaypreis

Hauptpreis

Projekt: "Frische Semmeln und neue Werte"
Preisträgerin: Dodo Kresse, Journalistin und Schriftstellerin
Sponsor: Österreichische Lotterien GesmbH

"Es ist früh am Morgen. Meine Frau und ich lümmeln am Fensterbrett und beobachten Briefträger, Bauarbeiter und das Gras, das nach der Sense schreit. Unser Nachbar Enrique macht sich federnden Schrittes auf den Weg in die Bäckerei um, wie jeden Samstag, ein paar Semmeln für sich und seine Herzallerliebste zu besorgen. Zehn Minuten später sehen wir Enrique pfeifend retour kommen. Trotz seiner fünfundvierzig Lenze scheint er mit den überschüssigen Energien eines siebzehnjährigen gesegnet zu sein..."

CA Sonderpreis

Projekt: Entwicklung eines neuartigen Enzym-Membranreaktors zur Hydrolyse von Lactose
Preisträger: Dr. Senad Novalin, BOKU Wien, Institut für Lebensmitteltechnologie (nov@edv2.boku.ac.at)
Sponsor: Creditanstalt

In der milchverarbeitenden Industrie fallen weltweit jährlich etwa 1,2 Millionen Tonnen Molke an. Aufgrund des Lactosegehaltes (70-75% in Trockensubstanz) stellt dieses Nebenprodukt eine hohe Abwasserbelastung und damit ein Problem für die Umwelt dar. Dem Institut für Lebensmitteltechnologie (Vorstand o. Univ. Prof. Dr. K. D. Kulbe) ist es gelungen, eine industriereife Anlage zu entwickeln, die die Molke zu einem wertvollen Rohstoff umwandelt und eine weitere Nutzung ermöglicht.

Die Idee des Projekts ist die Veredelung von Molke. Durch die enzymatische Spaltung der in der Molke vorhandenen Lactose entstehen die Monosaccharide Glucose und Galactose. Dadurch wird die Molke süsser und hat als "veredelte" Molke (deutlich reduzierter Lactosegehalt) ein interessantes marktwirtschaftliches Potenzial. Auch bei der Verarbeitung von Milch wird an einem innovativen Verfahren geforscht. Um eine Produktverbesserung durchzuführen, wurde der Milch bisher einfach das Enzym zugegeben, wobei der Zusatz von Fremdstoffen als wesentlicher Nachteil angesehen wird (z.B. geschmackliche Einbußen).

Das spezielle Ziel des Projekts ist die Verarbeitung von Molke, die in der Speiseeis-erzeugung Verwendung findet. Mit Hilfe der Firma LACTOPROT, die für die Montage und Errichtung der Anlage verantwortlich ist, soll der Produktionsbetriebe bereits im nächsten Jahr beginnen. Die Produkte sind vor allem für den Export bestimmt.

Ein besonderes Merkmal des Prozesses besteht darin, dass in einem Membran-Diffusionsreaktor mit Hilfe geeigneter Hohlfasermembranen die Enzyme im Kreis geführt werden und somit nicht in das Produkt gelangen. Dadurch ist es erstmals gelungen, eine aus praktischer und wirtschaftlicher Sicht funktionierende Technologie zu entwickeln. Durch die Entwicklung verschiedener verfahrenstechnischer Massnahmen wie

  • Verwendung von thermophilen Enzymen, d.h. Durchführbarkeit des Prozesses bei höheren Temperaturen (>60°C),
  • UV-Bestrahlung der Enzymlösung, wobei die Bestrahlungsintensität eine wichtige Rolle spielt und 
  • Sterilfiltration (kontinuierliche Mikrofiltration) der Enzymlösung während des Prozessbetriebes

können bisherige Probleme weitgehend gelöst werden (insbesondere das Mikroorganismen-wachstum in der Enzymlösung).

Mit dem vorliegenden Forschungsprojekt ist es gelungen, die Umweltbelastung zu reduzieren und gleichzeitig innovative Konsumgüter bereit zu stellen.