Umweltzeichen Webinar
Grünes Geld für grüne Investitionen - „EU-Taxonomie – Einblicke, Analysen und Anforderungen“
Das Webinar beleuchtete zentrale Entwicklungen und aktuelle Herausforderungen rund um die EU-Taxonomie.
Montag, 26. Mai 2025, 13:30 – 15:00 Uhr, online
In vier kompakten Fachinputs erhielten die Teilnehmer:innen fundierte Einblicke in den Stand der Umsetzung und regulatorische Anforderungen.
Das Webinar ist eine weitere Folge der Webinar-Reihe „Grünes Geld für grüne Investitionen" und wurde von der ÖGUT im Auftrag des BMLUK und in Kooperation mit dem Verein für Konsumenteninformation/Umweltzeichen durchgeführt.
Rückblick und Vortragsunterlagen
Die Präsentationsunterlagen sowie die Aufzeichnung des Webinars finden sie weiter unten auf dieser Seite. Eine ausführliche Zusammenfassung können Sie auf der Umweltzeichen-Webseite lesen.
Programm
- 13:30 Begrüßung und Einführung
BMLUK und ÖGUT
Videoaufzeichnung - 13:35 EU-Taxonomiereporting 2024: Aktuelle Studie zu Fortschritten bei der Offenlegung von Taxonomie-Kennzahlen
Angela McClellan, Director, Sustainable Finance, PwC Germany
Videoaufzeichnung - 13:55 Analyse zur Taxonomiekonformität des europäischen Fondsmarktes
Stefan Roithmeier, Geschäftsführer, The Value Group GmbH
Videoaufzeichnung
Präsentationsunterlagen - 14:20 Analyse der Taxonomie-Berichterstattung österreichischer Unternehmen
Mirjana Kovacevic, Grüne Finanzen und nachhaltige Wirtschaft, BMLUK
Videoaufzeichnung
Präsentationsunterlagen - 14:35 Österreichisches Umweltzeichen & EU-Taxonomie: Anforderungen und Verknüpfungen zwischen nationalem Umweltzeichen und europäischer Regulierung
Raphael Fink, Projektleitung Umweltzeichen, VKI
Videoaufzeichnung
Präsentationsunterlagen - 14:50 Zeit für Ihre Fragen
Videoaufzeichnung
Ende des Webinars: 15:00 Uhr
Moderation: Susanne Hasenhüttl, ÖGUT
Videoaufzeichnung
Antworten zu Fragen aus dem Chat
Allgemeine Fragen zur Taxonomie
Ziel der Taxonomie ist es, Kapital in nachhaltige Wirtschaftstätigkeit zu lenken. Wird dabei die Unterscheidung zwischen Primär- und Sekundärmarkt berücksichtigt? Denn geschätzt 95% der der Transaktionen in Investmentfonds finden am Sekundärmarkt statt, wo Kapital zwischen Investoren zirkuliert, aber nicht zu Unternehmen gelangt. Eingedenk dessen: Was bringt da eine Taxonomiequote?
Ja, die Taxonomie misst in erster Linie, wie nachhaltig Fonds aktuell investiert sind, unabhängig davon, ob Kapital direkt ins Unternehmen fließt oder nur Anteile am Sekundärmarkt gehandelt werden. Die Quote allein lenkt kein Kapital, sie schafft aber Transparenz – und erhöht damit den Druck auf Unternehmen, ihre Nachhaltigkeit zu verbessern, weil es investitionsrelevant wird. Langfristig wirkt sie also indirekt auch auf den Primärmarkt.
Die EU-Taxonomie unterscheidet nicht zwischen Kapitalflüssen über Primär- oder Sekundärmarkt, sondern ist ein reines Transparenzinstrument zur Klassifizierung „ökologisch nachhaltiger Wirtschaftstätigkeiten". Eine Taxonomiequote für Fonds misst insofern rein den Anteil von Investments in als "ökologisch nachhaltig" klassifizierte Wirtschaftstätigkeiten. Die Taxonomie soll damit in erster Linie Transparenz und Vergleichbarkeit schaffen, sowie Anreize für grüne Wirtschaftstätigkeiten in Zeiten steigender Nachfrage von Investoren und Kreditgebern nach grünen Assets schaffen. Die Taxonomie allein wird das Ziel der Klimaneutralität nicht erreichen, aber sie ist ein wichtiges Instrument auf dem Weg dorthin.
Im Umweltzeichen wird dieser Unterschied nicht berücksichtigt. Insofern hat eine Taxonomiequote hier wohl insbesondere zu Beginn einen marginalen realen Effekt, sondern stellt eher auf indirekte Effekte ab. Die Integration der Taxonomie soll etwa auch dazu dienen, die Taxonomie als generelles Instrument der Portfoliosteuerung zu etablieren – was dann künftig am Primärmarkt durchaus Relevanz entwickeln könnte.
Frage an Raphael Fink
Wie steht der VKI zur Diskussion um die Berücksichtigung von Rüstungsaktien in die Taxonomie?
Aus Umweltzeichen-Sicht ist diese Frage nicht relevant, da konventionelle wie kontroversielle Waffen im UZ 49 ausgeschlossen sind. Dasselbe gilt ja auch für Nuklearenergie. Nur weil etwas taxonomiekonform ist oder sein soll, bedeutet das nicht, keine Ausschlusskriterien diesbezüglich festsetzen zu können. Im Gegensatz zur Grundidee der Taxonomie widerspiegeln Ausschlusskriterien auch Werthaltungen – es ist fraglich, ob auf Nachhaltigkeit bedachte österreichische Konsument:innen in UZ 49-Fonds Investitionen in Rüstungsunternehmen sehen wollen würden, weil diese etwa soziale Arbeitsstandards berücksichtigen und einen höheren Anteil erneuerbarer Energien bei der Herstellung ihrer Rüstungsgüter verwenden.
Frage an Mirjana Kovacevic
Die Studie zu den DNSH: Was wird die Studie umfassen?
Die bis Ende 2025 geplante Studie zu den DNSH-Kriterien analysiert die Herausforderungen bei der Umsetzung der entsprechenden Anforderungen der EU-Taxonomie-Verordnung durch Nichtfinanz- und Finanzunternehmen in Österreich. Im Mittelpunkt stehen Hürden bei der praktischen Umsetzung und sektorspezifische Probleme. Die Untersuchung stützt sich auf eine Literaturanalyse, qualitative Interviews aus unterschiedlichen Sektoren und den Austausch mit Expert:innen. Ziel ist es, praxisnahe Einblicke in die bisherigen Erfahrungen österreichischer Unternehmen zu gewinnen. Auf Basis dieser Erkenntnisse sollen zentrale Umsetzungsprobleme identifiziert und konkrete Vorschläge erarbeitet werden, wie die Anwendung der DNSH-Kriterien erleichtert und gezielt unterstützt werden kann.
Fragen an Stefan Roithmeier
Haben Sie auch konkrete Taxo-Zielformulierungen in den pre-contractuals gefunden und falls ja, wie hoch ist der Anteil von Fonds, die so etwas im Prospekt (EET) angeben und in welcher (Mindest)Höhe?
Da die Studie über 3.750 Fonds umfasst und die Datenanbieter diese noch nicht systematisch zur Verfügung stellen, war es im gegebenen Zeitrahmen nicht möglich, die Zielformulierungen in den Pre-Contractuals systematisch zu analysieren. Eine manuelle Auswertung hätte den Rahmen deutlich gesprengt.
Mit Daten welcher Provider wurde die Studie durchgeführt?
Für die Analyse wurden verschiedene Datenquellen verwendet. Die reinen Taxonomiedaten basieren jedoch überwiegend auf Daten von MSCI da diese die größte Abdeckung zur Verfügung gestellt haben.
Bei berichteten Daten ist man doch unabhängig von Providern, nicht?
Grundsätzlich ja. Allerdings haben nicht alle Anbieter das gleiche Universum und auch die Aktualisierungszeitpunkte unterscheiden sich hier vielmals.
Ich hatte den Eindruck, dass frz. und italienische Fonds besser abschneiden als DACH?
Das stimmt. Zum einen lag die Anzahl der analysierten Fonds aus Frankreich und Italien bei rund 200, während im DACH-Raum über 800 Fonds untersucht wurden. Zum anderen sind 86 % der betrachteten Fonds aus Frankreich und Italien als Artikel-8- oder -9-Produkte klassifiziert – im DACH-Raum lediglich rund 60 %. Diese unterschiedliche Produktstruktur hat einen spürbaren Einfluss auf das durchschnittliche Taxonomie-Ergebnis.