Büro DI Reinhold Wetschko

Rückblick

klimaaktiv mobil Bauträger-Webinar: Klimafreundliche Mobilität im Steirischen Wohnbau. E-Mobilität und Ladeinfrastruktur in Bestandswohnbauten

Beim Webinar am 17.03.2022 konnten sich Bauträger und Netzbetreiber rund um das Thema „Klimafreundliche Mobilität im Steirischen Wohnbau“ austauschen. In fünf Impulsvorträgen wurden Praxisbeispiele sowie Informations- und Förderangebote seitens des Landes Steiermark und des Bundes vorgestellt. In der abschließenden, gemeinsamen Diskussion konnten Erfahrungen und Fragen eingebracht werden.

Vortragsinhalte


Gerald Mayrhofer von der Linz AG stellte das Projekt URCHARGE, also „Urbanes Laden" vor. Gemeinsam mit der TU Wien, KEBA AG und ETA wurde der Frage nachgegangen, wie Laden im urbanen Bereich in Zukunft machbar sein wird und wie die dafür notwendige Ladeinfrastruktur im großvolumigen Wohnbau nachgerüstet und optimiert werden kann, auch hinsichtlich sozialer Aspekte. In einer fünfmonatigen Pilotphase testeten rund 50% der PKW-Nutzer:innen einer Wohnhausanlage die 51 gratis zur Verfügung gestellten Elektro-Autos samt Ladeinfrastruktur. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die notwendige Leistung mittels Lastmanagement ohne Probleme bereitgestellt werden konnte und bei nur knapp über 1 kW Leistung pro Ladepunkt lag und damit noch einmal deutlich geringer als in Vorprojekten ermittelt. Der Großteil der Teilnehmer:innen bemerkte keinerlei Einschränkungen bezogen auf das Lastmanagement. Auch die Möglichkeit, eine gesteuerte Ladung im Zeitfenster zwischen 20:00 Uhr und 05:00 Uhr durchzuführen, war eines der Ergebnisse. Zusätzlich wurde durch das Projekt auch im regulatorischen Bereich ein Fortschritt erreicht: hinsichtlich Brandrisiko sind E-Autos bezüglich der baulichen Anforderungen in Garagen nun konventionellen Autos gleichstellt.

Im Anschluss stellte Philipp Marinitsch (Energie Steiermark) die E-Mobilitätslösungen der Energie Steiermark vor. Der Fokus lag dabei vor allem auf den Lade-Komplettlösungen für den Wohnbau. Das Unternehmen ist der größte Ladestellenbetreiber im Bundesland Steiermark und bietet Ladeinfrastruktur von der Planung bis hin zum Betrieb (inklusive Wartung, Betrieb und Servicierung) an. Ein wichtiges Element stellt dabei die E-Mobilitätslandkarte dar. Aus Sicht des Netzbetreibers ist eine Komplettlösung der Einzellösung auf jeden Fall vorzuziehen, um ein intelligentes Lastmanagement nutzen und die Leistungsverteilung optimieren zu können. Auch eine aufwendige netztechnische Integration kann so vermieden werden. Ein weiterer Nachteil bei Einzellösungen ist, dass das Eigentum der Ladeinfrastruktur nicht an die Gemeinschaftsanlage gebunden und somit auch mit einem erhöhten Mehraufwand und Mehrkosten in Errichtung, Wartung und Betrieb verbunden ist. Bei der Komplettlösung tritt der Netzbetreiber als Eigentümer der Ladeinfrastruktur auf und geht in weiterer Folge einen Vertag mit der WEG/ Hausverwaltung und den Parkplatzeigentümer:innen ein. Zum Abschluss wurde noch die low-cost Ladeinfrastruktur #HEY CHARGE vorgestellt.

Im darauffolgenden Vortrag präsentierte Marcus Deopito (ENNSTAL/ENW) konkrete Fallbeispiele und Praxiserfahrungen vom Bauträger und Hausverwalter. Die Wohnbaugruppe verwaltet ca. 50.000 Einheiten in den drei Bundesländern Oberösterreich, Steiermark und Kärnten und legt den Fokus vor allem auf die Bestandsnachrüstung. Zu Beginn wurde betont, dass die Anzahl der Anfragen bezüglich E-Mobilität zwar stetig steigt, es sich dabei aber meistens je Wohnprojekt um Einzelanfragen handelt. Vor allem im Bestand ist man mit unterschiedlichen Ausgangslagen konfrontiert (baulich, technisch, rechtlich). Daher werden die Ladepunkte aktuell als Einzelanlagen realisiert, deren technische Erfordernisse und Umsetzung der Antragsteller:in obliegen, während die Hausverwaltung die rechtliche Regelung übernimmt und dabei die spätere Einbindung in eine Gemeinschaftsanlage sicher stellt. Durch die vielen unterschiedlichen Akteur:innen (Nutzer:in, Eigentümer:in, Hausverwaltung etc.) ergeben sich vielschichtige Interessenslagen. Dazu kommt, dass die meisten Beteiligten bis dato nur über wenig Kenntnisse auf diesem Gebiet verfügen. Hierfür wird es in Zukunft eigens dafür geschultes Personal auf Seiten der Hausverwaltungen benötigen.

Ulf Steuber von der „Fachabteilung Energie und Wohnbau des Landes Steiermark" präsentierte im nachfolgenden Vortrag die Landesstrategie Elektromobilität Steiermark 2030. In dieser wird Elektromobilität als Teil eines integrierten Gesamtmobilitätssystems verstanden und unterstützt den Umweltverbund, bestehend aus öffentlichem Verkehr, Radfahren und zu Fuß gehen. Konventionell betriebene Fahrzeuge sollen somit ersetzt werden. Der dafür benötigte Strom soll mit erneuerbaren Energieträgern erzeugt werden. Weiteres wurde auch auf die rechtlichen Rahmenbedingungen und auf die zurzeit angebotenen Förderungen eingegangen. Im Bereich E-Mobilität wird vom Land Steiermark ein dynamisches Lastmanagementsystem für Wohngebäude mit mehr als vier Wohnungen oder mehr als 10 Abstellplätze gefördert. Darüber hinaus werden auch E-Ladestationen in Form einer Wallbox oder eines Ladekabels mit einer Bemessungsleistung von mindestens 11 kW gefördert. Abschließend wurde noch auf den Workshop „Wohnbau und Elektromobilität" verwiesen, welcher am 17. Mai in Graz stattfindet.

Die Vortragsreihe endete mit einem Beitrag von Franziska Trebut von der ÖGUT, die das Beratungs- und Förderangebot von klimaaktiv mobil vorstellte und vor allem auf die am 14.03.2022 veröffentlichten neuen E-Mobilitätsförderungen einging, die bis 31. März 2023 (in Abhängigkeit des Bundesbudgets 2022) beantragt werden können.

Vorgestellt wurde auch die e-Mobility Check 2.0 Schulung für Gebäude: Kontaktadresse: Markus Schuster, 01/504 12 58-21, office@herry.at; Schulungs-Termine in kürze hier abrufbar

Zentrale Aussagen aus der Diskussion:

  • Die bestehende Infrastruktur soll sehr schonend genutzt werden. Es ist nicht notwendig, dass im Wohnbau mit 11kW je Ladepunkt kalkuliert und geladen wird, bei optimiertem Lasmanagement kommt man im Wohnbau mit unter 2kW je Ladepunkt aus.
  • Eine wesentliche Grundvoraussetzung ist das Lastmanagement und das Bewusstsein bei den Nutzenden, dass dieses in der Regel mit keinerlei spürbaren Einschränkungen verbunden ist.
  • Es sollten Mindestvoraussetzungen getroffen werden, die das Laden inkl. Lastmanagement auch im Bestand ermöglichen (z.B. Datenkabellösung).
  • Im Moment überwiegen noch die Einzelanfragen im Wohnbau, gerade bei kleineren Wohnhausanlagen im ländlichen Raum. Je geringer jedoch der rechtliche und technische Aufwand für die/ den Einzelne/n ist, desto geringer wird die Hemmschwelle zum Umstieg und höher wird die Chancen für effiziente Gemeinschaftsanlagen für E-Mobilität im Wohnbau.

Organisation/Kontakt

ÖGUT GmbH, Franziska Trebut:
T: 01 – 315 63 93 28
E: franziska.trebut@oegut.at

 

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