© Kurt Hörbst

Webinar

klimaaktiv mobil Bauträger-Webinar: Aktive Mobilität im Wohnbau

Beim Webinar am 01.07.2021 konnten sich Bauträger und Mobilitätsexpert*innen rund um das Thema „Aktive Mobilität im Wohnbau“ austauschen. In fünf Impulsvorträgen wurden Praxisbeispiele sowie Informations- und Förderangebote seitens des Bundes vorgestellt. In der abschließenden, gemeinsamen Diskussion konnten Erfahrungen und Fragen eingebracht werden.

Vortragsinhalte

Gerald Franz von der Urban Innovation Vienna GmbH (UIV) widmete sich in seinem Vortrag dem Abstellen von Fahrrädern im Wohnbau und stellte rechtliche Rahmenbedingungen und Planungsempfehlungen vor. Um eine Verhaltensänderung der Bewohner*innen anzustoßen, braucht es ein multimodales Mobilitätsangebot. Wichtige Stellschraube dabei ist das Fahrradparken. Hierbei ist nicht nur die Anzahl der Abstellplätze, sondern auch die Qualität maßgeblich am Erfolg beteiligt. Auch die Organisation von hausinternen Sharing-Angeboten von z.B. Spezialfahrrädern wurde angesprochen.

Im Anschluss gab Felix Beyer (Rosinak & Partner ZT GmbH) einen Einblick in gute und weniger gute Beispiele aus der Planung und Praxis. Es wurden die Vor- und Nachteile von unterschiedlichen Fahrradabstellmodellen erläutert, sowie optimale Größen und Grundrisse vorgestellt. Aber nicht nur die qualitativ hochwertige Infrastruktur in den Fahrradabstellräumen stand im Mittelpunkt, sondern auch die Zugänglichkeit dieser Räumen sowohl von der Wohnung aus auch vom Straßenraum aus. Die gezeigten Beispiele boten nicht nur Lösungsansätze für den Neubau, sondern auch für die Nachrüstung von Fahrradabstellplätzen im Bestand bis hin zur Umrüstung von PKW-Stellplätzen.

In dem darauffolgenden Vortrag stellte Martin Paul Magometschnigg (SCHWARZATAL Gemeinnützige Wohnungs- & siedlungsanlagen GmbH) vier Beispiele aus der Praxis vor. Das noch in der Entwicklung stehende Projekt „Baugruppe vis a Wien" entsteht in einem partizipativen Prozess und hat hinsichtlich der Mobilitätsangebote das Ziel, das Fahrrad als alltagstaugliches Fortbewegungsmittel zu etablieren. Dafür werden zwei Fahrradabstellplätze pro Wohneinheit, eine Werkstatt im Untergeschoß, Platz für Elektro- und Spezialfahrräder sowie die Etablierung eines Sharing-Systems geplant.

Das bereits fertig gestellte Projekt „Gleis 21" verfügt bereits über gut genutzte Fahrradräume im Erdgeschoß, zusätzliche Fahrradbügel in Durchgängen sowie ein Sharing-System mit Mo Point komplettieren das Angebot.

Das dritte Projekt befindet sich im Nordbahnviertel. Die „Baugruppe Wohnprojekt Wien" verfügt über einen großzügigen und hellen Fahrradraum im Erdgeschoß, Fahrradabstellplätze vor dem Haus und über gemeinsame Lastenfahrräder im Mobilitätspool.
Im Projekt „Leo" wurde ebenfalls ein Sharing-System mithilfe der Leomobil App etabliert. Darüber hinaus bietet der Mobility Point auch Lastenfahrräder im Sharing-Pool an.

  • Präsentationsunterlagen auf Anfrage

Christoph Breuer (Kairos OG) ging anschließend noch auf Tipps und Hinweise für das Laden von E-Zweirädern ein. Das Unternehmen hat sich schon sehr früh mit Ladeinfrastruktur und in Folge auch mit der Ladeinfrastruktur von E-Zweirädern beschäftigt. Die Entwicklung lässt darauf schließen, dass der Anteil der E-Fahrräder deutlich zunehmen wird und entsprechende Infrastruktur erfordert. Vor allem im Geschosswohnbau bringt das Laden in der Wohnung Herausforderungen mit sich. Im Vortrag wurden unterschiedliche Modelle von Ladeinfrastruktur vorgestellt, sowie die Vor- und Nachteile diskutiert. Kernaussage bei diesem Vortrag war, dass in gewissen Bereichen ein Verlagerungseffekt vom Auto zum E-Fahrrad zu erwarten ist, und somit schon frühzeitig geeignete Infrastruktur mitgeplant werden soll.

  • Präsentationsunterlagen auf Anfrage

Die Vortragsreihe endete mit einem Beitrag von Franziska Trebut von der ÖGUT, die das Beratungs- und Förderangebot von klimaaktiv mobil und klimaaktiv bauen und sanieren vorstellte. Dabei ging sie zum einen auf die Anforderungen an die Radabstellplätze im klimaaktiv Gebäudestandard 2020 ein, der seit Anfang Oktober gilt. Im Zentrum des Vortrags standen die aktuellen klimaaktiv mobil Förderungen des Bundes für aktive Mobilität, die von der Anschaffung von E-Zweirädern über die Schaffung von Radabstellanlagen bis hin zu Unternehmensmobilität und bewusstseinsbildenden Maßnahmen attraktive Angebote und ein Volumen von 40 Millionen Euro bis Februar 2022 für Betriebe, Gebietskörperschaften und Vereine bereithalten.

Zentrale Aussagen aus der Diskussion:

  • Vor allem im geförderten Wohnbau ist zu erkennen, dass die Fahrradabstellplätze entweder übervoll oder nicht genutzt sind. Hier wird deutlich, dass nicht nur die Anzahl, sondern in erster Linie auch die Qualität der Fahrradabstellplätze von Bedeutung ist.
  • Die Vorgaben der Bauordnung sind häufig rein quantitativ und erfüllen oft nicht die Bedürfnisse, die Nutzer*innen an die Qualität und Sicherheit der Abstellplätze haben (z.B. teure Fahrräder werden lieber mit in die eigene Wohnung genommen).
  • Die Qualität der Radabstellanlagen ist häufig der Flächenkonkurrenz mit den PKW-Stellplätzen geschuldet. Hier ging ein Appell an die Politik, die PKW-Stellplatzregulative weiter zurückzunehmen und dadurch mehr Raum und Möglichkeiten für qualitativ hochwertige Fahrradabstellplätze zu schaffen. Gerade bei Smart-Wohnungen gäbe es viele Mieter*innen, die über kein eigenes Auto verfügten und mit einem gut erreichbaren Radabstellplatz besser versorgt wären.
  • Abstellplätze für Spezialfahrräder (z.B. Lastenfahrräder) sind im Neubau relativ gut integrierbar, im Bestand aufgrund der Typologie aber meist mit Herausforderungen verbunden (z.B. Spezialfahrräder müssen hier in der Regel im öffentlichen Raum abgestellt werden).
  • Das Thema „Fahrradabstellplätze" ist im freifinanzierten Wohnbau, im Gengensatz zum geförderten Wohnbau, leider noch unterrepräsentiert. Hier liegt der Fokus immer noch auf der PKW-Stellplatzverpflichtung und Fahrradparken hat meist zweite Priorität. Vor allem im Erdgeschoss stehen die Flächen für Fahrradparken oft mit den gemeinschaftlich genutzten Flächen, Müllraum etc. in Konkurrenz.
  • Wenn im Erdgeschoss keine Flächen mehr verfügbar sind, dann braucht es eine entsprechende Infrastruktur (z.B. große Liftkabinen, wenige Türen) um die Zugänglichkeit und Attraktivität der Abstellplätze im Untergeschoss zu gewährleisten.

Organisation / Kontakt:

ÖGUT GmbH, Franziska Trebut:
T: 01 – 315 63 93 28
E: franziska.trebut@oegut.at
W: mobilitaetsmanagement.at | klimaaktivmobil.at/betriebe

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