Gemeinsame Pressemitteilung von FNG und ÖGUT
Das Momentum nutzen: Prioritäten für das zukünftige Europa-Parlament für die Sustainable Finance Branche
Berlin, Wien, 04. Juni 2024. Zur anstehenden Europa-Wahl vom 6. bis 9. Juni hat das Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V. in Zusammenarbeit mit seinen Mitgliedern und der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) eine Prioritätenliste für die kommende Legislaturperiode der Europäischen Union verfasst. Das neue EU-Parlament und die neue EU-Kommission werden in einer für die Sustainable Finance entscheidenden Phase ihre Arbeit aufnehmen. Es gilt nun die Kohärenz der EU-Regulatorik zu gewährleisten und den Rechtsrahmen für nachhaltige Finanzen gewinnbringend zu modifizieren.
Seit dem Aktionsplan für Sustainable Finance wurde viel erreicht
In den vergangenen sechs Jahren ist seit dem Aktionsplan für Sustainable Finance ein umfassender regulatorischer Rahmen erschaffen worden: unter anderem wurde eine Taxonomie inklusive detaillierter technischer Kriterien entwickelt, die überarbeitete CSRD wird gegenwärtig in nationales Recht umgesetzt und die Entwicklung der Offenlegungsverordnung (SFDR) hat dazu geführt, dass Finanzmarktteilnehmer von „Art. 8-" und „Art. 9-Produkten" sprechen. Bei der Fülle und Geschwindigkeit dieser Entwicklungen ist es nicht verwunderlich, dass nicht alles perfekt ist.
Sechs Eckpunkte für eine erfolgreiche Anpassung der bestehenden EU-Regulatorik
In Anerkennung der Leistung des scheidenden EU-Parlaments und EU-Kommission haben FNG und ÖGUT sechs Eckpunkte für eine erfolgreiche Anpassung der EU-Regulatorik zusammengetragen:
- Die Überprüfung der SFDR nutzen, um bestehende Frustrationen zu beheben
Die aktuell laufende Überprüfung der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) muss genutzt werden, um die Regulierung nachhaltiger Finanzen von den Problemen und Belastungen, mit denen die SFDR derzeit verbunden wird, zu lösen. Der zusätzliche Nutzen der Verordnung muss verbessert werden, um die Unterstützung nachhaltiger Finanzmarktteilnehmer für die Regulierung wieder zurückzugewinnen. - Den Impact von Investitionen berücksichtigen
Wirkungsorientiertes Investieren bietet ein enormes Potenzial innerhalb nachhaltiger Geldanlagen. Wenn wir Kapitalströme wirklich umlenken wollen, müssen wir auf diesem Konzept aufbauen. Impact Investing sollte daher im Rechtsrahmen für nachhaltige Finanzierungen und insbesondere in der SFDR stärker berücksichtigt werden. - Die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen von Kleinanleger:innen in der Finanzberatung vereinfachen
Die derzeitige verpflichtende Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen von Kleinanleger:innen (Mifid II) ist zu komplex gestaltet und verfehlt daher ihren Zweck, private Kapitalströme zur Finanzierung der Transformation umzulenken. Das ist darauf zurückzuführen, dass das derzeitige System mit seinen drei Kategorien, die an die SFDR und die Taxonomieverordnung gebunden sind, Privatanleger:innen aufwendig erklärt werden muss. Die Komplexität der Abfrage muss daher stark reduziert werden. - Rechtssicherheit schaffen, um Greenwashing-Vorwürfen vorzubeugen und damit die Transition zu fördern
Finanzmarktteilnehmer brauchen Rechtssicherheit, um Risiken im Zusammenhang mit Greenwashing-(Behauptungen) zu minimieren. Die EU-Kommission muss sich im Klaren darüber sein, dass eine (zu) weit gefasste regulatorische Definition von Greenwashing die Haftungsrisiken erhöhen wird und daher zu einer Abnahme von ESG-Produkten führen kann, da Marktteilnehmer in diesem Zusammenhang versuchen werden, Reputations- und Haftungsrisiken zu mindern. - Die Digitalisierung der Sustainable Finance in der EU vorantreiben
Die Finanzierung der Transition der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit und die Digitalisierung – das sind die beiden großen Prozesse der kommenden Jahre. Die Nachhaltigkeit der (Finanz-)Wirtschaft kann durch digitale Prozesse erheblich gesteigert werden. Für beide Bereiche gibt es bereits zahlreiche EU-Regelungen, jedoch sind diese Agenden noch nicht eng miteinander verknüpft. Wir fordern die Kommission daher auf, eine Strategie für nachhaltige digitale Finanzen zu erarbeiten. - Den Fokus auf Biologische Vielfalt und einen Rahmen für soziale Investitionen legen
Der Erhalt der Artenvielfalt und die Entwicklung eines Rahmenwerks für soziale Investitionen sind aus unserer Sicht zwei wichtige Themen, die die neue Kommission ganz oben auf ihre Agenda setzen sollte. In beiden Bereichen gibt es bereits einige Regelungen, an denen gearbeitet wird. Die Kommission und das Parlament sollten darauf aufbauen, einen Dialog mit den Finanzmarkteilnehmern führen, die über Erfahrungen in diesen Bereichen verfügen, und dabei auch die Erkenntnisse der Wissenschaft berücksichtigen.
Verena Menne, Geschäftsführerin des FNG, fasst zusammen: «Das scheidende Parlament und die Kommission haben den Grundstein für die Gesetzgebung im Bereich nachhaltiger Finanzen gelegt. Ich bin überzeugt davon, dass wir die bestehenden Probleme der Regulatorik überwinden können. Die Aufgabe des künftigen Parlaments und der Kommission wird es sein, angesichts der aufkommenden Frustration jetzt nicht aufzugeben, sondern die Umsetzung weiter voranzutreiben und Kohärenz innerhalb der Regulierung zu schaffen.»
Monika Auer, Generalsekretärin und Geschäftsführerin von ÖGUT, ergänzt: «Wir müssen das Rahmenwerk für nachhaltige Finanzen vorantreiben, damit wir mehr Kapital in die Transformation unserer Wirtschaft lenken können, um den Klimawandel, den Verlust der biologischen Vielfalt und soziale Fragen anzugehen. Hierfür müssen wir die Dynamik der nachhaltigen Finanzwirtschaft aufrechterhalten!»
Eine ausführliche Erläuterung der Prioritätenliste ist hier einsehbar.
Das FNG und ÖGUT sind Forumspartner, um sich gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit im Finanzsektor einzusetzen. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V. (FNG), ist der Fachverband für Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz, und repräsentiert rund 200 Mitglieder, die sich für mehr Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft einsetzen.
Die Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) ist eine unabhängige Non-Profit-Organisation, die sich seit fast 40 Jahren für eine nachhaltige Ausrichtung von Wirtschaft und Gesellschaft einsetzt. Als Plattform für diese Entwicklung vernetzt die ÖGUT mehr als 130 Organisationen und Institutionen aus Wirtschaft, Verwaltung und Umwelt.
Rückfragehinweis:
Kontakt ÖGUT
Katharina Muner-Sammer, ÖGUT, Sustainable Finance, katharina.muner-sammer@oegut.at
Susanne Hasenhüttl, ÖGUT, Sustainable Finance, susanne.hasenhuettl@oegut.at
Julia Petschinka, ÖGUT, Kommunikation, julia.petschinka@oegut.at
Kontakt FNG
Elisabeth Mende – Referentin für Kommunikation – presse@forum-ng.org
Verena Menne – Geschäftsführerin – menne@forum-ng.org