5. klimaaktiv mobil Bauträgerfrühstück. (c) Petra Blauensteiner/ÖGUT

5. klimaaktiv mobil Bauträgerfrühstück

Innovatives Mobilitätsmanagement in urbanen Quartieren – Angebote und Entwicklungen in Wien

Bei der Entwicklung von Stadtteilen und Siedlungen steht beim Thema Mobilität die Errichtung von Stellplätzen stets im Vordergrund. Zunehmend geht nun der Trend in urbanen Quartieren hin zur Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz und dienstleistungsorientierten Mobilitätsangeboten. Bei der Organisation dieser neuen Mobilitätsangebote müssen unterschiedliche Bedürfnisse und Angebote zusammengeführt werden.

Impulsvorträge

  • Mobilitätsmanagement in Stadtentwicklungsgebieten – Erstinformation für Bauträger
    Gerald Franz, Urban Innovation
    Präsentation
  • Grätzlmobilität – der Weg zur Kompatibilität
    Caroline Aichholzer, Upstream – next level mobility GmbH
    Präsentation
  • Ladestellen und weitere E-Mobilitäts-Angebote in Wien – ein Bericht aus der Praxis
    Paul Gredler-Oxenbauer, Wien Energie GmbH Anmerkung
    Präsentation
    Handout
  • Qualitativ hochwertiges Radparken: Präsentation erster österreichischer Radabstelltest und Leitfaden der Radlobby
    Alec Hager, Sprecher Radlobby Österreich und Koordinator der Plattform "Radkompetenz Österreich"
    Präsentation

Moderation: Monika Auer, ÖGUT

Zusammenfassung

Bei der Entwicklung von Stadtteilen und Siedlungen steht beim Thema Mobilität die Errichtung von Stellplätzen stets im Vordergrund. Zunehmend geht nun der Trend in urbanen Quartieren hin zur Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz und dienstleistungsorientierten Mobilitätsangeboten. Bei der Organisation dieser neuen Mobilitätsangebote müssen unterschiedliche Bedürfnisse und Angebote zusammengeführt werden.

Gerald Franz von Urban Innovation hob in seinem Vortrag die Bedeutung von Mobility Points bzw. Mobilitätsstationen hervor. Der STEP 2025 sieht für Wien einen Anteil des Umweltverbundes von 80 % vor. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, ist die Umsetzung von zahlreichen Maßnahmen erforderlich. In seinem Vortrag ging er auf aktuelle Entwicklungen ein, die (auch) Mobilität und Verkehr betreffen, wie z.B. „Digitalisierung", „Mobility as a Service", „Sharing Economy", „E-Mobilität", „Autonomes Fahren" und – ein zentrales Thema – die Nutzung des öffentlichen Raums. Seitens der Stadt Wien wird Mobilitätsmanagement in Stadtentwicklungsgebieten künftig im Rahmen der Flächenwidmung umfassend thematisiert werden. Ein wichtiges Steuerungsinstrument ist das Stellplatzregulativ, das mit integrierten Mobilitätskonzepten gesenkt werden kann.

Caroline Aichholzer von Upstream – next level mobility, einer Tochter der Wiener Linien und der Wiener Stadtwerke, stellte eingangs „mobility service platform" (MSP) vor, die öffentlich zugängliche Verkehrsangebote mit maßgeschneiderten Services vernetzen und einen zentralen digitalen Zugang zur gesamten urbanen Mobilität bieten. Der Fokus ihres Vortrags lag auf dem Thema „Grätzlmobilität", das sie anhand des Stadtentwicklungsgebiets Neu Leopoldau vorstellte. „LeoMobil" umfasst viele Mobilitätsangebote. Das Mobilitätskonzept war Grundlage der Ausschreibung, alle Bauträger gemeinsam beauftragen einen Generalunternehmer mit der Umsetzung.

Paul Gredler-Oxenbauer von Wien Energie stellte das Projekt 1.000 Ladepunkte für Wien vor. Die 1.000 Ladepunkte sollen bis 2020 umgesetzt werden, nächstes Jahr sind es 115 Ladestellen, wobei mindestens 5 pro Bezirk vorgesehen sind. Er stellte Kriterien und Mindestanforderungen für optimale Standorte vor, wobei es in der Praxis noch Herausforderungen zu lösen gilt, da beispielsweise laut StVO Parkplätze nach 22 Uhr nicht für Elektroautos reserviert werden können. Er verwies auch auf die Möglichkeit, sich über ein Bürgerbeteiligungsmodell an der Finanzierung der Ladestellen zu beteiligen.

Alec Hager von der Radlobby Österreich stellte den brandneuen „Ratgeber Radparken" vor, eine Broschüre, die die qualitativen Anforderungen an Radabstellplätze kompakt zusammenfasst sowie die Ergebnisse des Fahrrad-Abstelltests der Radlobby. Hier lag der Fokus auf der Präsentation von qualitativ hochwertigen Abstellplätzen wie Radbügel, Doppelstockparker und Fahrradboxen.

Diskussion

Im Zentrum der Diskussion stand zunächst das Thema E-Mobilität. Als Beispiel genannt wurde ein E-Car-Sharing in Wien Simmering im Rahmen des EU-Projekts „Smarter Together", wo dieses Angebot sehr gut angenommen wird und die NutzerInnen begeistert sind. Die Kofinanzierung durch das Projekt ermöglicht niedrige Preise für die Nutzung. Fraglich ist, inwiefern der dauerhafte Betrieb alternativer Angebote ohne Förderung finanziert werden kann; hier fehlt es oftmals noch an Strukturen und Modellen. Im Sonnwendviertel ermöglichte eine Senkung des Stellplatzregulativs, die Kosten für die Stellplatzerrichtung zu senken und Beiträge für Mobilitätsmaßnahmen einzuheben. Eingebracht wurde auch das Beispiel der HafenCity in Hamburg, wo das Betreibermodell groß angelegt ist und die Mobilitätsentwicklungsgesellschaft beispielsweise Einnahmen aus der Vermietung der Parkplätze lukriert.

Eingefordert wurde in der Diskussion dann ein stärkerer Fokus auf den Umweltverbund: FußgängerInnen, Fahrrad-Fahren und öffentlicher Verkehr. Als besonders wichtig wird die Berücksichtigung unterschiedlicher BewohnerInnengruppen erachtet. Das Ziel sollte sein, BewohnerInnen davon zu überzeugen, dass sie kein (eigenes) Auto benötigen, um ihre Mobilitätsbedürfnisse zu decken. Die Entwicklung von praxistauglichen Angeboten und eine Begleitung von der Planung bis zur Umsetzung sind dabei essentielle Punkte.

Für die Stärkung der aktiven Mobilität (zu Fuß gehen, Fahrrad fahren) braucht es zudem Nahversorgung sowie lokale Angebote für die alltäglichen Erledigungen im Grätzl. Ein Ansatz ist es, Erdgeschoss- und Sockelzonen mit Geschäften zu beleben und nicht für Wohnraum zu nutzen. Dies ist eine Grundlage für nachhaltige Mobilität, die nicht mit Radabstellanlagen und Ladestationen für Elektro-Autos in den Erdgeschossen in Konkurrenz treten sollte. Die Vernetzung der verschiedenen Akteure für ein ganzheitliches Konzept des öffentlichen Raumes ist wichtig, um diesen zu attraktivieren. Hier wäre es sinnvoll die Erdgeschoss- und Sockelzonen in diese Konzeption mit einzubeziehen und als erweiterten öffentlichen Raum, quasi halböffentlichen Raum, zu betrachten. So können ganzheitlich die wichtigsten Einflussfaktoren für das Entstehen oder den Erhalt belebter Grätzl betrachtet und bestenfalls gut ausbalanciert werden. Beatrice Stude, Stadtplanerin und derzeit aktiv im Forschungsprojekt „Mischung: Nordbahnhof", das als ImpulsLab die Nutzungsmischung erforscht, verwies in der Diskussion auf die Raumteiler-Messe, die am Fr. 16. und Sa. 17. Juni 2018 in der Nordbahn-Halle in Wien stattfinden wird. „Raumteiler" ist eine Plattform für die kooperative Nutzung von Gewerbeflächen, die dem Leerstand im Bestand begegnen soll sowie die Schaffung von belebten Erdgeschosszonen in Stadtentwicklungsgebieten unterstützen soll. Bauträger und Eigentümer, die derzeit nicht vermietbare Gewerbeflächen haben, können sich bei „im Grätzl", Projektpartner im Rahmen von „Mischung: Nordbahnhof" melden.

Zur Umsetzung innovativer Mobilitätsmanagementsmaßnahmen braucht es neben den Bauträgern jemanden, der sich mit Know-how um Qualität und Quantität um die Infrastruktur kümmert und dabei auch die BewohnerInnen „abholt". Dabei wird man auch der Phase des Übergangs von der Errichtung in einen dauerhaften Betrieb vermehrte Aufmerksamkeit schenken müssen, ebenso wie der Frage, welche Rolle BewohnerInnen hier übernehmen können.

Gerald Franz, Urban Innovation Caroline Aichholzer, Upstream – next level mobility GmbH Paul Gredler-Oxenbauer, Wien Energie GmbH Monika Auer, ÖGUT Alec Hager, Sprecher Radlobby Österreich

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