klimaaktiv mobil Bauträgerfrühstück. (c) Petra Blauensteiner/ÖGUT

Rückblick: klimaaktiv mobil Bauträgerfrühstück

Wohnen trifft Mobilität – wie Bauträger (E-)Car-Sharing nutzen können

Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf maßgeschneiderten Car-Sharing und E-Car-Sharing-Angeboten und Konzepten für Bauträger.

Moderation: Monika Auer, ÖGUT

Impulsvorträge

Gregor Stratil-Sauer von der MA 18 nahm in seinem Vortrag zur Carsharing Strategie der Stadt Wien und zu den Ergebnissen der Carsharing-Evaluierung 2015und ging auf das Fachkonzept Mobilität der Stadt Wien und allgemeine Trends der Mobilität in Wien ein. Immer mehr WienerInnen folgen dem Trend „Nutzen statt Besitzen“. Dies zeigt sich darin, dass 100.000 WienerInnen Carsharing-Angebote nutzen und dass es täglich rund 7.000 Carsharing-Fahrten in Wien gibt. Diesen stehen 2,5 Mio. Fahrten mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln gegenüber. Carsharing stellt damit eine wichtige Ergänzung der bestehenden Mobilitätsoptionen dar und ersetzt diese nicht. Der durchschnittliche User von Carsharing wohnt in der Innenstadt, ist männlich, besitzt eine Jahreskarte der Wiener Linien und hat einen Hochschulabschluss. Ein Carsharing-Fahrzeug ersetzt bis zu fünf private Pkw. Durch Carsharing werden jährlich ~44 Mio. PKW-km und damit ~7.000 Tonnen CO2 eingespart.

Bei der Evaluierung wurden kommerzielle Carsharing-AnbieterInnen analysiert, private Modelle sind noch nicht erfasst.Für die Einbeziehung privater Modelle braucht es noch eine genaue Abgrenzung „Wo Carsharing beginnt“.

Anne Lang und Stefan Melzer stellten in ihrem Vortrag komplementäre Mobilitätsangebote in Wohnhausanlagen vor. Eine wichtige Stellschraube ist das Stellplatzregulativ, das in Wien von einem Stellplatz pro Wohnung auf einen Stellplatz pro 100 m2 zurückgeschraubt worden ist; dadurch ergibt sich ein reduzierter Stellplatzschlüssel von 0,7 Stellplätze pro Wohnung. Insbesondere im Prozess der Flächenwidmungsplanung gibt es Chancen, die Zahl erforderlicher Stellplätze zu senken, wenn von Beginn an auf Sammelgaragen, Mobilitätskonzepte oder sanfte Mobilität gesetzt wird. Pro Stellplatz können 15.000 bis 17.000 Euro für die Errichtung eingespart werden, die in einen wienweiten Mobilitätsfonds fließen könnten, wenn dieses Konzept weiterverfolgt wird.

Anne Lang und Stefan Melzer haben im Mai 2016 die Mo.Point Services GmbH gegründet, die „Mobility Points“ in Wohnhausanlagen plant und  mit ausstattet. Die Mobility Points funktionieren nach einem Shop-in-Shop-Konzept und arbeiten mit MobilitätsanbieterInnen und lokalen PartnerInnen zusammen. Neben Angeboten zur Förderung des Radverkehrs (Radabstellanlagen, (Transport-)Fahrrad bzw. E-Bike-Verleih, hauseigene Werkstätten etc.) liegt ein weiterer Fokus liegt auf der Elektromobilität. Mit den Mobility Points soll es eine Ansprechperson für Planung, Umsetzung und Betrieb für Mobilitätslösungen und Mobilitätsangebote im Quartier geben. Die Mobility Points von Mo.Point sollen sich selbst tragen. Derzeit wird ein Pilotprojekt in der Perfektastraße in Wien 23 umgesetzt.

Verena Steidl berichtete von der Carsharing Genossenschaft Caruso, die stark auf E-Carsharing setzt. Die Kostentransparenz beim Carsharing wird als Nachteil genannt, denn die Gesamtkosten des eigenen Autos sind oftmals nicht so präsent. Als Beispiel nannte Verena Steidl einen Aufzug in einer Wohnhausanlage, für den die Kosten auf alle BewohnerInnen aufgeteilt werden: Würde je Fahrt bezahlt, würden viele BewohnerInnen den Aufzug nicht oder seltener benutzen, wodurch dessen Finanzierbarkeit insgesamt in Frage gestellt wird. Es ist wichtig, die Verfügbarkeit von Carsharing-Angeboten als einen Wert für die Immobilie und die BewohnerInnen zu betrachten. Wichtig bei Carsharing-Projekten ist, dass ein Finanzierungskonzept für mehrere Jahre vorliegt. Bauträger müssen vor der Einplanung eines Carsharing-Konzepts wichtige Fragen klären: E-Antrieb oder Verbrennungsmotor, Tarifgestaltung, offenes oder geschlossenes System, Verantwortlichkeit etc.

Als günstig für Carsharing in Wohnhausanlagen hat sich erwiesen, wenn es sogenannte „FahrzeugpatInnen“ gibt. Caruso bietet maßgeschneiderte Lösungen für Bauträger, ein Modell baut darauf aus, dass für die Zusammenarbeit mit Caruso ein Stellplatz verpflichtend zur Verfügung gestellt wird und  dass ist ein monatlicher Fixbetrag an Caruso zu zahlen ist.

In der Diskussion wurde festgestellt, dass die Finanzierung von (E-)Carsharing-Angeboten nicht einfach mit Einsparungen bei der Errichtung von Stellplätzen gegengerechnet werden kann. Hier können Mobilitätsfonds künftig eine wichtige Rolle spielen. Ganz zentral ist es, die BewohnerInnen mit ins Boot zu holen und frühzeitig in Projekte einzubinden. Offen bleibt die Frage, ob bzw. in welcher Form das Carsharing-Angebot eine Gemeinschaftseinrichtung sein darf, die (künftig) über die Betriebskostenabrechnung abgerechnet werden kann. Derzeit sind solche Modelle rechtlich anfechtbar und erschienen vielen anwesenden Bauträgern nicht wünschenswert, da diese Angebote für die große Mehrheit der BewohnerInnen noch keine große Bedeutung haben. Bei Baugruppen-Projekten hingegen funktionieren Carsharing-Angebote bereits heute sehr gut. Die Senkung von Einstiegshürden den derzeitigen – sehr auf hochgebildete Männer mittleren Alters eingegrenzten – NutzerInnenkreis zu erweitern. Eine wichtige Rolle kann die Parkraumbewirtschaftung spielen, mit der auf langfristige Sicht Rahmenbedingungen geändert werden können. Bezüglich der Weiterverrechnung von Betriebskosten müsste eine Änderung des Mietrechtsgesetzes angestrebt werden. Die Preise für Wohnraum würden bei der Weiterverrechnung von Car-Sharing-Flotten weiter steigen. Auch ein Quartiersmanagement kann zum Erfolg von Sharing-Projekten beitragen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Carsharing viele Möglichkeiten mit sich bringt und künftige Angebote mehr auf potenzielle NutzerInnen abgestimmt werden können, was wiederum die Attraktivität erhöht.

Wir danken für Ihr Kommen und die spannende Diskussion!

© Petra Blauensteiner/ÖGUT

Teilen

auf Google+ teilen auf Facebook teilen auf Twitter teilen auf LinkedIn teilen per RSS teilen