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Projekt

Sekundärrohstoffe für die österreichische Textilindustrie

Ausgangssituation

Die globalen Produktionsmengen der Textilindustrie steigen seit zwei Jahrzehnten rasant und damit auch die Mengen an textilem Abfall. In Österreich werden rund 77 % der textilen Abfälle energetisch verwertet. Ab 2025 müssen laut Vorgabe der Europäischen Kommission Textilien getrennt gesammelt werden – auch durch die Änderung der Rahmenbedingungen werden die Mengen an getrennt gesammelten Textilien in der EU um rund 60 000 – 90 000 t/a ansteigen (vgl. Köhler et al., 2021 S. 8).

Die Textilindustrie zählt weltweit zu den ältesten Industrien und stellt auch heute noch einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. In der EU arbeiteten 2019 im Textilsektor 1,5 Mio. Menschen in 160.000 Betrieben, die einen Umsatz von 162 Mrd. Euro erwirtschafteten (vgl. Euratex 2020, S. 6).
Auch in Österreich erwirtschaftet der Sektor Textil- und Bekleidungsindustrie trotz rückläufiger Tendenz nach wie vor eine relevante Wertschöpfung und schafft tausende Arbeitsplätze. Österreichische Unternehmen sind dabei entlang der gesamten Wertschöpfungskette vertreten und auf die Produktion von Nischen- und Spezialprodukten fokussiert.

Die überwiegend linear ausgerichtete Textilproduktion ist jedoch auch mit erheblichem Ressourcenverbrauch und negativen Umweltwirkungen (Chemikalieneinsatz, Wasser und Luftverschmutzung, Mikroplastikbelastung) verbunden.

Aufgrund der immer größeren Mengen von anfallenden Alttextilien und der sinkenden Qualitäten, stößt auch die seit Jahren etablierte Sammlung von Alttextilien an ihre Grenzen. Ein großer Anteil der in der EU gesammelten Alttextilien wird für die Sortierung in osteuropäische Länder exportiert und dann für die Wiederverwendung oder das Recycling nach Afrika oder Asien weiterverkauft. Auch die ausländischen Märkte in Afrika und Asien für diese Second-Hand-Textilien sind zunehmend übersättigt.

Die Europäische Kommission veröffentlichte 2015 dazu das sogenannte Kreislaufwirtschaftspaket und initiierte damit wichtige Änderungen der EU-Abfallrahmenrichtlinie, die auch den Umgang mit Textilien betreffen. Im Textilsektor der EU stehen damit in den nächsten Jahren wichtige Weichenstellungen bevor. Ab 2025 sieht die geänderte Abfallrahmenrichtlinie eine verpflichtende getrennte Textilsammlung für alle Mitgliedstaaten vor.

Angesichts der zu erwartenden steigenden Mengen an textilen Abfällen in der getrennten Sammlung sowie der Sättigung der Absatzmärkte für Altkleider, müssen Strategien entwickelt werden, wie mit den steigenden Mengen der in Zukunft gesammelten Textilien umgegangen werden soll.

Untersuchungsgegenstand, Ziele und Methode der Studie

Die vorliegende Studie befasst sich mit den Herausforderungen und Potenzialen für den Einsatz von Sekundärmaterialien in der österreichischen Textilindustrie. Ziel der Studie war es auf Basis einer breiten Stakeholdereinbindung Herausforderungen und Potenziale zur Etablierung von Kreisläufen in der Textilindustrie mit Fokus auf den Einsatz von Sekundärmaterialien in Österreich zu benennen. Darauf aufbauend wurden Handlungsempfehlungen für Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zur Forcierung der Kreislaufführung formuliert.

Um das Untersuchungsziel zu erreichen, wurden folgenden Fragestellungen bearbeitet:

  • Wie sehen die aktuellen Verwertungswege und- mengen von textilen Abfällen in Österreich aus?
  • Wo existieren in Europa Good Practices für Kreislauwirtschaft in der Textilindustrie mit besonderem Fokus auf Recyclingtechnologien?
  • Wo liegen Herausforderungen und Potenziale für hochwertiges Recycling und den Einsatz von textilen Sekundärfasern in Österreich?

Die vorliegende Studie liefert einen Einblick in die textile Wertschöpfungskette Österreichs, stellt deren Bedeutung anhand von wirtschaftlichen Kennzahlen dar und benennt wesentliche Akteur:innen. Auf Basis dieser Daten, einer umfassenden Literaturrecherche, einer Good Practice Analyse, Expert:inneninterviews sowie einer Online-Umfrage unter Unternehmen der österreichischen Textilindustrie wurden die wesentlichsten Herausforderungen und Potenziale für den Einsatz von sekundären Textilfasern erarbeitet.

Herausforderungen und Potenziale für den Einsatz von Sekundärrohstoffen

Die Umweltbelastungen, die durch die Bekleidungs- und Textilindustrie entstehen sind hoch. Diese negativen Auswirkungen entstehen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, wobei hier die eingesetzten Faserarten sowie die Nutzungsdauer der Textilien zentrale Treiber sind. Ein hochwertiges Recycling und der Einsatz von textilen Sekundärfasern in der Textilindustrie können die Umweltbelastungen, die durch die Gewinnung von Rohstoffen und der anschließenden Faserherstellung entstehen, verringern. Die Herausforderungen für ein hochwertiges Recycling sind jedoch vielfältig und sind ebenfalls entlang der gesamten Wertschöpfungskette angesiedelt. Wesentliche Herausforderungen, die gelöst werden müssen, um textile Kreisläufe zu forcieren, betreffen unter anderem ein vielfach nicht recyclinggerechtes Design der Textilien, eine unzureichende Kennzeichnung der eingesetzten Fasern oder Chemikalien, die notwendige Verbesserung der derzeitigen Sammlungs- und Sortiersysteme, die Entwicklung von Recyclingtechnologien bzw. das Scale-up bereits entwickelter Technologien vor allem für Mischfasern.

Die Studie des UBA (Bernhardt, 2022) zeigt auf, dass in Österreich aufkommensseitig durchaus Potenzial gegeben ist, den Abfallstrom der textilen Abfälle verstärkt zu nutzen. Auch wird insbesondere in den Bereichen Herstellung von Chemiefasern und Garnen in Österreich Potenzial für den Einsatz von Sekundärrohstoffen gesehen.

Recycling von textilen Abfällen kann einen wesentlichen Beitrag zur Schonung der Rohstoffquellen der Entlastung der Umwelt und nicht zuletzt auch zur Erreichung der Ziele einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft beitragen, in dem die textilen Rohstoffe so lange wie möglich im Kreislauf geführt werden.

Wie Sammlung, Sortierung und anschließende Verwertung der textilen Abfälle in Österreich in Zukunft umgesetzt werden könnte, ist derzeit noch Gegenstand von Diskussionen. Vorliegende Arbeit soll einen Beitrag dazu leisten wesentliche Forschungsfelder in diesen Bereichen zu identifizieren.

Endbericht zum Download auf nachhaltigwirtschaften.at

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