Projekt
Composting Austria - Slovakia (COMPASK)
Status/Laufzeit abgeschlossen
Rahmenbedingungen
Eine wichtige Rahmenbedingung für die Abfallwirtschaft in den EU- und den Beitrittsländern wird durch die EU-Deponierichtlinie (99/31/EG) vorgegeben. Es besteht die Anforderung, den Bioabfallanteils im zu deponierenden Restmüll innerhalb der nächsten Jahre deutlich zu reduzieren. Die Begründung liegt einerseits in der angestrebten Reduktion der Treibhausgase (THG) -Emissionen (von allen THG-Emissionen aus der Abfallwirtschaft trägt das Deponiegas Methan am stärksten zum globalen Erwärmungspotential bei) und andererseits im Gefährdungspotential von Sickerwasser (Kontamination von Oberflächen- und Grundwasser) gegeben. Die Vorgaben zur Verringerung der biogenen Abfälle in der Deponie seitens der EU-Richtlinie sind:
- 25% Reduktion (bezogen auf die Mengen von 1995) bis 2006
- 50% Reduktion bis 2009
- 65% Reduktion innerhalb von 15 Jahren 2016
Diese Anforderung bedingt die Anwendung neuer abfallwirtschaftlicher Ansätze. Bei der Kompostierung von Bioabfällen werden im Gegensatz zur Deponierung und Verbrennung die Stoffkreisläufe geschlossen, wie dies für eine nachhaltige Ressourcenbewirtschaftung erforderlich ist. Eine zentrale Kompostierung setzt allerdings wesentliche Investitionen für die Sammlung, die Transportlogistik und die Kompostierungsanlagen voraus. Eine gleichzeitig ökologisch und wirtschaftlich attraktive Alternative ist die dezentrale Kompostierung von Bioabfällen. Z.B. haben im Jahr 1998 ca. 56% der Haushalte in Niederösterreich ihre Bioabfälle (Küchen- und Gartenabfälle) mittels dezentraler Kompostierung in den eigenen Gärten oder Grünanlagen verwertet. In zahlreichen Bezirken Niederösterreichs liegt der Anteil der Haushalte, die ihre Bioabfälle selbst kompostieren, bei über 80%. In der Stadt Wien konnten in den letzten 15 Jahre aufgrund mehrerer Aktionsprogramme zur Förderung der Eigenkompostierung in den Außenbezirken ebenfalls Erfolge bei der Steigerung der Eigenkompostierung erzielt werden.
Unterlagen
Ziele
Das allgemeine Projektziel ist die praktische Integration von Kosteneffizienz in Umweltschutzmaßnahmen in einem Beitrittsland am Beispiel der dezentralen Kompostierung von Bioabfällen im Großraum Wien – Niederösterreich - Bratislava (pdf-Datei, 1.1 MB) zu demonstrieren:
- möglichst wenig Bioabfälle in der Deponie oder Verbrennung
- möglichst geringer Transportbedarf (Fahrzeuge, Treibstoff)
- möglichst geringer Einsatz nichterneuerbarer Materialien (Plastik, Metalle,...)
- große Akzeptanz seitens der Bürger
- möglichst kostengünstige Lösung auf makro- und mikroökonomischer Ebene
- hohe Qualität des Recycling-Produktes (des Komposts)
- Selbständige Weiterführung der Bioabfallgartenkompostierung nach dem administrativen Projektabschluss
Ablauf
Das Projekt beginnt mit der Phase vom österreichischen Know-how-Transfer in die slowakische Pilotgemeinde Sväty Jur. Durch Austauschexkursionen und integrierte Workshops im Bezirk Bruck an der Leitha und in Sväty Jur werden die Schlüsselerfahrungen zur Bioabfallgartenkompostierung der Projektpartner Land Niederösterreich und Stadt Wien den slowakischen Kollegen aus der Gemeinde Sväty Jur zur Verfügung gestellt. Aus Österreich beteiligen sich Experten im Bereich der Bioabfallgartenkompostierung in Wien (MA 48 und "die umweltberatung" Wien) und Land Niederösterreich (NÖ Landesregierung - RU 3 und GABL), sowie eine österreichische Konsulentin. Parallel dazu verläuft die zweite Projektphase, während derer eine Bestandsaufnahme des Ist-Zustandes der Bioabfallwirtschaft in Wien, Niederösterreich, der Slowakei, dem Bezirk Pezinok und der Pilotgemeinde Sväty Jur ermittelt, eine Meinungsumfrage zur Bioabfallgartenkompostierung durchgeführt und ein Implementation Plan zur Etablierung der Bioabfallgartenkompostierung in Sväty Jur erstellt werden. Die Meinungsumfrage in Sväty Jur wird durch slowakische Studenten (AINOVA) durchgeführt. Der Implementation Plan ist von der slowakischen Projektkonsulentin erarbeitet.
Die dritte Projektphase beinhaltet die praktischen Umsetzungsaktivitäten in Sväty Jur und in Wien. Diese werden gezielt nach Altersgruppen orientiert. Beim Gemeindefest wird die Bioabfallgartenkompostierung demonstriert und innerhalb des ganzen Tages werden Anfragen aus der Gemeinde zum Thema betreut. Darauf folgend wird in Sväty Jur eine freiwillige Steuerungsgruppe für Bioabfallgartenkompostierung gegründet. Mitglieder sind Lehrer, NGO-Mitarbeiter, interessierte Bürger und Vertreter der Gemeindeverwaltung, welche auch am Know-how-Transfer mit den österreichischen Projektpartner beteiligt waren. Die Steuerungsgruppe erstellt einen konkreten Aktionsplan für die Stärkung der Bioabfallgartenkompostierung in der Gemeinde. Nach dem Prinzip "der Hilfe zur Selbsthilfe" ist es Ziel, die Kontinuität der Projektführung nach seinem administrativen Schluß aus eigener Kraft in der Gemeinde zu sichern und die Gemeinde bei der Festlegung von Müllgebühren zu unterstützen, welche von Vorteil für die Bioabfallgartenkompostierung wären.
Ein weiterer Schwerpunkt des Projektes ist eine möglichst zukunftsorientierte Bewußtseinsbildung als Grundlage für eine umweltfreundliche und ressourcenschonende Abfallwirtschaft. Für die Generation von morgen spielen dabei der Kindergarten und die Schule die wichtigste Rolle. In zwei Wiener Schulen wird die Bioabfallgartenkompostierung in der Schulbildung integriert. Die dazu notwendigen Unterlagen werden von "der umweltberatung" Wien eigens für das Projekt erstellt. Nach Übersetzung ins Slowakische wurden diese der Schule in Sväty Jur überreicht und ins Schulintranet gestellt. In der Schule in Sväty Jur nimmt nun das Thema auch einen zentralen Platz im Bildungsprozess ein. Durch einen Besuch der Deutsch lernenden Schulkinder aus Sväty Jur in eine der Wiener Schulen wird der Beginn einer dauerhaften Kompostschulkooperation gelegt. Der Kindergarten in Sväty Jur wird ebenfalls im Projekt einbezogen.
Partner
Österreich:
- Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik (OeGUT)
(Austrian Society for Environment and Technology) - Land Niederoesterreich
(Province of Lower Austria) - Stadt Wien - Magistratabteilung (MA) 48
(City of Vienna - Magistrate Department 48) - Gemeindeverband für Abfallbehandlung im Bezirk Bruck an der Leitha (GABL)
(Municipal Union for Waste Treatment in the County of Bruck an der Leitha) - "die umweltberatung" Wien
(Eco-Counselling Vienna)