© Pixabay/andreas160578

Veränderung Bewegen

E-Carsharing im Wohnbau: Klimaziele, Wohnkomfort und gute Nachbarschaft

„Ziel des Projektes ist es, dass die Menschen direkt in ihrem unmittelbaren Wohnumfeld Zugang zu einem alternativen und ressourcenschonenden Mobilitätsangebot erhalten", erklärt Franziska Trebut, Projektleiterin bei der ÖGUT. Die Wege der Menschen beginnen und enden am Wohnort – von daher wäre es sinnvoll, gerade dort auch Carsharing verfügbar zu machen, „um Wege zu ersetzen, die man mit den Öffis nicht schafft", so Trebut. Das zeige sich auch bei bisherigen E-Carsharing-Projekten.

© Veränderung bewegen
© Veränderung bewegen

Kleiner Flitzer wird kaum gebucht

Beispielsweise stehen den BewohnerInnen eines frisch sanierten Hauses der BWSG in der Wiener Haufgasse über das Projekt „Smarter Together" drei verschiedene E-Autos zur Verfügung – gebucht werden aber nur die beiden größeren. „Die Menschen machen damit Familienausflüge oder erledigen den Weg zum Möbelmarkt", so Trebut. Der kleine BMW-Flitzer hingegen werde laut den ProjektbetreiberInnen weit weniger gebucht als erwartet, „den könnten sie eigentlich abbestellen".

Im nun abgeschlossenen Projekt „Veränderung bewegen" werden Erfahrungen aus laufenden E-Carsharing-Initiativen zusammengetragen und auch vermittelt – beispielsweise über Interviews oder ein Bauträger-Frühstück im Herbst 2019, an dem rund 30 Interessierte teilnahmen. „Viele Fragen der Bauträger drehten sich dabei auch um den Anschluss und die Ladestation", erzählt Trebut. Wichtig sei es jedenfalls diesbezüglich, zukünftige Ausbaustufen bei der Installation bereits mitzudenken und auch die ElektrikerInnen entsprechend zu schulen.

Die Infos dazu, aber auch zu Förderungen oder rechtlichen Rahmenbedingungen sowie ein Erklärvideo werden über die Plattform www.veraenderung-bewegen.at gebündelt zur Verfügung gestellt.

© ÖGUT
© ÖGUT

Pluspunkte für Bauträger

Generell habe E-Carsharing für Bauträger großes Potenzial: Weniger Pflichtstellplätze, bessere Öffi-Anbindung, Pluspunkte bei Bauträgerwettbewerben, beim Verkauf und natürlich fürs Klima. Die Wirtschaftlichkeit sei jedoch oftmals noch nicht gegeben: „Bisher funktionieren vor allem geförderte Projekte, die durch die Förderungen sehr attraktive Kilometerpreise anbieten können", erzählt die ÖGUT-Mitarbeiterin.

Einzelne Projekte, wie das des ÖSW in der Wiener Perfektastraße, zeigen aber vor, wie es gehen könnte – nämlich hausübergreifend: „Wenn also die E-Autos, Transporträder und Bikes nicht in der Tiefgarage eines Hauses weggesperrt werden, sondern allen NutzerInnen einer großen Anlage oder eines Viertels zur Verfügung stehen", sagt Trebut. Die Mischung von Wohnen, Büro und Gewerbe bringt zudem eine gleichmäßigere Auslastung der Fahrzeuge über die gesamte Woche. Sowohl bei hausübergreifenden als auch bei Einzellösungen sei es jedenfalls wichtig, Regeln aufzustellen: „Beispielsweise sollte man nicht jeden Morgen zum Bahnhof pendeln und das Fahrzeug so allen anderen entziehen – außerdem muss das Auto natürlich sauber gehalten werden." Auch Vorlagen für derartige Regelwerke und Verträge werden über die Online-Plattform des Projektes verfügbar gemacht.

„Ganz wichtig ist hierbei, die Bewohnerschaft mit einzubeziehen, also zum Beispiel das Mobilitätsverhalten der Bewohnerinnen und Bewohner zu erheben und gemeinsam mit ihnen ihre Bedürfnisse in Bezug auf Mobilität herauszufinden", betont Daniela Fiedler von wohnbund:cosult. Sie ist Projektleiterin von „Veränderung bewegen" und begleitet regelmäßig Projekte in der Planung und Umsetzung von Mobilitätsangeboten.

© Veränderung bewegen
© Veränderung bewegen

E-Carsharing als das neue Garteln

„Sehr hilfreich ist es auch, eine aktive Gruppe zu haben, wie in der Hauffgasse" erzählt ÖGUT-Expertin Franziska Trebut. Dort bringen sich dabei besonders Männer ein: „Das E-Carsharing bezeichnen sie dort scherzhaft schon als das neue Urban Gardening der Männer", lacht Trebut. Aber auch Frauen oder ältere BewohnerInnen seien aktiv: „In der Hauffgasse wohnen beispielsweise viele ältere Menschen, und es gab anfangs die Befürchtung, dass diese sich nicht darauf einlassen würden", erzählt die ÖGUT-Projektleiterin. Doch das Gegenteil war der Fall: Auch die Älteren hätten sich beteiligt, und das Projekt funktioniere ausgezeichnet.

Bewährt habe sich jedenfalls, dass die E-Autos nicht selbst angeschafft werden, sondern über eine Kooperation mit einem Carsharing-Unternehmen. Trotzdem sei es empfehlenswert, eine oder mehrere „FahrzeugpatInnen" zu haben, die sich um die Koordination kümmern.

Offene Fragen Vonseiten der Wohnbauträger gebe es noch etliche Hindernisse – beispielsweise dürfen sie den MieterInnen nur bestimmte Punkte über die Betriebskosten abrechnen, und Carsharing-Kosten seien da nicht enthalten. Auch die Hausverwaltungen seien häufig nicht involviert. „Zudem gibt es noch viele offene Fragen in Bezug auf das Mietrecht, das Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz sowie das Wohnungseigentumsrecht", sagt Trebut.

Höhere Wohnzufriedenheit

Bei innovativen Neubauten gebe es schon einige wegweisende Projekte. Trebut hofft nun, dass E-Carsharing in Zukunft vermehrt bei Sanierungen mitgedacht wird: „Denn gerade auch bei

Bestandhäusern ist E-Carsharing ein wichtiger Beitrag zum Erreichen der Klimaziele – und sorgt für bessere Nachbarschaft sowie höhere Wohnzufriedenheit", so die ÖGUT-Projektleiterin.

Veränderung bewegen

Teilen

auf Google+ teilen auf Facebook teilen auf Twitter teilen auf LinkedIn teilen per RSS teilen