© Renate Schrattenecker-Fischer

Expertin am Wort

"Nachhaltiges Bauen rechnet sich": Inge Schrattenecker im Interview in der Presse

Die Bau- und Immobilienbranche ist für mehr als ein Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen in Österreich verantwortlich. Welche Wege die Branche beschreiten könnte und wo die Herausforderungen liegen, erklärte Inge Schrattenecker von der ÖGUT im Interview mit der „Presse“. Teilweise gebe es auch gute Nachrichten: „Im Gebäudebereich wurden seit 1990 so viel Treibhausgasemissionen reduziert wie in keinem anderen Sektor“, so Schrattenecker. Auch im Regierungsprogramm und im nationalen Energie- und Klimaplan wird ein Fokus auf den Baubereich gelegt. Insofern sei mittlerweile das Bewusstsein da, „dass Immobilien ein Schlüsselbereich zur Erreichung der Klimaziele sind“.

Zudem habe die Immobilienbranche und der Finanzmarkt das Thema nachhaltige Veranlagungen entdeckt, das „zeigt sich bei uns an den vermehrten Anfragen“, sagt Schrattenecker. „Um hier Klarheit für Investoren zu schaffen, kooperieren wir eng mit dem österreichischen Umweltzeichen“, so die Leiterin des Programms klimaaktiv Bauen und Sanieren.

Herausforderung Sanierung
Die Herausforderungen seien trotzdem hoch, vor allem in der Sanierung, „denn die Masse der Gebäude, die 2050 den Energiebedarf im Gebäudesektor ausmachen werden, ist bereits gebaut“.  Die Gebäude der Zukunft müssen einen CO2-neutralen Betrieb gewährleisten. Für die Branche seien gesicherte, messbare und transparente Standards wie der klimaaktiv-Standard wichtig: „Das schafft Orientierung für alle Baubeteiligten.“

In Bezug auf die Kosten dürfe man nicht von den reinen Investitionskosten ausgehen: Nachhaltiges Bauen rechne sich, wenn man den Fokus auf den Lebenszyklus legt, betonte Schrattenecker. Als Beispiel nannte sie das Modellvorhaben „KliNaWo“ 1 in Vorarlberg, bei dem ein gemeinnütziger Wohnbau im klimaaktiv-Gold-Standard und möglichst kostengünstig errichtet wurde. Die Ergebnisse waren beeindruckend, erklärt Schrattenecker von der ÖGUT: „Unterdurchschnittliche Errichtungskosten, eine Reduktion des Energiebedarfs sowie geringe Energiekosten für die Mieter.“

Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit kein Widerspruch
Solche Beispiele würden zeigen, dass Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit kein Widerspruch sind. „Bald werden in Österreich 1000 klimaaktiv-Gebäude stehen. Mit jeder Finanzierungsform, jeder Größe und Nutzung. Kein einziges würde es geben, wenn es nicht wirtschaftlich vertretbar wäre“, betonte die stellvertretende ÖGUT-Generalsekretärin.

Die Presse, 18.02.2020

Teilen

auf Google+ teilen auf Facebook teilen auf Twitter teilen auf LinkedIn teilen per RSS teilen