Rückblick

klimaaktiv mobil Stadtspaziergang „Fahrradparken im Wohnbau“

Am 23.05.2023 fand der Stadtspaziergang "Fahrradparken im Wohnbau" statt, der zu vorbildlich umgesetzten Projekten im Bereich aktive Mobilität und Fahrradinfrastruktur in Wien führte. Die Projekte Open UP, Bikes & Rails und Der Grüne Markt im Sonnwendviertel wurden vor Ort von Planer:innen und Nutzer:innen vorgestellt und Bauträger und Mobilitätsexpert:innen konnten sich zu den umgesetzten innovativen Lösungen für das Fahrradparken im Wohnbau austauschen.

Quartiershaus Open UP!

Das Projekt „Open UP!" befindet sich im östlichen Teil des Sonnwendviertel und ist durch seine räumliche Nähe zum Wiener Hauptbahnhof bestens an den öffentlichen Verkehr angebunden. Bei der Erstellung des Mobilitätskonzepts für das Quartier wurde bewusst auf Kfz-Stellplätze am Standort verzichtet. Stattdessen wurde im Untergeschoss des Gebäudes ein großzügiger Fahrradraum mit Platz für insgesamt 120 Fahrräder eingerichtet. Dieser beinhaltet auch eine fest installierte Servicestation, die den Bewohner:innen die Durchführung kleiner Reparaturen und Radservices direkt vor Ort ermöglicht. Wand- und Deckenauslässe verbinden Fahrradraum und darüber liegendes Foyer, ermöglichen Sichtbeziehungen und versorgen einen Teil der Rad-Räumlichkeiten im Untergeschoss mit natürlichem Licht.
Der Zugang zum Fahrradraum erfolgt direkt vom Foyer, ohne zusätzliche Tür, über eine Rampe. Aufgrund der Steigung von 14% ist es erforderlich, die Fahrräder über die Rampe zu schieben. Diese Entscheidung wurde bewusst getroffen, um das Befahren der Rampe zu verhindern und das Risiko von Unfällen zu minimieren. Der ebenfalls vorhandene extra große Aufzug gewährleistet den barrierefreien Zugang zum Fahrradabstellraum ebenso wie die leichte Zugänglichkeit mit Transportfahrrädern.
Christian Wegerer (PPAG architects) wies auf Rückfrage darauf hin, dass im Fahrradraum bewusst keine Lademöglichkeiten für E-Fahrräder vorgesehen sind, um die Stellplätze nicht wegen der Frage der Abrechnung des genutzten Stroms personifizieren zu müssen. Eine alternative Lösung, die in einem anderen Projekt aktuell in Betracht gezogen wird, besteht darin, in den wohnungsweise zugeordneten Kellerabteilen die Ladeinfrastruktur bereitzustellen.

Architektur: PPAG architects ztgmbh
Eigentümer:in: AURIS Immo Solutions GmbH 

Bikes & Rails

Im Quartiershaus und Baugruppenprojekt "Bikes and Rails" gelangt man über eine im Freien liegende Rampe in den gemeinschaftlich genutzten Fahrradkeller. Aufgrund früherer Einbrüche wurde ein zusätzliches Gittertor als weitere Sicherheitsmaßnahme errichtet. Im Fahrradraum sind verschiedene Vorrichtungen zum Abstellen der Fahrräder vorhanden, darunter Hängevorrichtungen, Bügel und Abstellplätze für Transportfahrräder. Die Hausgemeinschaft teilt sich insgesamt drei Lastenfahrräder, wobei eines davon ein gefördertes Grätzelrad ist. Die Kosten für die beiden anderen Lastenfahrräder werden durch Eigenmittel, Förderung des Mobilitätsfonds, der Fahrradwerkstatt im Gebäude und Spenden finanziert. Zusätzlich dazu gibt es im Fahrradraum einen Akku-Ladeschrank für E-Fahrräder, dessen Stromkosten von der Gemeinschaft getragen werden. Gesondert ausgewiesene Flächen für Fahrradanhänger, Kindersitze, Kleinkinderfahrräder und Scooter sind ebenfalls vorhanden.

Projektwebseite: Baugruppe Bikes and Rails

Grüner Markt

Das Quartiershaus "Grüner Markt", ebenfalls ein Baugruppenprojekt, verfügt über zwei Fahrradabstellräume: einen im Erdgeschoss, direkt an den Gehsteig und die Straße angrenzend, für den täglichen Gebrauch und einen im Keller, der über den Lastenaufzug erreichbar ist. In beiden Räumen werden Doppelstockparker eingesetzt, was den Vorteil bietet, dass wesentlich mehr Fahrräder untergebracht werden können. Ein Nachteil dieses Systems besteht jedoch darin, dass es schwierig ist, Fahrräder mit Kindersitzen oder Gepäckkörben zu handhaben, da diese immer oben geparkt werden müssen. Hier ist es wichtig dies den Bewohner:innen entsprechend zu kommunizieren. Im Erdgeschoß finden in speziell ausgewiesenen Zonen auch Radanhänger, Kindersitze, Scooter und Skateboards Platz. Die Räumlichkeiten im Keller umfassen eine großzügige Fahrradwerkstatt und einen Waschplatz für die Räder. In der angrenzenden KFZ-Garage wurde ein Stellplatz angemietet, auf dem die beiden gemeinschaftlich genutzten Cargo-Bikes stehen.
Ähnlich wie beim Projekt „Bikes and Rails" berichtete Architekt Sandbichler von der Herausforderung in puncto Diebstahlschutz. Eine wirksame Maßnahme in diesem Zusammenhang ist der Einsatz von Stahltüren an den Fahrradräumen anstelle von Aluminiumtüren. Dadurch kann ein wesentlicher Beitrag zur Sicherheit der Fahrräder geleistet werden.

Projektwebseite: Grüner Markt
Architektur: sandbichler architekten zt gmbh 

Zentrale Aussagen aus der Diskussion:

  • Die Fahrradmobilität hat in den letzten Jahren stark zugenommen und Erweiterungsflächen sollten mitgeplant werden.
  • Eine Erkenntnis aus der Besichtigung ist, dass bei der Planung von Fahrradinfrastrukturen im Wohnbau auch Aspekte des Diebstahlschutzes ganzheitlich berücksichtigt werden müssen, um den Bewohner:innen ein hohes Sicherheitsgefühl beim Abstellen ihrer Fahrräder in gemeinschaftlich genutzten Bereichen zu gewährleisten.
  • In allen besichtigten Projekten wird ein Teil der Fahrräder auch in den wohnungsbezogenen Kellerabteilen abgestellt, zum Beispiel solche Fahrzeuge, die nicht täglich genutzt werden. Bei der Gestaltung dieser Kellerabteile sollten Möglichkeiten zur sicheren Aufbewahrung von Fahrrädern, eingeplant werden. Eine sinnvolle Integration wäre eine Verbindung bzw. räumliche Nähe zum Fahrradraum, um dadurch dessen gute Zugänglichkeit, sei es über Rampe oder einen Lastenaufzug, nutzen zu können.
  • Die Handhabung von Doppelparkern kann problematisch sein, insbesondere wenn Fahrräder mit Kindersitzen oder Gepäckkörben ausgestattet sind.

Teilen

auf Google+ teilen auf Facebook teilen auf Twitter teilen auf LinkedIn teilen per RSS teilen