Publikum WS Urban Transition (Quelle: Hannes Warmuth, ÖGUT)

Rückblick

Urban Transition – Rückbesinnung auf urbane Lebensqualität

Der Workshop fand im Rahmen der Konferenz "Wachstum im Wandel" statt. Das hochkarätig besetzte Panel ging anhand von Beispielen in den Städten Hamburg, Wien, Salzburg und Graz darauf ein, Erfolgsfaktoren und Treiber einer "Smart City"-Entwicklung bzw.-Umsetzung zu beleuchten und dabei den veränderten sozialen und wirtschaftlichen Anforderungen Rechnung zu tragen.

Die Transformation der heutigen Energiesysteme hin zu einer post-fossilen, CO2-freien Gesellschaft stellt gerade Städte vor enorme Herausforderungen, u.a. auch deswegen, weil die Nutzung erneuerbarer Energieträger in der Stadt naturgemäß schwieriger als im ländlichen Raum ist. Die erfolgreiche Gestaltung urbaner Transformationsprozesse hin zu zukunftsfähigen Städten und die Überwindung von Grenzen in unserem Denken auf dem Weg dorthin waren daher zentrale Leitfragen, mit denen sich dieser Workshop beschäftigte.

Das hochkarätig besetzte Panel beleutete anhand von praxisnahen Beispielen in unterschiedlichen Städten Erfolgsfaktoren und Treiber der Entwicklung bzw. Umsetzung des „Smart City“-Konzepts. Gleichzeitig wurden den veränderten sozialen und wirtschaftlichen Anforderungen Rechnung getragen.

Jürgen Bruns-Berentelg betonte, es sei wichtig, Meinungsbildungsprozesse vorzuschalten, um Ideen gemeinsam zu entwickeln. Wichtige Elemente der HafenCity Hamburg seien:

  • „Stadt der kurzen Wege“: Nahversorgungsangebote, soziale Infrastrukturen. Barrierefreiheit
  • HafenCity als öffentlicher Ort mit hoher Lebensqualität, z.B. Mikrodifferenzierung zur Integration von Sport- und Freizeitangeboten
  • Wärmeenergieversorgung: Halbierung der CO2-Benchmarks von der westlichen (1. Phase) zur östlichen HafenCity: Nahwärmenetz östliche HafenCity: 92 % erneuerbare Energien, 89 g CO2/kWh

Ein wichtiges Instrument der ökonomischen Nachhaltigkeit sei die so genannte „Anhandgabephase“, eine zeitlich befristete, schriftlich fixierte exklusive Optionsphase zur Beplanung eines Grundstücks statt des unmittelbaren Verkaufs. Die Dauer der Option beträgt ca. 1,5 Jahre, der Verkauf des Grundstücks erfolgt erst nach Durchführung eines Architekturwettbewerbs und mit Baugenehmigung. Hier wird mit dem Prozess die Qualität der Bebauung gesteuert.

Michael Cerveny kam zum Schluss, dass ein Wärme-/Kälteversorgungssystem mit 75 % erneuerbaren Standortressourcen technisch verlässlich und wirtschaftlich prüfenswert möglich ist. Die von der Smart City Rahmenstrategie Wien für 2050 angepeilten CO2- und Primärenergieziele (für „Private Haushalte / Wohnen“) können mit sehr hohen Anteilen an Abwärme/ Erneuerbaren schon jetzt fast erreicht werden.
Angesichts der Kostenstruktur brauche es vorrangig neue Geschäfts- und Finanzierungsmodelle und neue Kooperationen zwischen Bauträgern, Energieversorger(n), Stadt und Finanzierern. Außerdem brauche es auch neue/ bessere Rahmenbedingungen um diese (Energieversorgungs- und Geschäfts-)Modelle möglich zu machen.

Helmut Strasser zeigte, dass der Schritt von der Optimierung des Einzelgebäudes zur Planungsdimension Siedlung mehrere Anforderungen mit sich bringt:

  • erweiterte Bewertungsmaßstäbe an Stelle von m²-bezogener Effizienz
  • Mehrdimensionalität – Gebäude, Energieversorgung, Mobilität etc.
  • erforderliche Integration in Stadtplanungsprozesse.

Um diesen Schritt tatsächlich durchführen zu können brauche es eine gemeinsame Sprache der unterschiedlichen Akteure, eine durchgängige Qualitätssicherung, aber auch verbindliche Instrumente zur Umsetzung.

Ernst Rainer spannte den Bogen von Energieraumplanung über Klimawandelanpassung und den städtischen Außenraum hin zu den Menschen, die zentrales Ziel einer nachhaltigen Stadtentwicklung sein sollen. Seine Conclusio lautete, dass an erster Stelle einer intelligenten (smarten) Stadtentwicklung die Erhaltung und Steigerung der urbanen Lebensqualität der Menschen liegen müssen. Das übergeordnete Ziel sollte die zukunftsfähige städtische postfossile Gesellschaft sein. Ein Umdenken in der Energieraumplanung sei notwendig, für das Gelingen urbaner Transformation.

Die Vortragsunterlagen und Fotos finden Sie auf der Stadt der Zukunft-Website.

Begrüßung:

Ingolf Schädler, Bereichsleiter Innovation
Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie

Vortragende:

Jürgen Bruns-Berentelg ist Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH. Vor seiner Tätigkeit bei der HafenCity Hamburg GmbH war Jürgen Bruns-Berentelg in leitenden Positionen bei britischen, amerikanischen und deutschen Immobilienunternehmen tätig. Dabei hat er auch an Großprojekten wie dem neuen Hauptbahnhof in Berlin oder dem Sony Center am Potsdamer Platz, ebenfalls in Berlin, gearbeitet.

Michael Cerveny ist Mitarbeiter des seit 2013 bestehenden Energy Center Wien. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen die Aufbereitung von Datengrundlagen zur Weiterentwicklung energiepolitischer Rahmenbedingungen in Wien, die operative Umsetzung von Maßnahmen im Rahmen des Städtischen Energieeffizienzprogramms und des Aktionsplans für erneuerbare Energien sowie die Erstellung energiewirtschaftlicher Studien und Beratung der Stadt in speziellen Energiefragen.

Helmut Strasser hat Elektrotechnik an der TU Wien studiert. Er ist seit 2000 im Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen (SIR) tätig und leitet dort aktuell den Fachbereich Energie. Der zentrale Forschungs- und Arbeitsbereich vom DI Helmut Strasser ist seit Jahren das Themenfeld Energieoptimierung von Siedlungen. Neben einer Vielzahl von nationalen und internationalen Forschungsprojekten zur Verknüpfung von Energieplanung und Stadtplanung beschäftigt er sich auch mit übergeordneten strategischen Fragestellungen. Auf seine Initiative wurde u.a. der Masterplan Smart City Salzburg erstellt.

Ernst Rainer hat Architektur an der Technischen Universität Graz und Technischen Universität Brno studiert. Zurzeit ist er wissenschaftlicher Assistent am Institut für Städtebau der Technischen Universität Graz und Leiter der Smart Urbanism-Forschungsgruppe. Sein Arbeitsschwerpunkt ist nachhaltige Stadtentwicklung mit dem Fokus u.a. auf Qualitätskriterien in der nachhaltigen Stadtentwicklung, Smart Cities, urbane Wohnformen, urbane Mobilität, Stakeholdereinbindung in der Stadtentwicklung und Finanzierungsmodelle in der Stadtentwicklung

Moderation: DIin Claudia Dankl, Mag. (FH) Hannes Warmuth (ÖGUT)

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