Round Table

15. Round Table Nachhaltiges Österreich

Mehr als 100 TeilnehmerInnen kamen zum 15. Round Table des Akteursnetzwerks, der dem Thema "Herausforderung Demografie: Den gesellschaftlichen Wandel zukunftsfähig gestalten" gewidmet war.

Herausforderung Demografie: Den gesellschaftlichen Wandel zukunftsfähig gestalten

Bereits heute ist in Österreich der Trend zu einer Verschiebung in der Alterspyramide und zu zukünftig rückläufigen Bevölkerungszahlen manifest. Die Auswirkungen dieses demografischen Wandels sind in Stadt und Land spürbar. 

Wie lässt sich das Zusammenleben von Generationen und Kulturen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels fördern? Wie können Städte und Gemeinden auf ein verändertes Mobilitätsverhalten durch eine steigende Zahl älterer Menschen reagieren? Welche Herausforderungen kommen auf uns zur Sicherung der sozialen Infrastruktur zu? Wie können Städte und Gemeinden auf ein verändertes Mobilitätsverhalten durch eine steigende Zahl älterer Menschen reagieren? Mit welchen Auswirkungen haben wir auf dem Arbeitsmarkt zu rechnen und wo liegen Chancen und Potenziale in unserer Gesellschaft, diesen Herausforderungen zu begegnen? Diese und weitere Fragen rund um den demografischen Wandel wurden auf dem 15. Round Table beleuchtet.
 
Eva Persy, Stadt Wien, und Wolfram Tertschnig, Nachhaltigkeitskoordinator des Bundes im Lebensministerium, hießen die TeilnehmerInnen willkommen. Thomas Steiner, Nachhaltigkeitskoordinator des Landes Niederösterreich, stellte die Rolle der NachhaltigkeitskoordinatorInnen und die Relevanz des Themas für die Umsetzung der gesamtösterreichischen Nachhaltigkeitsstrategie vor. Demograf Rainer Münz führte mit einem umfassenden Vortrag in das Thema ein. Nach Inputs weiterer ExpertInnen – Alexander Hamedinger, Mechtild Stiewe, Kathrin Lais und Adolf Buxbaum – zu den oben angeführten Fragen brachten die TeilnehmerInnen in Workshops die Herausforderungen auf den Punkt und entwickelten Handlungsansätze.

  • Im Workshop 1, "Zusammenleben der Generationen und Kulturen" wurden die Aspekte "Plausible Ansätze der Begegnung schaffen" und "Bewusstseinsbildung bei allen Generationen" als wichtige Herausforderungen identifiziert.
  • Workshop 2 war dem Thema "Altern in Bewegung - Mobilität im Wandel" gewidmet. Als wichtige Herausforderung wurde genannt, Personen mit eingeschränkter Mobilität die Teilhabe am sozialen Leben durch gesicherte Mobilität zu ermöglichen. Wichtig dafür sei die Vernetzung von Politik, Verwaltung und Planung unter Einbeziehung der Wissenschaft sowie von Sozialversicherung und Krankenkassen als Verantwortliche.
  • Im Workshop 3 "Kommunen und die Sicherung sozialer Infrastruktur" wurde der Titel dahingehend interpretiert, dass unter "Sicherung" jedenfalls auch Entwickeln, Kreieren, Initiieren verstanden werden müsse. Im Jahr 2009 sei die soziale Infrastruktur österreichweit in den Gemeinden qualitativ sehr hoch, damit das auch in Zukunft so bleiben könne, müsse man fähig sein, Änderungen zu erkennen und bereit sein, sich an neue Gegebenheiten anzupassen.
  • Im Workshop 4 "Arbeit und Beschäftigung im demografischen Wandel" ging es u. a. um die räumliche Dimension von Arbeit und Beschäftigung. Wichtig sei es, die Qualitäten des ländlichen Raums zu erkennen und zu unterstützen. Notwendig sei auch eine Neubewertung des Arbeitsbegriffs – weg von der reinen Erwerbsarbeit.


Zum Abschluss des ersten Tages waren die TeilnehmerInnen aufgefordert, sich Postkarten aus der Zukunft zu schreiben – versetzt in die Rolle ihrer eigenen Enkel, die die Dokumentation des 15. Round Table auf dem Dachboden finden und sich dazu äußern. Viele Karten waren geprägt vom Tenor, dass alles anders kam, als gedacht. Viele Karten hatten zukünftige Formen des Wohnens – z. B. in Wohngemeinschaften – oder der umwelt- und ressourcenschonenden Mobilität zum Thema. Ein Enkel wünschte sich: "Ihr hättet mutiger sein sollen!".
 
Bei der Abendveranstaltung im Ragnarhof in der Grundsteingasse in Ottakring hieß Heinz Hufnagel, Dritter Präsident des Wiener Landtags, die Gäste willkommen. Anschließend stellten Kurt Smetana von der GB 16 und Ula Schneider von "SOHO in Ottakring" Entwicklungen und Strategien aus dem Viertel rund um den Brunnenmarkt im 16. Bezirk vor.

Der 2. Tag begann mit einem Vortrag von Susanne Tatje, Demografiebeauftragte der Stadt Bielefeld, zum Thema "demografische Entwicklungsplanung als kommunale Strategie". Ursula Hübel stellte das Projekt sALTo vor, Bibiane Puhl präsentierte ein Demografie-Projekt aus der Obersteiermark West und Catrin Boss aus Nordrhein-Westfalen berichtete vom Robert-Jungk-Preis für Zukunftsprojekte und Bürgerengagement, der heuer zum 3. Mal dem Thema Demografie gewidmet war. Diese drei und neun weitere Best-practice-Projekte aus ganz Österreich wurden anschließend auf dem „Marktplatz der Möglichkeiten“ vorgestellt:

  • Das Generationendorf, Salzburg (Anita Moser, Gemeindeentwicklung Salzburg)
  • „AGYL- Alt und glücklich in Ybbsitz leben“, Niederösterreich (Christa Spreitzer)
  • Dorfservice, Kärnten (Eva Altenmarkter-Fritzer, Verein für Haushalts-, Familien- und Betriebsservice Drauhofen)
  • Internet für alle, Tirol (Franz Rauter, vertreten von Bertram Meusburger)
  • Projekt Terra, Wien (Marko Kolm, Sozial Global)
  • Nachbarschaftsgarten Heigerlein, Wien (Angelika Neuner, Verein Gartenpolylog)
  • „Palaver unterm Apfelbaum“ – interkulturelle Gärten, Graz (Ulrike Ditschy)
  • St. Andrä-Wördern – die Welt ist ein Dorf, Niederösterreich (Franz Meister)
  • Stadt der kurzen Wege aus ökosozialer Sicht, Wien (Sigrid Egartner, Ökosoziales Forum Wien)

Der Marktplatz bot beste Gelegenheit für Austausch und Vernetzung.

In einer Fishbowl-Diskussion mit Bernd Marin, Bertram Meusburger und Susanne Tatje wurde danach der Frage nach Handlungsoptionen und Handlungsverantwortung für NachhaltigkeitsakteurInnen angesichts des demografischen Wandels nachgegangen.
Während des Round Table wurden "Botschaften an die NachhaltigkeitskoordinatorInnen" gesammelt, im Sinne der Sensibilisierung einer Multiplikatorengruppe für das Thema "Demografischer Wandel". Bertram Meusburger, Thomas Steiner, Eva Persy und Wolfram Tertschnig nahmen in einer letzten Runde dazu Stellung, was sie an wichtigen Signalen für ihre künftigen Aktivitäten mitnehmen. Engagement mit Herz und Hirn sei gefragt, das können die NHKs leisten. Die am Round Table vorgestellten Projekte haben gezeigt, dass insbesondere für Prozesse in der Gemeindeentwicklung die Beteiligung der Betroffenen ein Um und Auf sei. Als drei wesentliche Punkte für den Umgang mit dem demografischen Wandel wurden (1) die Sensibilisierung und Bewusstseinsschaffung, (2) das Tun und die Umsetzung auf langfristiger Ebene und (3) die Evaluation im Sinne der Schärfung der Strategien erkannt. Eine Kernfrage sei, wie man der Komplexität des Themas mit beschränkten Ressourcen gerecht werden könne. Wolfram Tertschnig befand, man müsse das Konzept des "ökologischen Fußabdrucks" im Sinne eines "sozialen Fußabdrucks" erweitern. Bei der Netzwerkarbeit der NHKs sei es besonders wichtig, Kreativität zuzulassen und Best-practice-Lösungen zu kommunizieren, nicht zuletzt unter dem Motto "Copy with pride".

Am Nachmittag rundete eine Exkursion in den Stadtteil Kabelwerk den 15. Round Table ab. Sonja Landsteiner, Generalsekretärin des WATs, stellte den Generationenpark vor, dessen Geräte von den TeilnehmerInnen umfassend getestet wurden. Herber Buchner vom Magistrat der Stadt Wien führte durch die Wohnanlage. Abschließend stellte Elisabeth Stich das Frauenwohnprojekt [ro*sa] KalYpso vor.

Die Veranstaltung wurde von Martina Handler, ÖGUT, und Wolfgang Gerlich, Plansinn, moderiert.
 
Veranstalter des 15. Round Table waren das Lebensministerium und die Wiener Umweltschutzabteilung; die Organisation erfolgte durch die ARGE ÖGUT GmbH - ÖIR - jost.con.sult.

Nachstehend finden Sie das Programm und die ausführliche Dokumentation der Veranstaltung als Downloads.

Für die Präsentationen der Vortragenden als Download klicken Sie auf: http://www.nachhaltigkeit.at/article/articleview/75867/1/25665/, Fotos vom Round Table finden Sie hier.

Teilen

auf Google+ teilen auf Facebook teilen auf Twitter teilen auf LinkedIn teilen per RSS teilen