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Gelingensfaktoren sozial-ökologischer Transformation

Den „Change Makers“ unter die Arme greifen: Erfolgsfaktoren für sozial-ökologischen Wandel

Die Ergebnisse der Vorstudie wurden breit diskutiert – unter anderem bei einem ExpertInnen-Workshop im Rahmen der Konferenz Wachstum im Wandel 2019.
Die Ergebnisse der Vorstudie wurden breit diskutiert – unter anderem bei einem ExpertInnen-Workshop im Rahmen der Konferenz Wachstum im Wandel 2019. © ÖGUT/Petra Blauensteiner

Woran liegt es, dass manche sozial-ökologischen Initiativen gelingen und andere nicht? Das untersuchte die ÖGUT im Rahmen des Projekts „Gelingensfaktoren sozial-ökologischer Transformation". In einer Vorstudie wurde anhand von Fallbeispielen analysiert, welche Faktoren jeweils zum Erfolg beitrugen. Die Ergebnisse wurden anschließend in einem interaktiven Workshop im Rahmen der Konferenz „Wachstum im Wandel" sowie in ExpertInnen-Interviews breit diskutiert. Daraus abgeleitete Empfehlungen an die Politik wurden nun in einem Factsheet zusammengefasst.

Einfach, aber komplex umzusetzen

Das Rezept sei demnach eigentlich sehr einfach – aber in der Umsetzung höchst komplex, erklärt Projektleiterin Martina Handler von der ÖGUT: „Entscheidend für den Erfolg war nämlich, dass drei Ebenen zusammengespielt haben: Die richtigen Personen müssen Zugang zu den nötigen Ressourcen haben und Rahmenbedingungen vorfinden, die sie ermutigen und unterstützen", so die Partizipations-Expertin. 

Es sei wichtig, dass die „AkteurInnen des Wandels“ auch Zugang zu Ressourcen hätten und unterstützende Rahmenbedingungen vorfinden, erklärt ÖGUT-Projektleiterin Martina Handler (links im Bild) © ÖGUT/Petra Blauensteiner
Es sei wichtig, dass die „AkteurInnen des Wandels“ auch Zugang zu Ressourcen hätten und unterstützende Rahmenbedingungen vorfinden, erklärt ÖGUT-Projektleiterin Martina Handler (links im Bild) © ÖGUT/Petra Blauensteiner

Innovationskraft, Begeisterung und Frustrationstoleranz

Was aber sind „richtige Personen", welche Eigenschaften sollten diese mitbringen? „Erfolgreiche AkteurInnen des Wandels sind kreativ, begeisterungsfähig und besitzen Durchhaltevermögen sowie eine gewisse Frustrationstoleranz", sagt Handler. Gleichzeitig zeichnen sie sich vor allem auch durch eine starke Lösungs- und Handlungsorientierung aus: „Das sind gewissermaßen Macher und Macherinnen, die sich nicht lange mit Rückschlägen aufhalten, sondern rasch etwas tun."

Umso wichtiger ist, dass diesen Personen auch die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung stehen. Ebenso wichtig wie Geld und räumliche Infrastruktur seien dabei immaterielle Ressourcen, sagt Astrid Reinprecht vom ÖGUT-Projektteam: „Was hilft, ist der Zugang zu Gleichgesinnten und ein breites, möglichst vielfältiges Netzwerk, in dem unterschiedliche Erfahrungen, Kenntnisse und Ressourcen abgerufen werden können", so die Partizipations-Expertin.

Teilweise fehle es den Change Makers an Erfahrung in einzelnen Bereichen, erklärt Partizipations-Expertin Astrid Reinprecht, daher sei Erfahrungsaustausch und Mentoring wichtig. © ÖGUT/Petra Blauensteiner
Teilweise fehle es den Change Makers an Erfahrung in einzelnen Bereichen, erklärt Partizipations-Expertin Astrid Reinprecht, daher sei Erfahrungsaustausch und Mentoring wichtig. © ÖGUT/Petra Blauensteiner

Know-how einbringen

Bei vielen erfolgreichen Initiativen gebe es auch MentorInnen, die als Inspirationsquelle zur Seite stehen und bei Bedarf ihr Know-how einbringen. „Teilweise fehlt es diesen Change Makers nämlich an Erfahrung in einzelnen Bereichen", so Reinprecht, beispielsweise in Bezug auf Teamprozesse: „Welche Gruppendynamiken sind günstig, welche destruktiv? Wie gestalte ich die interne Kommunikation? Und wie gehe ich mit Konflikten um? – Diese Fragen tauchen bei vielen Initiativen früher oder später auf", sagt Reinprecht, „und es hilft sehr, wenn dann innerhalb des Netzwerks oder über MentorInnen Wissen zur Verfügung steht." Auch Wissen in Bezug auf Mobilisierung, Kommunikation oder Strategieentwicklung sei gerade in jungen Teams oft Gold wert.

Rahmenbedingungen gestalten

Darüber hinaus würden jedoch häufig die Rahmenbedingungen bestimmen, ob eine Initiative klein bleibt oder aus der Nische in die Breite kommt, erklärt Joachim Thaler vom ÖGUT-Projektteam. Vor diesem Hintergrund wurde im Projekt auch ein Empfehlungskatalog für Politik und Förderwesen erarbeitet, um aufzuzeigen, welche Rahmenbedingungen und Förderstrukturen entscheidend zum Gelingen des Transformationsprozesses beitragen könnten.

Gefördert werden sollte demnach die Vernetzung von AkteurInnen und Mentoringprogramme. Jeder Wandel führt auch zu Konflikten – daher seien die Rahmenbedingungen für Konfliktmanagement sowie Krisenkommunikation wichtig. Entscheidend sei diesbezüglich zudem der Journalismus: „Medien sind wesentliche Akteure, wenn es um den Wandel geht – die Förderung eines konstruktiven Journalismus kann also mit über den Erfolg entscheiden", betont Thaler.

„Den Wandel leben"

Bewusstseinsbildung alleine ist aber zu wenig: „Es reicht nicht, den Wandel zu predigen, wir müssen den Wandel leben", erklärt Projektleiterin Martina Handler. Dafür sei es wichtig, unsere Normalität zu verändern, „also unsere Denk- und Handlungsweisen und all die Abläufe und Routinen, die wir verinnerlicht haben", so die Partizipationsexpertin. In diesem Prozess kämpfe man natürlich gegen große Beharrungskräfte, schließlich sind wir unser bisheriges Leben einfach gewöhnt.

Real-Labore und der lange Atem

Die Politik sei daher aufgerufen, neue und niederschwellige Formen der Partizipation der Zivilgesellschaft zu fördern. Nachhaltige Veränderung braucht alle Perspektiven. „Zudem müssen wir weg von der herkömmlichen Projektlogik, wo wir die Ergebnisse schon zu Beginn kennen, hin zu längerfristigen Prozessen des Suchens und Lernens", sagt Handler. Das Förderwesen solle daher verstärkt auf Innovationszonen, Real-Labore und Experimente ausgerichtet werden. Und es brauche einen langen Atem: „Transformationen dauern, es geht dabei um langandauernde Prozesse – da muss die Politik die vorherrschende Kurzfristorientierung überwinden."

Entscheidend sei auch, dass Unternehmen bzw. die Wirtschaft in Experimentierfelder oder bei Innovationen einbezogen würden. Und es braucht neue Finanzierungsmodelle für das Upscaling, „um also richtungsweisende Innovationen von der Nische in die Breite zu holen", erklärt die Projektleiterin.

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