ÖGUT-Umweltpreis 2024

Preisträger in der Kategorie "Unternehmen am Weg zur Kreislaufwirtschaft"

Molkereireststoffe zur Reduktion von Ammoniakemissionen aus Rindergülle (Gebrüder Woerle Ges.m.b.H)

Gülle ist ein hervorragender Dünger, das darin enthaltene Ammoniak ist jedoch für 40 Prozent der
Emissionen in der Landwirtschaft verantwortlich. Die österreichische Käserei WOERLE setzt ein
Kreislaufwirtschaftsmodell um, bei dem Milchnebenprodukte wie Sauermolke, Spülmilch und
Spülwasser verwendet werden, um den pH-Wert von Rindergülle zu senken. Dieser innovative Ansatz
hat das Potenzial, die Ammoniakemissionen um bis zu 80 Prozent zu reduzieren, was sowohl der Umwelt als auch dem Agrarsektor zugutekommt.

Mit zunehmendem Bedarf nach Nahrungsmitteln steigt auch die Verwendung von Düngemitteln. Aktuell basieren Maßnahmen zur Reduktion von Ammoniakemissionen in der Landwirtschaft auf mechanischen Methoden wie dem Abdecken von Güllelagern oder der bodennahen Ausbringung von Gülle mittels Schleppschlauch- oder Injektionsverfahren. Diese Techniken sind kostspielig, schwer in der Praxis umzusetzen und für alpine Regionen aufgrund der topografischen Bedingungen oft ungeeignet. Zudem wird bei herkömmlichen Methoden die Effizienz der Stickstoffbindung im Boden nur marginal verbessert.

Diana Reuter und Konrad Steiner © Woerle

Vorteile des innovativen Verfahrens

Das Projekt der Käserei WOERLE untersuchte die Verwendung von Molkereireststoffen wie Sauermolke und Spülmilch zur natürlichen Senkung des pH- Werts von Rindergülle sowohl im Labor als auch im Feldmaßstab. Es bietet dabei mehrere Vorteile gegenüber herkömmlichen Verfahren:

  • Es ist kosteneffizient, da keine teuren Ausrüstungen oder Chemikalien nötig sind, und
  • umweltfreundlich, da biologische Reststoffe verwendet und Ammoniakemissionen signifikant reduziert werden. Studien zeigen eine Emissionsreduktion von bis zu 80 %, was die Effizienz der Düngung steigert.
  • Zudem ist die Methode besonders für alpine Regionen geeignet, wo andere Verfahren schwer umsetzbar sind.

Darüber hinaus vermeidet die Nutzung von Reststoffen aus der Molkerei, die sonst entsorgt oder in Kläranlagen geleitet werden müssten, zusätzliche Transporte und Abfallmengen. Diese Reststoffe werden direkt vor Ort bei den Milchbauern eingesetzt, was die Transportwege minimiert und die Rohstoffverwendung optimiert.

Diese Methode bietet eine innovative, umweltschonende und leicht übertragbare Alternative für die Landwirtschaft.

Erkenntnisse aus den Laborversuchen – in Zusammenarbeit mit Schüler:innen und Studierenden

Die Laborversuche und Versuche in Güllegruben zeigten, dass je nach Dosierung, Anwendungszeitpunkt und -dauer die Ammoniakemissionen gesenkt werden können. In einem praxisnahen Ansatz untersuchten Schüler der HBLA Ursprung unter Anleitung von Konrad Steiner verschiedene Mischverhältnisse von Rindergülle mit Sauermolke oder Spülmilch, die später im größeren Maßstab angewandt wurden. Die FH Salzburg und die HBLFA Gumpenstein führten parallel Kontrollmessungen durch.

© Emanuel Hasenauer/RegionalMedien Salzburg

Das Projekt illustriert eine effektive Kreislaufwirtschaft mit der gleichzeitigen Reduktion von Emissionen und Verbesserung der Düngewirkung, was eine Win-Win- Situation für Umwelt und Landwirtschaft darstellt. Sauermolke und Spülmilch/-wasser fallen als Nebenströme aus der Primärproduktion in der Molkereiindustrie an.

Das Projekt befindet sich aktuell in der Forschungs- und Umsetzungsphase, mit dem Ziel, die Methode zur Ammoniakreduktion weiter zu optimieren und auf andere Regionen und landwirtschaftliche Betriebe zu skalieren. Das Projekt hat bereits Aufmerksamkeit in der Fachwelt erlangt und wurde 2021 in einer ersten wissenschaftlichen Publikation vorgestellt („Effect of Flushing Milk and Acidic Whey on pH and Nitrogen Loss of Cattle Manure Slurry"). Die Endergebnisse sollen 2024/2025 veröffentlicht werden.

Beiträge zur Nachhaltigkeit

Durch die Nutzung von biogenen Reststoffen wie Sauermolke und Spülmilch trägt das Projekt zur
Reduktion fossiler Rohstoffe bei. Diese Abfallprodukte der Molkereiproduktion werden
wiederverwendet, wodurch die Kreislaufwirtschaft gestärkt und Abfälle minimiert werden.
Ammoniakemissionen werden reduziert, Umweltbelastungen gemindert und die Effizienz des Düngers erhöht. Die wirtschaftlichen Effekte liegen in der Senkung der Betriebskosten für Landwirte, da keine zusätzlichen Chemikalien oder teuren Ausrüstungen erforderlich sind. Die Wiederverwendung von Reststoffen erhöht zudem die regionale Wertschöpfung und stärkt die lokale Kreislaufwirtschaft. Zudem wäre die Methode für die Bio Landwirtschaft zugelassen, wo der Bedarf an Dünger besonders notwendig ist.

Durch die emissionsärmere Gülleausbringung wird die Belastung für Landwirt:innen und umliegende Gemeinden durch schädliche Emissionen reduziert, was zu einer verbesserten
Lebensqualität führt. Die nachhaltige Düngemethode fördert zudem die langfristige Existenzsicherung der landwirtschaftlichen Betriebe und unterstützt die Erfüllung gesetzlicher Umweltauflagen.

Übertragbar auf andere Betriebe in der Milchindustrie

Die Methode kann problemlos auf andere Betriebe in der Milchindustrie übertragen werden, da
Molkereireststoffe in vielen Milchbetrieben anfallen. Besonders in Regionen mit intensiver
Grünlandbewirtschaftung und biologischer Landwirtschaft bietet sich die Technik als emissionsarme
Alternative zur herkömmlichen Gülleausbringung an. Da es sich um kostengünstige Reststoffe handelt, ist die Methode wirtschaftlich realisierbar und kann ohne großen technischen Aufwand angewendet werden.

Begründung der Jury

Die Jury war besonders von der Einfachheit des Konzepts beeindruckt, das eine direkte Kreislaufführung ermöglicht, indem Sauermolke und Spülmilch zurück zur Gülle geleitet werden. Zudem adressiert das Projekt auch die Thematik behördlicher Anforderungen (Antrag beim Umweltbundesamt auf offizielle Genehmigung der Methodik bereits erfolgt), um sie auf andere Regionen und landwirtschaftliche Betriebe zu skalieren.

Projektkonsortium

Monika Auer (ÖGUT-Generalsekretärin), Diana Reuter (Gebrüder Woerle Ges.m.b.H, Rundumblick), Christina Loibichler (Gebrüder Woerle Ges.m.b.H), Stephan Bruck (AQA GmbH), Andrea Reithmayer (ÖGUT-Präsidentin). © Katharina Schiffl