ÖGUT-Umweltpreis 2024

Nominiert in der Kategorie "Unternehmen am Weg zur Kreislaufwirtschaft"

Zirkuläre, biobasierte und plastikfreie Hygieneunterwäsche (Cedenu)

Täglich nutzen Personen jedes Alters und Geschlechts weltweit Hygieneprodukte für Ausfluss, Menstruation oder Blasenschwäche sowie Inkontinenz oder Post-Partum. Derzeit dominieren Einwegprodukte den Markt. Alleine in der EU werden jährlich etwa 50 Milliarden Einweg-Hygieneprodukte benutzt, 90 Prozent davon enthalten Kunststoff. Cedenu – see the new – produziert Hygieneprodukte, die diesem Problem entgegenwirken. Ihre Produkte sind darüber hinaus kreislauffähig, zu 100 Prozent pflanzenbasiert und frei von Plastik. Es ist die erste zirkuläre Unterwäsche für alle Altersgruppen und Geschlechter, die Abfall reduziert und eine Lösung für das Plastikproblem bietet.

© Cedenu

Giftige Ausgangssituation

Es ist nicht nur der Kunststoff in den Hygieneprodukten, der ein großes Umweltproblem verursacht. Der Großteil der Produkte enthält weitere Schadstoffe, wie beispielsweise Parfüme oder Silber zur Geruchshemmung. All diese Inhaltsstoffe werden entweder gar nicht oder nur teils auf der Verpackung ausgewiesen. Dadurch können bei den Verbraucher:innen Infektionen im Intimbereich auftreten. Landet das Produkt abschließend auf dem Müll können synthetische Fasern, wie auch der Stretchgarn aus Kunststoff nicht abgebaut und in den natürlichen Kreislauf rückgeführt werden.

Hinzu kommt, dass Hersteller nicht verpflichtet sind, bestimmte Inhaltsstoffe von  Hygiene-/Periodenprodukten zu vermeiden; sie müssen nur darauf hinweisen. Das hat zur Folge, dass toxische Inhaltsstoffe weiterhin erlaubt sind.

Eine nachhaltigere Alternative sind wiederverwenbare Hygieneprodukte. Sie bestehen derzeit aus Textilfasern mit einem überwiegend hohen synthetischen Anteil. Der chemische Prozess bei der Herstellung synthetischer Fasern ist nicht nur sehr Energie-aufwändig, sondern auch Erdölbasiert und trägt signifikant zu CO2-Emissionen sowie der Klimaerwärmung bei. Die konkrete Problemstellung im Hygienebereich liegt sowohl für Einweg- als auch Mehrwegprodukte im Plastik-Anteil, der sowohl der menschlichen Gesundheit als auch der Umwelt schadet.

Ausweg: biobasiert, nachhaltig, kreislauffähig

Das Team von Cedenu hat nach einer langen Marktrecherche ein klares Ziel formuliert und verfolgt dieses konsequent: Sie wollen eine biobasierte, plastikfreie und kreislauffähige Hygiene-Unterwäsche anbieten, und gleichzeitig über Plastikverschmutzung, Körpergesundheit und die Textilindustrie aufklären.

Die Recherche ging weiter – diesmal nach möglichen Partnern im Bereich Textiltechnik. Gefunden wurden schließlich zwei Partner, ein universitärer und ein Textil-Stakeholder. Der nächste Schritt war die Produktion eines ersten Unterwäsche-Prototyps, der allen Anforderungen von biobasiert, nachhaltig und kreislauffähig entspricht. Die technische Machbarkeit mit einer 100 Prozent biobasierten und plastikfreien Lösung wurde erfolgreich durchgeführt. Nun gilt es die Testphase abzuwarten, um Konsument:innenfeedback zum Produkt zu erhalten.

Innovatives Produkt in Design, Material, Färbung

Die Innovation der wiederverwendbaren Hygieneunterwäsche liegt einerseits im zirkulären Produktdesign und in der Verwendung biobasierter Rohstoffe für alle Produktteile.

Die Entscheidung gegen ein nahtloses Design der Unterwäche liegt an den Circular Design Rules des Institutes of Design Research in Wien, an die sich Cednu hält. Wichtig dabei ist, nur so viele Ressourcen wie notwenig einzusetzen und diese auch austauschbar in das Produkt zu integrieren. In einem nahtlosen Design wäre es schlicht nicht möglich, Einzelteile auszutauschen.

Auch bei den biobasierten Rohstoffen geht Cednu konsequent einen Schritt weiter. Im Gegensatz zu anderen Produkten beschränkt sich das nicht nur auf das Textil, sondern vor allem auf Gummiband und Nähgarn, die üblicherweise aus Polyester und fossilem Gummi besteht. Im gesamten Produkt werden überhaupt nur drei verschiedene biobasierte Rohstoffe verwendet, was auch den Bereich der Färbung betrifft. Einem Bereich, wo die meiste Chemie verwendet wird. Für ihr Produkt greifen Cedenu dabei auf die Mikroorganismen-Färbung von Colorifix zurück. Dabei wird mithilfe von natürlichen Pigmenten gefärbt.

Gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur in Wien hat Cedenu eine erste rein biobasierte Blockadeschicht entwickelt, die die herkömmliche Schicht aus Polyurethanen / fossilem Plastik ersetzt. Diese liegt gerade zum Patentcheck vor.

Um den Kreislauf zu schließen, plant Cedenu einerseits mit Partnern zusammenarbeiten, die Reparaturservices anbieten, um Kund:innen die Möglichkeit zu geben, ihre Unterwäsche wieder zu erneuern, als auch eine Anleitung bieten, für all jene die ihre Unterwäsche selbst reparieren möchten. Damit bieten wir im Zuge des Green Deals die optimalen Voraussetzungen für ein kreislauffähiges Produkt.

Das hat die Jury überzeugt

Cedenu setzt neue Maßstäbe im Bereich wiederverwendbarer Hygieneunterwäsche und überzeugt die Jury durch eine kompromisslos durchdachte und konsequente Umsetzung. Besonders möchte die Jury die innovative, biobasierte Blockadeschicht hervorheben, die in Zusammenarbeit mit der BOKU entwickelt wurde und derzeit zum Patentcheck vorliegt. Sie ersetzt die in herkömmlichen Hygieneprodukten verwendeten Polyurethane und stellt einen Durchbruch im Bereich nachhaltiger Hygieneartikel dar.

Gründerteam: Claudia Stingl und Lukas Langstadlinger © Cedenu

Projektkonsortium

  • Gründerteam: Claudia Stingl – Geschäftsführerin und Verantwortung über Marketing/Produktentwicklung, und Lukas Langstadlinger als technischer Leiter über Schnittkonstruktionen/Tech Packs und Websitegestaltung/Design
  • BOKU als universitärer Partner in der Entwicklung für die biobasierte Schutzschicht
  • Textilbeschichter/Textilingenieure zur Beschichtung der Blockadeschicht in Deutschland (Name des Lieferanten auf Anfrage)
  • Produktion des Stoffes und Konfektionierung des Produkts in Portugal – diese Partner verpflichten sich neben dem Closed Loop Ansatz nicht nur den ÖkoTex Vorgaben, sondern auch den ZDHC Richtlinien im Zuge der Färbung (Name des Hersteller auf Anfrage)
  • Zusätzliche Berater/Freelancer (Wien): Nachhaltiges Design und technische Textilberatung (Name auf Anfrage), Impact Coaching (Name auf Anfrage)

Weitere Infos

Monika Auer (ÖGUT-Generalsekretärin), Lukas Langstadlinger (Cedenu), Claudia Stingl (Cedenu), Andrea Reithmayer (ÖGUT-Präsidentin), Stephan Bruck (AQA GmbH). © Katharina Schiffl