ÖGUT-Umweltpreis 2024

Nominiert in der Kategorie Partizipation und zivilgesellschaftliches Engagement, Top-Down

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Öffi Denkwerkstatt © Wiener Linien

Öffi-Denkwerkstatt (Wiener Linien GmbH & Co KG)

Die Öffi-Denkwerkstatt ermöglicht es allen Kund:innen der Wiener Linien, ihre Öffis selbst mitzugestalten. Von Online-Kurzbefragung bis mehrstufige Workshops – Partizipation ist in unterschiedlichen Formaten und zum gesamten Themenspektrum der Wiener Linien möglich. Ziel ist es, neue Produkte kooperativ zu entwickeln und bestehende Services gemeinsam zu verbessern. Dabei sein kann jede:r unabhängig von Alter, Vorwissen und Zeitbudget. Die Öffi-Denkwerkstatt ist eine Weiterentwicklung des bereits 2004 gegründeten Fahrgast-Beitrats.

Diverse Formate laden zum Mitmachen ein

Die Kund:innen der Wiener Linien sind eine diverse Gruppe - ob jung oder alt, arm oder reich, mit Behinderungen, mit Familie, als Tourist:in, mit viel Zeit zur Partizipation oder mit kleinem Zeitbudget. Das spiegelt sich auch in den angebotenen Formaten wider.

Um Workshops zielgerichtet anbieten zu können, wird für jede Veranstaltung festgelegt, für wen diese interessant ist. Bei allgemeinen Themen wird der Workshop für den gesamten, registrierten Teilnehmer:innenpool freigegeben, bei speziellen Themen können Kriterien festgelegt werden. Findet z.B. ein Workshop zum Thema barrierefreier Busverkehr im 23. Bezirk statt, kann der Workshop vorrangig für Kund:innen aus dem 23. Bezirk und für Kund*innen, die auf barrierefreie Angebote angewiesen sind, freigegeben werden.

Die Workshops und Veranstaltungen selbst werden je nach Thema passend methodisch aufbereitet. Es gibt vier verschiedene Hauptformate.

  • Infoveranstaltungen werden dazu genutzt, um über aktuelle Themen zu informieren, aufzuzeigen welche Maßnahmen durch Partizipation umgesetzt wurden und Bewusstseinsbildung zu betreiben oder für Herausforderungen der Wiener Linien zu sensibilisieren.
  • Beim Open Lab können Kund:innen eigene Ideen einbringen – entweder zu einem Themenkomplex oder in einem offenen Austausch zu allen Bereichen der Wiener Linien.
  • Themenformate sind meist Workshops zu konkreten Problemstellungen. Hier können Teilnehmer:innen neue Produkte vorab testen, Feedback zu bestehenden Services geben und, dort wo möglich, tatsächlich mitentscheiden.
  • Zu den Spezialformaten zählen etwa Workshops für ausgewählte Zielgruppen, Exkursionen und Möglichkeiten, Wiener Linien Expert:innen und/oder die Geschäftsführung kennenzulernen und Fragen zu stellen.

Alle Formate sind 100% barrierefrei gestaltet. Bei den Veranstaltungsorten wird auf bauliche Barrierefreiheit geachtet. Außerdem werden bei Bedarf Gebärdendolmetscher:innen oder eine Assistenz für die Dauer der Veranstaltung zur Verfügung gestellt, um eine Teilnahme zu ermöglichen. Die Kosten dafür werden, wie für die gesamte Öffi-Denkwerkstatt, von den Wiener Linien getragen.

Die Ergebnisse der einzelnen Workshops werden allen Teilnehmer:innen per E-Mail zugeschickt. Sie können auch auf der Wiener Linien-Website eingesehen werden.

Konkretes Beispiel: Baustelleninformation an den Haltestellen

Im Open Lab zu „Fahrgastinformation bei Störungen" (2022) konnten Teilnehmer:innen mit einer Eye-Tracking-Brille die damals verwendete Baustelleninformation testen. Expert:innen der Wiener Linien achteten dabei auf folgende Dinge: Wo sehen die Teilnehmer:innen zuerst hin? Welche Informationen übersehen sie? Welche Informationen werden missverstanden?

Fahrgastinfo der Wiener Linien © Wiener Linien

Nach der Auswertung der Ergebnisse wurde die Baustelleninformationen überarbeitet. Seit Oktober 2023 wird die neue Baustelleninformation verwendet. Das Feedback der Teilnehmer:innen am Open Lab hat zu wesentlichen Verbesserungen in der Übersichtlichkeit geführt!

Infos zur Öffi-Denkwerkstatt

Um Kund:innen zu aktivieren wurden diverse Werbemaßnahmen gesetzt. Dazu gehört etwa der Wiener Linien Newsletter mit über 300.000 Abonnent:innen, Pressemeldungen, Social Media und die Wiener Linien Website. Seit Februar 2023 wird zudem in den Fahrzeugen und Stationen der Wiener Linien für die Teilnahme geworben.

Wer bisher dabei war

Von 01.08.22 – 01.09.24 haben sich 1178 Personen für die Teilnahme registriert. Das Verhältnis Frauen/Männer/Divers beträgt 40,30%/59,10%/0,60%. 81% der Teilnehmer:innen sind Jahreskartenbesitzer:innen.

Im Jahr 2022 nahmen an den sechs Veranstaltungen 217 Personen persönlich teil. Die neun Online-Umfragen hatten eine Beteiligung von 25%-35%. Die Themen waren unter anderem WienMobil Auto, Fahrgastinformation, Haltestelle für Alle und On-Demand-Mobilität.

Ausblick

Für 2024 sind noch folgende Partizipationsmöglichkeiten geplant:

  • 3 Themenformate: Von Digital Fit bis Vom Auto in die Öffis
  • 2 Infoformate/Open Labs: Öffi-Tag und Linienführung
  • Online-Umfragen für registrierte Nutzer:innen.

Das hat die Jury überzeugt

Die „Öffi-Denkwerkstatt" der Wiener Linien überzeugte die Jury durch ihre Methodenvielfalt und die breite Einbindung verschiedener Zielgruppen. Besonders hervorzuheben ist hierbei der Inklusionscharakter, der durch vielfältige Formate – von Online-Kurzbefragungen bis hin zu mehrstufigen Workshops – gewährleistet wird. Die starke Umsetzungsorientierung und das große Interesse der Teilnehmenden beeindruckten die Jury.

Weitere Infos

Monika Auer (ÖGUT-Generalsekretärin), Melanie Stangl (Wiener Linien GmbH & Co KG), Susanne Müllner (Wiener Linien GmbH & Co KG), Andrea Reithmayer (ÖGUT-Präsidentin), Christian Holzer (Leiter der Sektion „Umwelt und Kreislaufwirtschaft“, BMK). © Katharina Schiffl