ÖGUT-Umweltpreis 2024

Nominiert in der Kategorie "Klimaneutrale Stadt"

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Klimaschutz ist Gesundheitsschutz: Gesundheitseinrichtungen und Klimaneutralität (Gesundheit Österreich GmbH)

In Österreich hat der Gesundheitssektor einen Anteil von 6,7 Prozent am nationalen CO2‐Fußabdruck. Es besteht umfassender Handlungsbedarf, Maßnahmen im Klimaschutz umzusetzen und damit zum Schutz der Gesundheit beizutragen. Der Gesundheitssektor wurde in Klimaschutzstrategien lange Zeit weder konkret adressiert, noch gab es bisher eine Strategie für ein klimaneutrales Gesundheitswesen. Das Angebot für Klimaschutz im Gesundheitswesen und in Gesundheitseinrichtungen ist damit national, aber auch international ein absolutes Novum. Mit dem zentralen Ziel der Klimaneutralität im Gesundheitswesen erfolgt die Erarbeitung und Umsetzung von ineinandergreifenden Strategien, innovativen Projekten und umsetzungsorientierten Maßnahmen, die Klimaschutz und Gesundheitsförderung systematisch in den Versorgungsalltag integrieren.

Seit März 2022 wurden folgende Projekte entwickelt und bereits konkret umgesetzt:

Strategie klimaneutrales Gesundheitswesen

Die „Strategie klimaneutrales Gesundheitswesen" gibt einen Überblick über die Ausgangssituation, die erforderlichen Rahmenbedingungen sowie die klimarelevanten Handlungsfelder und die Maßnahmen, deren es bedarf, um Klimaschutz im Gesundheitswesen zu verankern. Die Ergebnisse basieren auf

  • einem partizipativen Prozess mit Stakeholder:innen sowie Expert:innen
  • einer umfassenden Literaturrecherche,
  • einem Austausch und den Gesprächen mit Expert:innen und
  • ersten Ergebnissen des Pilotprojekts „Beratung Klimafreundliche Gesundheitseinrichtungen".

Die Strategie wurde im Juli 2024 von Bundesminister Johannes Rauch, Bundesministerin Leonore Gewessler und Expert:innen öffentlich präsentiert.

Beratung klimafreundliche Gesundheitseinrichtungen

Gesundheitseinrichtungen in Österreich werden dabei unterstützt, einen Beitrag zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu leisten. Auf diesem Wege wird auch ein wichtiger Beitrag dazu geleistet, dass Städte und Gemeinden klimaneutral werden. Seit dem Projektstart nahmen bereits über 450 Gesundheitseinrichtungen teil – davon 116 Krankenhäuser und Rehakliniken.

Auf Basis der ersten Ergebnisse des Projekts hat das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) die spezifischen Förderschienen „Energieeffiziente Krankenanstalten und Rehakliniken" sowie „Energieeffiziente Senioren‐ und Pflegeheime" und „Energieeffiziente Rettungsorganisationen" mit einem Volumen von 400 Millionen Euro eingerichtet und unterstützt damit den Gesundheitssektor, klimafreundlich und gesundheitsfördernd zu werden. Auch international stößt das Projekt in der Fachwelt als Best Practice auf sehr großes Interesse.

Lehrgang Klima-Manager:innen in Gesundheitseinrichtungen

Ziel des Lehrgangs ist es, den Teilnehmer:innen ein umfassendes Verständnis von Klimaschutz in Verbindung mit Klimawandelanpassung und Gesundheitsförderung zu vermitteln und ihre eigenen Handlungskompetenzen zu stärken. 38 Klima-Manager:innen haben den Lehrgang im Jahr 2023 bereits erfolgreich abgeschlossen. Der nächste Lehrgang startete im Herbst 2024 mit weiteren 47 Teilnehmer:innen. Weiters wurden Curricula für Aus- und Weiterbildungen für Arztpraxen, Apotheken und PVE's an der Schnittstelle von Klimaschutz und Gesundheitsförderung entwickelt.

Plattform „Pionierinnen und Pioniere der guten Praxis in den Gesundheitseinrichtungen"

Auf der Online-Plattform präsentieren die Pionier:innen der guten Praxis in den Gesundheitseinrichtungen ihre Projekte und damit ihr Engagement für den Gesundheitsschutz und die Sicherung der Zukunft. Mit dem Start der Plattform Anfang 2024 wurden rund 50 Maßnahmen online gestellt. Weitere Beispiele guter Praxis können kontinuierlich eingereicht werden und die Plattform wird laufend durch neue Projekte erweitert.

Best Practice Award

Die Auszeichnung soll besonders aktive und vorbildliche Akteure (Krankenanstalten, Senioren‐ und Pflegeeinrichtungen, Fachambulatorien, Primärversorgungseinheiten, Apotheken und Arztpraxen), die ihre Verantwortung als Gesundheitseinrichtung wahrnehmen, vor den Vorhang holen und so auch für andere Akteure Positivbeispiele bereitstellen und einen zusätzlichen Anreiz bieten, selbst aktiv Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen. Der Best Practice Award wird seit 2023 jährlich durch das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz und der Abteilung Klimaneutralität und nachhaltige Transformation der Gesundheit Österreich GmbH verliehen.

Im November 2023 wurden aus über 60 Einreichungen 18 besonders innovative, effektive und kreative Klimaschutzprojekte in sechs Kategorien ausgezeichnet. Im Herbst 2024 werden erneut 18 herausragende Projekte prämiert.

Nachhaltigkeit

Ein klimaneutrales Gesundheitswesen setzt auf den sparsamen und effizienten Einsatz von Ressourcen. Dies schließt Maßnahmen zur Reduktion des Wasser-, Ressourcen- und Energieverbrauchs und den Einsatz klimafreundlicher Materialien ein. Eine der direktesten und wichtigsten Auswirkungen ist die Verringerung der Treibhausgasemissionen, die durch den Betrieb von Gesundheitseinrichtungen und die Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen im Gesundheitswesen entstehen.

Neben der Verwirklichung umweltpolitischer Ziele bietet Klimaschutz im Gesundheitswesen auch zahlreiche ökonomische Vorteile, wie etwa Kosteneinsparungen durch Energie- und Ressourceneffizienz. Damit werden Mittel frei, die für das Gesundheitssystem und damit für eine höhere Versorgungssicherheit eingesetzt werden können.

Klimaschutz geht häufig mit Gesundheitsförderung Hand in Hand - damit tragen die entwickelten Klimaschutzmaßnahmen auch zur individuellen Gesundheit der Patient:innen, der Kund:innen, der Mitarbeiter:innen und der Besucher:innen bei. Eine gesündere Bevölkerung entlastet das Gesundheitssystem und verbessert das soziale Gefüge, was politisch stabilisierend wirkt.

Das hat die Jury überzeugt

Die Jury würdigt besonders die umfassende Strategie und das spezialisierte Beratungsangebot. Die Abteilung stellt ein flächendeckendes, speziell auf den Gesundheitssektor zugeschnittenes Serviceangebot in ganz Österreich bereit. Dieses Angebot umfasst neben der Ausbildung von Fachkräften auch die Vergabe eines Best Practice Awards sowie die Verbreitung von Fachwissen über eine digitale Plattform. Weiters wurde auch der Beitrag von Gesundheitseinrichtungen zur Klimaneutralität in Städten hervorgehoben. Als unverzichtbare Infrastrukturen sind Krankenhäuser, Pflegeheime und ähnliche Einrichtungen besonders energieintensiv und haben einen direkten Einfluss auf den ökologischen Fußabdruck einer Stadt. Ihre Transformation hin zu klimafreundlichen Einrichtungen stellt daher nicht nur einen Schlüsselfaktor für den Gesundheitssektor dar, sondern auch einen wesentlichen Baustein für die Erreichung der Klimaneutralität insgesamt.

Projektkonsortium

Die Projekte werden von der Abteilung Klimaneutralität und nachhaltige Transformation der Gesundheit Österreich GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz durchgeführt.

Einbezogen werden nationale und internationale Stakeholder:innen und Multiplikator:innen aus unterschiedlichsten Bereichen, z.B. WHO, Health Care Without Harm, NHS, Health Promoting Hospitals (HPH), Österreichisches Netzwerk Gesundheitsfördernder Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen (ONGKG), Kompetenzzentrum Gesundheitsförderung und Gesundheitssystem an der GÖG, Fonds Gesundes Österreich, Dachverband der Sozialversicherungsträger, Versicherungsträger, Österreichische Ärztekammer, Österreichische Apothekerkammer, Österreichischer Gesundheits‐ und Krankenpflegeverband (ÖGVK), Expertenorganisationen wie Umweltbundesamt GmbH, Allianz für Klimawandel und Gesundheit, ÖGUT, BOKU, Wegener Center, CCCA, Planetary Health Academy et. al.; BMK, klimaaktiv, Klima‐ und Energiefonds, Österreichische Energieagentur, Österreichischer Verband der KrankenhaustechnikerInnen etc.

Für die Beratungen im Projekt „Beratung klimafreundliche Gesundheitseinrichtungen" wurden externe Beratungsunternehmen mit umfassender Expertise im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Gesundheitswesen beauftragt.

Links

 

Monika Auer (ÖGUT-Generalsekretärin), Michaela Truppe (Gesundheit Österreich GmbH), Ruperta Lichtenecker (Gesundheit Österreich GmbH), Andrea Reithmayer (ÖGUT-Präsidentin), Christian Holzer (Leiter der Sektion „Umwelt und Kreislaufwirtschaft“, BMK). © Katharina Schiffl