ÖGUT-Umweltpreis 2024

Nominiert in der Kategorie "Mit Forschung & Innovation zur Kreislaufwirtschaft"

Modulare Hochdurchsatz-Upcycling Anlage für gebrauchte PV-Module (2nd Cycle FlexCo)

Der Bedarf an PV-Modulen weltweit steigt rasant. Derzeit sind über vier Milliarden Stück installiert und täglich kommen etwa drei Millionen Module dazu – das bedeutet auch: Die Zahl der ausgedienten Module, die in den kommenden Jahren zurückgeführt werden müssen, wächst ebenso schnell. Es braucht daher dringend innovative Ansätze zur nachhaltigen Nutzung von PV-Modulen. Hier setzt 2nd Cycle FlexCo an: Im Projekt „Modulare Hochdurchsatz-Upcycling Anlage für gebrauchte PV-Module" wurde eine prototypische Pilotanlage entwickelt, die bereits erfolgreich Module reinigt, prüft, repariert und je nach Zustand entweder dem Recycling zuführt oder für einen zweiten Lebenszyklus vorbereitet. Dieser automatisierte Prozess ersetzt manuelle Abläufe, reduziert Kosten, eröffnet Recyclingunternehmen neue Geschäftsfelder und verlängert die Lebensdauer der PV-Module. Das führt zu einer signifikanten CO2-Reduktion und weniger PV-Müll.

Upcycling Plant 2ndCycle © 2024 2nd Cycle FlexCo

Bei der Entwicklung der prototypischen Pilotanlage standen wichtige Fragen im Mittelpunkt, wie etwa die nach der Automatisierung von bestehenden Prüf- und Inspektionsverfahren oder auch Fragen zur Auswahl von Algorithmen, die sich am besten zur automatischen Bewertung und Sortierung der gebrauchen PV-Module eigenen. Letztendlich war natürlich auch wichtig herauszufinden, welche ökologischen und ökonomischen Vorteile sich aus der Verlängerung des Lebenszyklus´ von PV-Modulen ergeben.

Konkrete Ergebnisse und Vorteile

In der voll funktionsfähigen Pilotanlage, die den gesamten Aufbereitungsprozess für gebrauchte PV-Module automatisiert, werden die Module gereinigt, geprüft, repariert und je nach Zustand entweder für einen zweiten Lebenszyklus vorbereitet oder dem Recycling zugeführt.

Die Prüfmethoden und Auswertealgorithmen ermöglichen eine präzise Beurteilung der Module. Die Algorithmen basieren auf einer Datenbank, die Fehlerbilder und Leistungsdaten der Module erfasst, um den Prozess kontinuierlich zu verbessern.

Das bringt wesentliche Vorteile: Durch die Automatisierung und Optimierung der Prüf- und Reparaturverfahren werden signifikante Kosteneinsparungen für Kunden ermöglicht, während gleichzeitig der Ressourcenverbrauch minimiert und die Menge an PV-Müll reduziert wird. Außerdem kann durch das neue Verfahren die Lebensdauer der PV-Module verlängert werden, denn noch funktionsfähige Module können nach der Aufbereitung erneut verwendet werden. Das führt zu einer deutlichen Reduktion des CO2-Ausstoßes und einer geringeren Belastung durch Elektroschrott.

Die entwickelte Technologie schafft die Grundlage für Recyclingunternehmen, in der Wertschöpfungskette aufzusteigen und durch das Upcycling von PV-Modulen neue Geschäftsfelder zu erschließen.

Der Beitrag zur Nachhaltigkeit

Das Projekt betrifft sowohl ökologische als auch ökonomische und soziale Aspekte der Nachhaltigkeit. So können durch die Verlängerung des Lebenszyklus´ von PV-Modulen Ressourcen gespart und Energieverbrauch sowie Elektroschrott verringert werden. Durch mehr Recycling wird weniger CO2 ausgestoßen. Das automatisierte Upcycling verringert die Lebenszykluskosten. Für Recyclingunternehmen entstehen letztendlich neue Geschäftsfelder und Exportchancen. Die sozialen Effekte betreffen etwa die allgemeine Verbesserung der Lebensqualität durch die geringere Umweltbelastung und die Schaffung neuer Arbeitsplätze in der Upcycling-Technologie.

Das hat die Jury überzeugt

Die Jury sieht diese Thematik als wichtiges Zukunftsthema, insbesondere mit steigenden Rücklaufquoten in den kommenden Jahren. Vor allem das innovative Prüfverfahren stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Branche dar und konnte die Jury überzeugen.

So soll es weiter gehen

Langfristig ist die Entwicklung einer mobilen Version der Upcycling-Anlage geplant, um die Technologie flexibler und an verschiedenen Standorten einsetzen zu können.

Zu den weiteren Zielen nach der erfolgreichen Implementierung gehören die Skalierung der Technologie, die kommerzielle Markteinführung mit Partnern aus der Industrie und dem Recyclingsektor, die kontinuierliche Weiterentwicklung der Algorithmen zur Fehlererkennung und Zustandsbeurteilung der PV-Module, die Erweiterung der Reparaturmöglichkeiten und die internationale Expansion.

Projektkonsortium

2nd Cycle FlexCo (Projektleitung), MGG (Investor, strategischer Projektpartner), weitere Partner für Pilotprojekte wie z.B. Wien Energie.

Weitere Infos

Monika Auer (ÖGUT-Generalsekretärin), Gerald Eichler (2nd Cycle), Simon Prüller (2nd Cycle), Andrea Reithmayer (ÖGUT-Präsidentin), Christian Holzer (Leiter der Sektion „Umwelt und Kreislaufwirtschaft“, BMK). © Katharina Schiffl