ÖGUT-Umweltpreis 2024
Preisträger des Sonderpreises "Erneuerbare Energie"
Wasserstoffanlage der Sonnschienhütte (Alpenverein Austria)
Die Sonnschienhütte am Hochschwab wurde im Sommer 2023 thermisch und energetisch saniert, um als letzte der 18 Hütten des Alpenverein Austria das Umweltgütesiegel der Alpenvereine zu erlangen. Die Energieversorgung erfolgt nun durch eine PV-Anlage mit einem Batteriespeicher, ergänzt durch eine innovative Niedrigdruck-Wasserstoffanlage, die im DACH-Raum die erste auf einer Alpenvereinshütte ist. Ziel der Anlage ist es, den CO2-Ausstoß der Hütte so gering wie möglich zu halten. Der bisher verwendete Dieselgenerator mit 20 kWh Leistung hat ca. 6.000 l Dieselöl/Jahr verbraucht und wurde ersetzt. Somit werden pro Jahr ca. 15.600 kg CO2-Emissionen gespart.
Ausgangssituation
Der Österreichische Alpenverein hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2033 klimaneutral zu sein. Dafür wurde die Klimastrategie des Österreichischen Alpenvereins bei der Jahreshauptversammlung am 19. Oktober 2024 verabschiedet. Der Alpenverein Austria, eine der größten von 195 Sektionen des Österreichischen Alpenvereins, ist laut seiner Satzung auch ein Bergsport- und Naturschutzverein und somit verpflichtet, sich für den Umweltschutz einzusetzen. So werden z.B. in Österreich keine neuen Alpenvereinshütten mehr gebaut, der Verein konzentriert sich nur mehr darauf, die bereits bestehende Infrastruktur zu erhalten. Das Bauen in alpinen Lagen bringt ganz spezielle Herausforderungen mit sich, so braucht es etwa für die Energieversorgung Insellösungen.
Innovative Insellösung für die Sonnschienhütte
Die Sonnschienhütte bekam neben neuer Fenster auch eine Erneuerung der Fassade und der Gebäudedämmung, die zusätzlich auch verstärkt wurde. In Punkto Energieversorgung entschied man sich, den bisher verwendeten Dieselgenerator durch eine PV-Anlage mit Batteriespeicher, ergänzt durch eine leistungsstarke Wasserstoffanlage, zu ersetzen – ein Pionierprojekt im gesamten DACH-Raum auf einer Alpenvereinshütte.
Der von der PV-Anlage erzeugte, aber nicht benötigte Strom wird zur Erzeugung von Wasserstoff verwendet und bei Bedarf mittels einer Brennstoffzelle wieder zu Strom umgewandelt. Ziel dieser Anlage ist es, den CO2-Ausstoß der Hütte so gering wie möglich zu halten. Das Diesel-Notstromaggregat wird nur mehr bei technischen Pannen zum Einsatz kommen.
Die Photovoltaikanlage erzeugt 40 kWp auf vier unterschiedlich ausgerichteten Dachflächen. Der Batteriesatz weist 80 kWh auf, der Wasserstoffspeicher 1.500 kWh, die zwei Elektrolyseure haben je 2,5 kW Leistung und die Brennstoffzelle leistet 4 kW.
Umgesetzt wurde die Wasserstoffanlage von der Firma HydroSolid aus Niederösterreich. HydroSolid nutzt fortschrittliche Raumfahrttechnologie, um mehr Wasserstoff in deutlich geringerem Volumen zu speichern und setzt dabei neue Maßstäbe in Punkto Sicherheit. Dabei ermöglicht die patentierte Nanotechnologie viel höhere Speicherkapazitäten als alle herkömmlichen Energiespeicher und ist umweltfreundlich. Der Wasserstoffspeicher „HIVE ONE" ist zudem ganzheitlich recyclebar und umweltschonend, da keine seltenen Erden und auch kein Lithium oder Kobalt eingesetzt werden. Wesentliche Vorteile liegen in der hohen Energiedichte des im HIVE ONE gespeicherten Wasserstoffs, die im Vergleich zu Lithium Ionen Batterien mehr als 10x so hoch ist. Auch in Bezug auf die Ladezyklen und die Lebensdauer übertrifft HIVE ONE herkömmliche Batterien. Im Gegensatz zu aktuellen Wasserstoff-Hochdruckspeichern (100 - 700 bar), kann der Wasserstoff im HIVE ONE mit 15 bar gespeichert werden.
Das hat die Jury überzeugt
Das Projekt überzeugte die Jury durch sein innovatives Konzept, das bereits erfolgreich erstmals umgesetzt wurde. Es ist eine autarke Lösung für Standorte, die nicht an das Stromnetz angeschlossen werden können und beinhaltet ein innovatives Wasserstoffspeicherkonzept, mit dem Potenzial, auch wochen- oder monatsweise grünen Strom zu speichern. Die hohe potenzielle Übertragbarkeit auf andere (alpine) Standorte, die nicht ans Stromnetz angeschlossen sind, wurde von der Jury ebenfalls betont.
Projektkonsortium
Dr. Richard Goldeband, einer der zwei Hüttenreferenten, hat sich ehrenamtlich um das Projekt gekümmert. Zu seiner Unterstützung gibt es im Alpenverein Austria das Hüttenreferat mit zwei hauptamtlichen Mitarbeiter:innen.
Der Hüttenwirt und sein Personal wurden eingeschult und können die Wasserstoffanlage bedienen. Für die Wartung der Wasserstoffanlage ist die Firma HydroSolid zuständig.
Die Kosten für die Sanierung, die von Bund und EU gefördert wurde, beliefen sich auf rund eine Million Euro, davon ca. 158.000 € für die Wasserstoffanlage.