ÖGUT-Umweltpreis 2021

Nominierte in der Kategorie "Mit Forschung und Innovation zur Kreislaufwirtschaft"

Gegenwärtig steigt der weltweite Ressourcenverbrauch unvermindert an. Die Gewinnung und Verarbeitung von Ressourcen ist stets mit hohen Treibhausgasemissionen, enormen Umweltbelastungen und Biodiversitätsverlusten verbunden. Klimakrise und zunehmende Verknappung endlicher Ressourcen zeigen die Grenzen unseres linearen Wirtschaftens auf und verlangen eine Transformation zu einem zirkulären Wirtschaftssystem. Der ÖGUT-Umweltpreis richtet sich in dieser Kategorie an Projekte und Aktivitäten, die einen essentiellen Beitrag dazu leisten, lineare Wertschöpfungsketten zu Kreisläufen umzuwandeln und damit den primären Ressourceneinsatz radikal zu verringern. (Sponsor: BMK)

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Tex2Mat_Handtuch © Georg Gübitz

Austrian Center for Industrial Biotechnology

Entwicklung eines Biotechnologie-basierten Kreislaufprozesses für Alttextilien

Die derzeit gängige Praxis zum Recyclen von Kunststoffrestströmen ist es, Kunststoffabfälle zu sammeln, zu zerkleinern und zu Granulat zu verarbeiten. Für den immens hohen Anteil an Verbundmaterialen wie Verpackungen oder textile Mischgewebe gibt es sehr wenige Verfahren zur effizienten und reinen Wiedergewinnung der einzelnen Komponenten.

Das Austrian Center for Industrial Biotechnology entwickelt gemeinsam mit der BOKU einen umweltfreundlichen Kreislaufprozess für Alttextilien aus Poyester-Baumwoll-Mischgeweben, wie Handtücher oder Leintücher, durch Nutzung biotechnologiescher Verfahren. Ziel ist es, dass dieser Prozess direkt bei produzierenden Unternehmen einsetzbar ist. Er soll nicht nur den Materialkreislauf von Rohstoff zu Rohstoff schließen, sondern auch die effiziente Wiederaufbereitung der Produkte ohne qualitative Abschläge gegenüber einer Neuware beinhalten. Wissenschaftlich basiert die Arbeit auf der Entwicklung eines hochspezifischen enzymatischen Verfahrens zur Trennung von textilen Mischgeweben. Die experimentellen Arbeiten umfassten die Entwicklung (inkl. Design) und Produktion von geeigneten Enzymen, die Adaptierung von Analysemethoden sowie die Optimierung der Reaktionsbedingungen und das Upscaling des enzymatischen Recyclingprozesses.

Im Verfahren werden Enzyme biologischer Herkunft eingesetzt, und im Prozess keinerlei Chemikalien oder aggressive Reaktionsbedingungen zu benötigen. Der Einsatz von Enzymen zum Plastikabbau ist ein Musterbeispiel einer bioökonomischen Anwendung zur Nutzung von Abfallströmen für die Erzeugung hochwertige Moleküle/Materialien und Energieträger.

Ein wesentlicher Aspekt ist die Zusammenarbeite mit Firmenpartnern, die einerseits die Anforderungen an den Prozess und die Materialien lieferten, und andererseits die wiedergewonnenen Komponenten (z.B. Fasern) erfolgreich einer Wiederverwertung zuführten.

Durch die frühzeitige Einbindung von Partnern aus der Industrie konnte ein Netzwerk geschaffen werden, mit dem die Technologieführerschaft Österreichs in Umwelttechnologien vorangetrieben werden kann.
Die Jury konnte vor allem das technisch-innovative Verfahren, das sich der Herausforderung stellt, Mischfasern zu trennen, überzeugen. Darüber hinaus war die Beteiligung von Seiten der Anwender:innen und das große Forschungskonsortium ausschlaggebend für eine Nominierung.

v.l.n.r.: Georg Gübitz (acib GmbH), Andrea Reithmayer (ÖGUT-Präsidentin), Matthias Slatner (acib GmbH), Monika Auer (ÖGUT-Generalsekretärin), Henriette Spyra (BMK). © Katharina Schiffl