ÖGUT-Umweltpreis 2025
Preisträger in der Kategorie "Partizipation und zivilgesellschaftliches Engagement" - Bottom-Up
MILA Mitmach-Supermarkt e.G. für den
1. Mitmach-Supermarkt in Wien
MILA Mitmach-Supermarkt verfolgt die Vision, gutes Essen für alle leistbar und zugänglich zu machen – im Sinne von Ernährungssouveränität, Nachhaltigkeit und solidarischer Ökonomie. MILA bietet im Supermarkt ein Vollsortiment an Lebensmittel in hoher Qualität zu leistbaren Preisen an, da die Einkaufenden als Mitglieder der Genossenschaft alle vier Wochen ehrenamtlich drei Stunden im Markt mitarbeiten. Rund 80 % von Obst und Gemüse ist bio und wird aus der Region bezogen.
MILA bietet eine Alternative
Das Lebensmittelsystem trägt mit rund 30 % wesentlich zur Klimakrise bei, fördert den Verlust der Biodiversität (fast 60 % der Biotoptypen in Österreich sind gefährdet) und wird von wenigen Konzernen dominiert (93,2 % Marktanteil im LEH). Hohe Preise verschärfen soziale Ungleichheit: 17,5 % der Bevölkerung sind armutsbetroffen, 20 % der Kinder unter fünf Jahren von Fehlernährung betroffen. Gleichzeitig wünschen 90 % der Konsument*innen nachhaltige, regionale Lebensmittel.
MILA bietet eine Alternative: Eine solidarische Einkaufsgenossenschaft, die gesunde, regionale und leistbare Lebensmittel zugänglich macht. Die Preise sind durch einen transparenten Rohaufschlag von 30 % nachvollziehbar. Mitglieder gestalten aktiv mit – in Schichten, bei Versammlungen und über Genossenschaftsanteile.
Umdenken: Von Konsument:innen zu Mitgestalter:innen
Anders als in klassischen Supermärkten sind die MILA-Mitglieder zugleich Kund:innen, Miteigentümer:innen und Mitarbeitende. Um das erreichen zu können, mussten strukturelle Hürden der Teilhabe abgebaut, Transparenz und Offenheit gewährleistet und neue Formate der Zusammenarbeit eingeübt werden.
Hinter MILA steht eine starke Gemeinschaft von über 1.000 Menschen, die sich bewusst für solidarisches, nachhaltiges und demokratisches Wirtschaften entschieden haben. Sie bringen Zeit, Ideen und Engagement ein, übernehmen Verantwortung im laufenden Betrieb und gestalten die Zukunft des Projekts aktiv mit.
Teilhabe von Anfang an
Von Anfang an wurde auf partizipative Methoden gesetzt – z. B. bei einer offenen Gründungsveranstaltung im Jänner 2020, mit Arbeitsgruppen und einer testweisen Umsetzung im MILA Minimarkt. Die Gründung der Genossenschaft 2023 war ein wichtiger Meilenstein. Entscheidungen wurden demokratisch getroffen, Inputs von Mitgliedern laufend integriert. Der Standortentscheid, die Umbauplanung und Mitgliederkampagnen wurden gemeinschaftlich gestaltet. Laufend wurden neue Formen der Zusammenarbeit erprobt – im Oktober 2025 wurde der MILA Mitmach-Supermarkt schließlich eröffnet.
Für wen ist MILA?
Zielgruppe für das Angebot von MILA sind Menschen aus dem Grätzel aus allen sozialen Schichten. Speziell Zielgruppen, die sonst wenige biologische Lebensmittel kaufen, da diese zu teuer sind. Darüber hinaus werden Gruppen aus dem weiteren Umfeld angesprochen, denen die Werte von MILA – z.B. gesunde Ernährung, nachhaltige umweltverträgliche Lebensmittelproduktion, faire Beziehungen zu den Produzent:innen, Vermeidung von Müll, Mitbestimmung und Einkauf als Ort der sozialen Begegnung – wichtig sind.
MILA und Inklusion – Gemeinsam einkaufen
Barrierefreiheit ist für MILA kein Extra, sondern ein Grundprinzip: Der Eingang ist über eine Rampe erreichbar, es gibt einen Treppenlift, höhenverstellbare Kassen und eine leicht bedienbare Waage. Wer Unterstützung braucht, kann die MILA-Einkaufshilfe nutzen – Mitglieder helfen gerne beim Produkte holen, Vorlesen oder Bezahlen. Zusätzlich gibt es die „Stille Stunde", in der Lautstärke und Reize reduziert werden und das Mitgliederbüro als Rückzugsort dient. Auch bei den Mitmach-Schichten werden individuelle Lebensumstände berücksichtigt: Alter, Krankheit, Behinderung oder Pflegeverpflichtungen können zu Befreiungen führen; die Aufgaben orientieren sich an persönlichen Möglichkeiten. Damit alle teilhaben können, werden laufend neue Ideen entwickelt – von barrierearmen Generalversammlungen bis hin zu solidarischer Unterstützung über den Solitopf. Dadurch entsteht ein gemeinsamer Supermarkt, der für alle zugänglich ist.
Das hat die Jury überzeugt
Die Jury sieht im „Mitmach-Supermarkt" eine hohe Vorbildwirkung in Österreich, da dieses Konzept in dieser Größe bisher einzigartig ist. Besonders positiv wurde das durchdachte Konzept und der ehrenamtliche Vorbereitungsprozess bewertet, in dem die ökologische und soziale Nachhaltigkeit zusammengedacht wurden. „MILA verfolgt nicht nur einen alternativen Ansatz zu Lebensmittelketten, sondern inkludiert auch marginalisierte Gruppen und bietet somit einen Zugang zu regionalen Produkten in Bio-Qualität für alle", so die Jury in ihrer Begründung.
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