ÖGUT-Umweltpreis 2025

Preisträger in der Kategorie Nachhaltige Kommune

Stadt Lienz und AIT (Austrian Institute of Technology) für:

„Lienz - als Pionierstadt auf dem Weg zur Klimaneutralität"

© Brunner Images

Lienz zeigt beispielhaft, wie nachhaltige kommunale Politik durch partizipative Stadtentwicklung, interne Verwaltungszusammenarbeit und eine fundierte Datengrundlage erfolgreich umgesetzt werden kann.

Blick über Gemeinde-, Regions- und Staatsgrenzen hinweg

Grundlage für die quantitative Analyse des Lebens- und Bewegungsraums der Bevölkerung und letztendlich für die Skizzierung eines visionären Zukunftsbilds war das 2022 erstellte Innenstadtentwicklungskonzept für den Südalpenraum ISEK4 – ein überregional eingebetteter Planungsansatz durch die TU Wien.

Analysiert wurden dabei bestehende Herausforderungen und notwendige städtische Veränderungen, damit aktive Mobilität, insbesondere der Fußverkehr, stärker in den städtischen Fokus rücken kann. Mit dem Ziel, Emissionen zu senken und die Aufenthaltsqualität durch neue Begegnungszonen weiter zu steigern.

Darauf aufbauend wird nun noch bis Ende Jänner 2026 ein umfassender, themenübergreifender Klimaneutralitätsfahrplan bis zum Jahr 2040 erarbeitet (gefördert durch die FFG und das BMIMI). Die schrittweise Umsetzung soll Anfang 2026 starten.

Modell für zukünftigen Energiebedarf der Stadt

Als Grundlage für den „Klimaneutralitätsfahrplan Lienz" wurde durch das AIT (Austrian Institute of Technology) eine Energie- und Treibhausgas-Bilanz für das Basisjahr 2023 erstellt. Dabei wurden mehr als 30 Datenquellen (z.B. AGWR-Datensatz von Lienz, Energiemosaik Austria, Nutzenenergieanalyse Tirol, ...) verwendet die die Energiebilanz Lienz validiert. Das vom AIT weiterentwickelte Energiesystemmodell ermöglicht in Kombination mit sozioökonomischen und technologischen Einflussfaktoren eine realistische und fundierte Projektion des zukünftigen Energiebedarfs der Stadt.

Durch das Energiesystemmodell konnten die Effekte der bereits realisierten Maßnahmen, wie etwa der Ausbau der Fernwärme, quantitativ belegt werden.

Maßnahmenkatalog

Im Zuge der weiteren Entwicklung eines umfassenden und quantitativen Klimaneutralitätsfahrplan für die Stadt Lienz werden

  • lokale Stakeholder in einen Co-Creation-Prozess eingebunden,
  • bestehende strategische Dokumente mit den geplanten Umsetzungsprojekten zusammengeführt und in den Klimaneutralitätsfahrplan integriert,
  • Maßnahmen in den Handlungsfeldern definiert und in einem Maßnahmenkatalog zusammengeführt,
  • Weitere Verwaltungskapazitäten in der Stadt aufgebaut.

Außerdem wird ein Kennzahlen-basiertes Monitoringkonzept erstellt.

Bei den zukünftigen Projekten soll die Erreichung der Klimaneutralität sowohl durch sektorspezifische Maßnahmen, wie etwa die Installation einer PV-Anlage auf den Dächern aller öffentlicher Gebäude bis 2030, als auch sektorübergreifende Maßnahme, wie die Erhöhung der Energieeffizienz aller Gebäude, ermöglicht werden. Auch die nachhaltige Weiterentwicklung von Mobilitäts- und Stadtstrukturen soll gezielt vorangetrieben werden.

Das Projekt zeigt schon Wirkung - bereits erzielte Ergebnisse

Zu den bereits erzielten Ergebnissen und Wirkungen am Weg zum „Klimaneutralitätsfahrplan Lienz" zählen etwa:

  • Eine räumliche Verortung und Projektion des Energiebedarfs über Verbrauchssektoren hinweg.
  • Das erstellte 3D-Gebäudemodell konnte zur Quantifizierung lokaler Energieversorgungspotenziale mittels PV und Solarthermie auf Gebäudeebene genutzt werden.
  • Die Energie- und Treibhausgas-Bilanz 2023 wurde unter Berücksichtigung der bisher umgesetzten Maßnahmen und quantitativer Daten erstellt.
  • In den Prozess eingebunden ist die bestehende Stadt-Umland-Kooperation zur Stärkung überregionaler raumordnungspolitischer Themen sowie zur Förderung der interkommunalen Zusammenarbeit.
  • Eine tragfähige Umsetzungsstruktur durch das e5-Team zur konsequenten Umsetzung der Klimaneutralitätsziele der Stadt Lienz wurde etabliert.

Auch in Zukunft wirksam

Die Ergebnisse sind durch strukturelle Verankerung, politische Beschlussfähigkeit und dem strategischen Einsatz von Drittmittel, Bürger:innen-Beteiligungen, wie Bürger:innen-Komitees und aktive Quartiersvereine, die gemeinsamen Projektinitiativen sowie Eigenmittel der Stadt dauerhaft wirksam.

Das hat die Jury überzeugt

Die Jury zeigte sich überzeugt, von dem Klimaneutralitätsfahrplan 2040, der Klimabilanz inklusive Quantifizierung, der Innenstadtentwicklung und der herausragenden Mobilitätslösung die einen Schwerpunkt auf den Fußverkehr legt. Lienz überzeugt auch mit engagierter Öffentlichkeitsarbeit, die Stadt wird im Kinofilm „Der automobile Mensch" europaweit als Best Practice für alternative Verkehrskonzepte gezeigt.

Projektbeteiligte:

Stadt Lienz
AIT Austrian Institute of Technology

Weiterlesen:

Projektvorstellung des Klimaneutralitätsfahrplans Lienz auf klimaneutralestadt.at
Webseite Stadt Lienz
Webseite AIT

Monika Auer (ÖGUT-Generalsekretärin), Sebastian Stortecky (AIT Austrian Institute of Technology), Gerlinde Kieberl (Gemeinderätin), Guido Dernbauer (Österreichischer Städtebund), Daniel Horak (AIT Austrian Institute of Technology), Andrea Reithmayer (ÖGUT-Präsidentin). © Katharina Schiffl