ÖGUT-Umweltpreis 2022

Preisträgerin in der Kategorie "Partizipation und zivilgesellschaftliches Engagement" (top-down)

Die derzeitigen Krisen, und insbesondere die Klimakrise, stellen hohe Anforderungen an die Demokratie. Um diese zu bewältigen, braucht es – neben technologischen und wirtschaftlichen Lösungen - auch Beteiligung „von oben" sowie Partizipation „von unten". Der ÖGUT-Umweltpreis zielt in beide Richtungen: Es werden herausragende Partizipationsprojekte sowie zivilgesellschaftliche Initiativen ausgezeichnet, in denen öffentliche Anliegen in innovativer und vorbildhafter Weise verhandelt und umgesetzt wurden.

Bottom up & top down zur Oberösterreich-Premiere - Vom Werden der Klimastrategie Gmunden 2030

Klimaschutz und Klimawandelanpassung können nur gelingen, wenn die Bevölkerung die notwendigen Maßnahmen mitträgt und sie im besten Fall selbst vorgeschlagen hat. Das ist und bleibt nur mit kontinuierlicher, ernst gemeinter und professioneller Partizipation möglich. Die Stadt Gmunden beschloss 2019 den Gmundner Klimapakt, der aus den Fridays for Future Klimastreiks in Gmunden und einem Workshop resultierte. Das war jedoch nicht ausreichend – es brauchte konkrete Klimaschutzziele, überprüfbare Maßnahmen, zeitliche Ziele, fix budgetierte Summen. Aus dem Pakt wurde eine deutlich konkretere und verbindlichere Klimastrategie Gmunden 2030.

© Stadtgemeinde Gmunden

Der Gmundner Ansatz zeichnet sich durch die breite Beteiligung der Bevölkerung bei der Entwicklung einer solchen Strategie aus: So bereicherten zahlreiche Klima-Ideen für Gmunden und Vorschläge aus dem Klimarat den Prozess.

Partizipation in mehreren Varianten
Die Stadt Gmunden zog ihr mit dem ÖGUT-Umweltpreis 2017 ausgezeichnetes Bürgerbeteiligungsmodell heran und nutzte mehrere Werzeuge - bottom up und auch top down mit einer von der Stadt initiierten Beteiligung:

  • Mit den Teilnehmenden der Fridays For Future-Klimastreiks und –Demos wurde ein Ideen-Workhop im Rathaus abgehalten. Sie wurden für den Beschluss des Klimapaktes persönlich in den Gemeinderat eingeladen.
  • Bürger:innen wurden via Medien eingeladen, „Klimaschutzideen" einzubringen – 38 Einreichungen wurden in die Strategie aufgenommen.
  • Zum öffentlichen Kick-off des Prozesses zur Erarbeitung der Klimastrategie waren Meinungsbildner:innen eingeladen, wie Schuldirektor:innen, Lehrer:innen, Vertreter:innen von Vereinen und NGOs.
  • Gmunden rief alle 250 Bediensteten der Stadt auf, Energiesparideen aus ihrem persönlichen Arbeitsumfeld einzureichen. Jede der 134 Energiesparidee wurde mit einem 10€-Gutschein belohnt.
  • Der Gmundner Klimarat fand mit 17 per Zufall ausgewählten Bürger:innen an einem Wochenende statt und wurde professionell vom Beratungsbüro „loop3" betreut. Die Ergebnisse und die zuvor genannten Klimaschutzideen flossen in die Klimastrategie ein.
  • Bei der Präsentation der Klimarat-Ergebnisse im Setting eines World Cafés bekam das Publikum nochmals die Möglichkeit, weiter Vorschläge einzubringen.
  • Der Gmundner Klimarat vernetzte sich mit dem Österreichischen Klimarat der Bürgerinnen und Bürger.
  • Nach dem Klimarat wurden in vier Themenbereichen Umsetzungsworkshops abgehalten, in denen alle Ideen nach Wirksamkeit und Machbarkeit bewertet und gereiht wurden. Zu den Workshops wurden Bürger:innen eingeladen, weiter Teilnehmende waren Expert:innen, Politiker:innen und Mitarbeitende der Stadtverwaltung.
  • Anfang 2023 wurde in Gmunden eine Klimaschutz-Koordinatorin eingesetzt. Die von der Konrad Lorenz-Forschungsstelle kommende Dr.in Verena Pühringer-Sturmayr ist Ansprechperson für Bürger:innen und Ratgeberin im Stadtamt.

Der Partizipationsprozess gipfelte im Beschluss der Klimastrategie Gmunden 2030 durch den Gemeinderat am 26. September 2022. Sieht man die Umsetzung der Klimastrategie als Folgeaktivität, so tut sich für Gmunden eine riesige Agenda auf. Diese braucht Verständnis und Engagement der Bürger:innen, weshalb die Stadt bereits einen Klima-Kommunikationsplan 2023 aufgesetzt hat.

Die Jury überzeugte die Verbindung von bottom-up und top-down Maßnahmen und die Verbindlichkeit der Klimastrategie. Auch die Art und Weise, mit der Gmunden auf die gesellschaftliche Herausforderung und eine Protestbewegung „von unten" reagiert, war Grund für die Nominierung. Damit kann die Stadt Gmunden für andere Gemeinden eine Vorbildrolle einnehmen.

Kooperationspartner

Kooperationspartner sind die örtlichen Schulen, das Offene Technologielabor Otelo Gmunden mit seinen Repair-Cafés, das Land OÖ, Beratungseinrichtungen wie Klimabündnis OÖ, Bezirksabfallverband, Oö. Energiesparverband oder das Wiener Büro „KlimaKonkret".

Link zur Kilmastrategie Gmunden 2023

v.l.n.r.: Monika Auer (ÖGUT-Generalsekretärin), Vize-Bgm.in Ulrike Feichtinger (Stadtgemeinde Gmunden), Peter Iwaniewicz (BMK), Andrea Reithmayer (ÖGUT-Präsidentin). © Katharina Schiffl
v.l.n.r.: Monika Auer (ÖGUT-Generalsekretärin), Vize-Bgm.in Ulrike Feichtinger (Stadtgemeinde Gmunden), Peter Iwaniewicz (BMK), Andrea Reithmayer (ÖGUT-Präsidentin). © Katharina Schiffl