ÖGUT-Umweltpreis 2022

Nominiert in der Kategorie "Partizipation und zivilgesellschaftliches Engagement"

Die derzeitigen Krisen, und insbesondere die Klimakrise, stellen hohe Anforderungen an die Demokratie. Um diese zu bewältigen, braucht es – neben technologischen und wirtschaftlichen Lösungen - auch Beteiligung „von oben" sowie Partizipation „von unten". Der ÖGUT-Umweltpreis zielt in beide Richtungen: es werden herausragende Partizipationsprojekte sowie zivilgesellschaftliche Initiativen ausgezeichnet, in denen öffentliche Anliegen in innovativer und vorbildhafter Weise verhandelt und umgesetzt wurden.

© tatwort

GLARA - partizipatives Planungsservice

Umgestaltungsprojekte im öffentlichen, urbanen Raum sind aufwändig und richtungsentscheidend für die kommenden Jahrzehnte. Solche Projekte sind daher mit großer Verantwortung verbunden und müssen umso mehr in Zeiten des Klimawandels zukunftsfit geplant werden. Die tatsächlichen (langfristigen) Wirkungen von Grünen Infrastrukturen sind oft im Vorfeld nicht genau abschätzbar. „GLARA" (Green Living Augmented+virtual ReAlity) bietet hier einen Lösungsweg bestehend aus einem innovativen Beteiligungsprozess für Projekte mit Begrünungsgestaltungen im urbanen Raum – unterstützt durch Augmented- und Virtual Reality Visualisierungen für mikroklimatische Effekte. Das Konzept wurde in Kooperation mit dem 7. Wiener Gemeindebezirk bei der Umgestaltung der Bernardgasse (Herbst 2021 – Herbst 2022) umgesetzt und getestet.

Umfassende Beteiligung in mehreren Phasen
Partizipation soll niederschwellig für alle und jederzeit zugänglich sein. Daher entwickelt GLARA einen ausgewogenen Mix aus analogen und digitalen Beteiligungsformaten, um verschiedenste Personengruppen in der Bevölkerung zu erreichen und zu aktivieren.

  • Während der Aktivierungsphase wurden mittels Stakeholdermappings alle relevanten Personen(-gruppen), wichtige Akteur:innen und Multiplikator:innen wie Vereine, Interessensvertretungen, Bürger:innenbewegungen) identifiziert.
  • In der Beteiligungsschleife 1 ging es in einem offenen Prozess vor allem darum, die Ideen und Bedürfnisse der Teilnehmer:innen abzuholen und Problemstellungen im Status quo zu identifizieren. Hierbei kam ergänzend auch die GLARA-App mit Visualisierung des mikroklimatischen Status quo zum Einsatz.
  • Auf Basis dieser Ergebnisse und der technischen Vorgaben sowie der raumplanerischen Rahmenstrategien der Stadt entwickelte das beauftragte Planungsteam ein Gestaltungskonzept. Ein Kernstück dieses Konzepts war die modulare Aufteilung der Flächen neben der Fahrbahn, die für die zweite Beteiligungsschleife den größtmöglichen Gestaltungsspielraum ermöglichte.
  • Das Einziehen einer zweiten Beteiligungsschleife mit Feedbackmöglichkeit zum bis dahin aktuellen Planungsstand ist neuartig. In dieser Phase lag der inhaltliche Fokus darauf, Anrainer:innen das Gestaltungskonzept vorzustellen und konkrete Rückmeldungen dazu einzuholen. Auch hier kam die GLARA-App zum Einsatz - mit Vergleich Planungseffekt vs. Status quo und Funktionsdemos vor Ort.
  • Auf Basis der Ergebnisse der zweiten Beteiligungsschleife wurde die Gestaltung des Vorentwurfs finalisiert.

Die Planer:innen erhielten durch diesen Beteiligungsprozess wertvolle Einblicke in die spezifischen Themenspektren vor Ort und konnten damit gezielt auf Problemstellungen eingehen. Bei den Teilnehmer:innen konnte dabei nicht nur ein größeres Verständnis für die Bedürfnisse und Positionen ihrer Nachbar:innen erzeugt werden – es wurden dadurch auch neue Kontakte geknüpft, das Gemeinschaftsgefühl gestärkt und sogar einzelne nachbarschaftliche Initiativen für den öffentlichen Raum angestoßen.

Die Kombination von digitalen Tools und analogen Methoden sowie der breite Anwendungsbereich (z.B. Hitzeinsel, Mobilität, etc.) und die hohe Teilnehmer:innenquote haben die Jury überzeugt.

Konsortium und Finanzierung:

Das Forschungskonsortium besteht aus vier Partnern:

tatwort Nachhaltige Projekte GmbH (Konsortialführung)
Green4Cities GmbH
Fluxguide Ausstellungssysteme GmbH
superwien urbanism ZT GmbH

Das Forschungsprojekt wurde im Rahmen der FFG-Programmlinie COIN durchgeführt und mit Mitteln des BMAW gefördert. Die Planung und Umsetzung der Umgestaltung der Bernardgasse wird über den 7. Wiener Gemeindebezirk finanziert.

Webseite GLARA 

Ergebnisbericht der 1. Beteiligungsphase

Mit Abschluss des Forschungsprojekts GLARA wurde ein White Paper mit den zusammengefassten Ergebnissen erstellt.

v.l.n.r.: Monika Auer (ÖGUT-Generalsekretärin), Peter Iwaniewicz (BMK), Doris Allerstorfer (Tatwort - Nachhaltige Projekte GmbH), Martin Heintel (Bezirksentwicklungskommission Neubau), Andrea Reithmayer (ÖGUT-Präsidentin). © Katharina Schiffl
v.l.n.r.: Monika Auer (ÖGUT-Generalsekretärin), Peter Iwaniewicz (BMK), Doris Allerstorfer (Tatwort - Nachhaltige Projekte GmbH), Martin Heintel (Bezirksentwicklungskommission Neubau), Andrea Reithmayer (ÖGUT-Präsidentin). © Katharina Schiffl