ÖGUT-Umweltpreis 2022

Nominiert in der Kategorie "Partizipation und zivilgesellschaftliches Engagement"

Die derzeitigen Krisen, und insbesondere die Klimakrise, stellen hohe Anforderungen an die Demokratie. Um diese zu bewältigen, braucht es – neben technologischen und wirtschaftlichen Lösungen - auch Beteiligung „von oben" sowie Partizipation „von unten". Der ÖGUT-Umweltpreis zielt in beide Richtungen: es werden herausragende Partizipationsprojekte sowie zivilgesellschaftliche Initiativen ausgezeichnet, in denen öffentliche Anliegen in innovativer und vorbildhafter Weise verhandelt und umgesetzt wurden.

Foodsharing Graz-Umgebung Süd

Europaweit landet ein Drittel der Lebensmittel im Müll. foodsharing hat sich als Umweltorganisation auf zivilgesellschaftlicher Basis zum Ziel gesetzt, nicht mehr benötigte Lebensmittel legal, zuverlässig und regelmäßig von kooperierenden Betrieben wie Supermärkten, Restaurants, Bäckereien, etc. abzuholen und den Menschen kostenfrei zugänglich zu machen. In Großstädten wie Wien oder Graz funktioniert dies seit Jahren sehr gut. Die Wege sind kurz und es gibt viele Personen, die sich engagieren. Die Herausforderungen in der Peripherie sind größer. Foodsharing Graz-Umgebung Süd hat sich dem Problem in enger Kooperation mit Vereinen, Pfarren und Gemeinden gestellt und seit 2016 bereits 164 Tonnen an Lebensmitteln gerettet und in elf „Fairteilern" zur Entnahme angeboten.

 

Lebensmittel für Menschen, die sie benötigen

Foodsharing ermöglicht, überschüssige Lebensmittel an die Menschen weiterzugeben, die sie benötigen. Dabei steht zwar nicht die Bedürftigkeit im Vordergrund, es ist aber ein positiver gesellschaftlicher Nebeneffekt, dass finanziell weniger gut gestellte Menschen gratis Lebensmittel erhalten. Die Nachfrage ist seit der Corona-Pandemie deutlich gestiegen. Die Abholungen bei den Betrieben sowie die Betreuung der „Fairteiler" führen foodsaver:innen durch. Diese sind ausschließlich ehrenamtlichen Privatpersonen unterschiedlichsten Berufsbilds und Alters. Aktuell sind 181 foodsaver:innen in Graz-Umgebung-Süd aktiv, davon 71% Frauen. Alle arbeiten ausschließlich ehrenamtlich. Die Anzahl der kooperierenden Betriebe (aktuell 33) und die Anzahl der Abholungen steigen kontinuierlich.

Ehrenamtlich, freiwillig und kostenlos

Die Organisation von foodsharing im deutschsprachigen Raum läuft online über die gemeinsame Plattform foodsharing.de. Diese wird ehrenamtlich betreut und alle foodsaver:innen sind über verschiedene Foren und Arbeitsgruppen in Kontakt. Es gibt ein ausgeklügeltes Regelwerk, um sowohl die Kooperation mit den Partnerbetrieben als auch die zwischenmenschlichen Belange auf einem hohen Niveau zu halten. Die Grundsätze und Verhaltensregeln sind öffentlich im foodsharing WIKI zugänglich. foodsharing Steiermark ist ein eigenständiger Verein, der mit den Betrieben die Kooperationsverträge abschließt. Er organisiert auch die Einnahme und Ausgabe von finanziellen Mitteln, wie Spenden und Fördergelder. Die verschiedenen Bezirksgruppen in der Steiermark agieren weitgehend eigenständig, sind aber untereinander eng über foodsharing.at verbunden. Für jeden Bezirk sind Botschafter:innen für organisatorische Fragen und die Koordination der Betriebe verantwortlich. Für Graz-Umgebung-Süd sind derzeit 5 Botschafter:innen aktiv.

Alle beteiligten Botschafter:innen, Betriebsverantwortliche und foodsaver:innen arbeiten ehrenamtlich, also freiwillig und kostenlos. Foodsharing ist gratis und KEIN Geschäftsmodell, d.h. die Lebensmittel werden von den Betrieben kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Ehrenamtlichen stellen zusätzlich zu ihrer Freizeit selbst die finanziellen Mittel für Fahrzeuge, ggf. Treibstoff und Verpackungsmaterial zur Verfügung. Für die Produktion Infomaterial werden Sponsoren akquiriert.
Die Fairteiler werden teilweise im Sinne der Nachhaltigkeit mit gespendeten, gebrauchten Kästen und Kühlschränken errichtet. Das zusätzlich benötigte Material für die Überdachung oder Einhausung wird von örtlichen Organisationen, Gemeinden oder Pfarren zur Verfügung gestellt.

„foodsharing Graz-Umgebung Süd hat sich dem Problem des Verteilens von Lebensmittel abseits von Städten angenommen und leistet dank der guten und bereits etablierten Organisation von foodsharing.at einen wichtigen und komplett selbst-organisierten Beitrag für Klima und Gesellschaft", so die Jury in ihrer Begründung.

Website foodsharing.at
Facebook-Auftritt GU-Süd
Instagram: Gemeinsamer Auftritt für die Steiermark über foodsharingingraz
Info-Präsentation als pdf zum Download

v.l.n.r.: Monika Auer (ÖGUT-Generalsekretärin), Peter Iwaniewicz (BMK), Andreas Koseak, Heidi Schmitt (foodsharing Steiermark), Andrea Reithmayer (ÖGUT-Präsidentin). © Katharina Schiffl
v.l.n.r.: Monika Auer (ÖGUT-Generalsekretärin), Peter Iwaniewicz (BMK), Andreas Koseak, Heidi Schmitt (foodsharing Steiermark), Andrea Reithmayer (ÖGUT-Präsidentin). © Katharina Schiffl