ÖGUT-Umweltpreis 2022

Preisträgerin in der Kategorie "Nachhaltige Kommune"

Städte und Gemeinden gestalten das unmittelbare Lebensumfeld für Bürger:innen. Die Auszeichnung würdigt Engagement und Projekte mit hoher Vorbildwirkung auf kommunaler Ebene und stärkt das Bewusstsein für die Bedeutung der Kommunen.

Marktgemeinde Fels am Wagram mit dem Energie- und Umweltprogramm, PV-Anlage auf einem Erdlärmschutzwall sowie Freihalteflächen im Flächenwidmungsplan.

Niederösterreich hat in seinem „Klima- und Energiefahrplan 2020 bis 2030" eine CO2-Reduktion von 36% im Vergleich zu 1990 beschlossen. Damit auch Gemeinden dieses ambitionierte Ziel erreichen, müssen sie selbst entscheidende Beiträge leisten. Die Marktgemeinde Fels am Wagram stellt sich seit vielen Jahren dieser Verantwortung.

Die großen Ziele waren dabei insbesondere

  • ein vollständiger Ausstieg aus Öl und Gas bei den Gemeindegebäuden,
  • sämtliche Gemeindegebäude mit PV-Anlagen und (falls sinnvoll) mit Stromspeichern auszustatten,
  • die Gemeindefahrzeuge etappenweise auf Elektrofahrzeuge umzurüsten,
  • das öffentliche Elektrotankstellennetz auszubauen,
  • mehr als dreiviertel der Gemeindeflächen vor jeglicher baurechtlich genehmigungspflichtigen Bebauung zu schützen.

In einem Zusammenspiel von Politik, Verwaltung und Bürger:innen wurden im Lauf der Zeit immer mehr Projekte in Angriff genommen, die sich letztendlich in einem umfangreichen Energie- und Umweltprogramm wiederfinden. Für jeden Teilbereich des Programms (z.B. Straßenbeleuchtungstausch, mögliche Standorte für PV-Anlagen, Stromspeicher, Elektrotankstellen, Geh- und Radwege, Maßnahmen im Raumordnungsbereich, etc.) gab es Bestandserhebungen auf deren Basis konkrete Projekte geplant wurden.

© Marktgemeinde Fels am Wagram

Seit 2015 wurden in der Gemeinde Fels am Wagram unzählige Projekte umgesetzt, dazu zählen etwa:

  • 18 PV-Anlagen auf den Gemeindegebäuden mit insgesamt 930 Paneelen bzw. 325kWp Leistung sowie vier Stromspeicher, sowie eine PV-Anlage auf einem Erdlärmschutzwall
  • Reduzierter Gasverbrauch der Gemeinde um 97%
  • Seit Jahrzehnten keine Öl-Heizungen mehr in Betrieb
  • Straßenbeleuchtung zu 90% auf LED umgerüstet
  • Mehr als dreiviertel des Gemeindegebiets wurde zu „Grünland-Freihaltefläche-Landschaftsschutz" umgewidmet

Stetige Einbindung der Bürger:innen

Die Gemeinde organisiert regelmäßige öffentliche Vorträge und individuelle Beratungen zu Energie- und Umweltthemen. Bei den Gemeindeprojekten besteht teilweise auch die Möglichkeit, sich etwa bei der Bürger:innen-finanzierung der PV-Anlagen oder bei der Installierung von PV-Anlagen und Stomspeicher auf Gemeindegebäuden zu beteiligen. Außerdem gibt es für Privatpersonen für umweltrelevante Maßnahmen, wie z.B. PV-Anlage, Stromspeicher, Elektroautos, Heizungstäusche weg von Öl und Gas, etc., jeweils eine Förderpauschale von 500€, die unbürokratisch gutgeschrieben wird.

Es wurden außerdem Energiegemeinschaften gegründet, in die die PV-Anlagen eingebracht wurden. Damit kann virtuell bzw. verrechnungsmäßig die Energie aus der PV-Anlage am Erdlärmschutzwall zum nahegelegenen Schulkomplex transferiert werden.

Die Energieverbräuche der Gemeinde werden mittels Energiebuchhaltung überwacht, um die Eigenverbräuche optimal zu steuern. Laufend erfolgen Evaluierungen, um weitere Umsetzungspotenziale von energie- und umweltrelevanten Projekten feststellen zu können.

Die Jury war beeindruckt, wie langfristig, vielfältig und auf verschiedensten Ebenen die Gemeinde Fels am Wagram konsequent Klima- und Bodenschutz verfolgt. Sie hob in der Begründung besonders die Änderungen im Flächenwidmungsplan und die PV-Fläche am Deponierand hervor, wodurch 82% des Gemeindegebiets Freifläche sind. Außerdem überzeugte die Jury auch die stetige Einbindung der Bevölkerung, u.a. durch Information, Bürger:innenbeteiligung, Energiegemeinschaften und die unbürokratische Förderung von privaten Klimaschutzmaßnahmen.

Webseite Marktgemeinde Fels am Wagram
Energiegemeinschaft Fels am Wagram
Energie- und Umweltprogramm

v.l.n.r.: Monika Auer (ÖGUT-Generalsekretärin), Bernhard Sengseis (Österreichischer Städtebund), Dr. Reinhard Skolek (Marktgemeinde Fels am Wagram), Andrea Reithmayer (ÖGUT-Präsidentin). © Katharina Schiffl
v.l.n.r.: Monika Auer (ÖGUT-Generalsekretärin), Bernhard Sengseis (Österreichischer Städtebund), Dr. Reinhard Skolek (Marktgemeinde Fels am Wagram), Andrea Reithmayer (ÖGUT-Präsidentin). © Katharina Schiffl