ÖGUT-Umweltpreis 2022

Nominiert in der Kategorie "Mit Forschung & Innovation zur Kreislaufwirtschaft"

Das lineare Wirtschaftsmodell ist nicht zukunftsfähig. Klimakrise und Ressourcenverknappung zeigen das deutlich auf. Die Umwandlung linearer Wertschöpfungsketten zu Kreisläufen bedeutet eine enorme Herausforderung für Unternehmen. Produktentwicklungen und systemische Innovation mit dem Ziel der Verringerung des Energie- und Ressourceneinsatzes sind daher auch zentrales Thema für Forschung und stehen im Zentrum dieser Kategorie.

Aufwertung der Rezyklierbarkeit von Polypropylen-Abfall (Technische Universität Wien)

Polypropylen zählt zu den führenden Kunststoffsorten und wird hauptsächlich in Produkten verwendet, die als Wegwerf-Konsumgüter gelten und nach einmaligem Gebrauch entsorgt werden, wie z.B. Etiketten, Joghurtbecher oder Kaffeekapseln. In Österreich fallen jährlich rund 37.000t Polypropylen-Abfälle aus Hohlkörpern an, die zwar eine 45%ige Sammelquote aber nur eine geringe Recyclingquote von 16% haben. Während des Recyclingprozesses degradiert Polypropylen durch die thermo-mechanische Schädigung, was zu einer erheblichen Qualitätsminderung führt. Daher sind neue, innovative Prozesse nötig, um dem entgegenzuwirken und wertvolle Ressourcen einzusparen – wie die vom Projektkonsortium entwickelte und geprüfte Methodik.

Die Ergebnisse aus dem Projekt bieten eine vielversprechende Möglichkeit für das Recycling von Polypropylen und sie zeigen einen Weg, um in Zukunft einen weiteren Schritt in Richtung Nachhaltigkeit zu gehen. Es konnte dabei gezeigt werden, dass nicht nur eine direkte Modifikation von Polypropylen-Abfällen durch die Zugabe von Peroxiden möglich ist, sondern auch ein zuvor hergestellter „Masterbatch" basierend auf Neumaterial oder Rezyklaten für die Aufwertung von Polypropylen-basierten Abfallströmen geeignet ist. Der „Masterbatch" kann wie handelsübliches Granulat im Aufbereitungsprozess zudosiert werden, die direkte Handhabung mit der Chemikalie wird dadurch nichtmehr notwendig.

Ziel ist es nun, die getestete Methodik in großindustrielle Recyclingprozesse und die Herstellung hochwertiger Konsumgüter aus den Rezyklaten, wie etwa Folien für den non-food Bereich oder PP-Schaumstoffe im Automobilbereich, zu implementieren.

Ein wichtiges Netzwerk. Im Verlauf des Projekts zeigte sich, dass so komplexe Probleme wie das Kunststoffrecycling nicht von einer Stelle allein gelöst werden können, sondern der Zusammenarbeit von Forschungseinrichtungen und Industrie bedürfen. Daher gründete das Projektkonsortium ein Netzwerk mit dem Ziel der Identifizierung und Nutzung von Synergieeffekten zwischen der Verbesserung der Umweltsituation, dem effizienten Ressourceneinsatz technischer Polyoefine, der Schaffung zukünftiger Arbeitsplätze und er Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit.

Die Jury betonte in der Begründung die Tatsache, dass für die Aufbereitung nicht nur saubere und sortenreine Industrieabfälle genutzt werden, sondern auch gemischte Post-Consumer für reaktive Extrusion. Damit erfolge kein Down-Cycling, sondern es gelingt ein Wiedereinsatz für die ursprüngliche Verwendung. Darüber hinaus war der Jury wichtig hervorzuheben, dass im Projektkonsortium auch Unternehmen als Anwendungspartner:innen vertreten sind.

Projektkoordination: TU Wien (Vasiliki-Maria Archodoulaki)
Projektpartner: PIPELIFE Austria, Lenzing Plastics, DI Karl Josef Johann Schnetzinger, DI Roman Reder, Walter Kunststoffe, ZKW Lichtsysteme, VOST Kunststofftechnik, Walter Kunststoffe Liegenschaften.

v.l.n.r.: Monika Auer (ÖGUT-Generalsekretärin), Ao. Prof. Dr. Vasiliki-Maria Archodoulaki (TU Wien Institut für Werkstoffwissenschaft und Werkstofftechnologie), Andrea Reithmayer (ÖGUT-Präsidentin). © Katharina Schiffl
v.l.n.r.: Monika Auer (ÖGUT-Generalsekretärin), Ao. Prof. Dr. Vasiliki-Maria Archodoulaki (TU Wien Institut für Werkstoffwissenschaft und Werkstofftechnologie), Andrea Reithmayer (ÖGUT-Präsidentin). © Katharina Schiffl