ÖGUT-Umweltpreis 2022

Preisträger in der Kategorie "Klimaneutrale Stadt"

Innovationen dienen als zentraler Hebel zur Erreichung der Klimaneutralität in Städten und setzen damit wirksame Impulse für nachhaltige Veränderungen im Gesamtsystem. Im Fokus stehen in dieser Kategorie Themen wie Energiedienstleistungen, die Steigerung der Ressourcen- und Energieeffizienz und des Anteils an Erneuerbaren bis hin zu Kreislauffähigkeit und Grünraumgestaltung.

1140 Wien, Käthe-Dorsch-Gasse 17: 100 % erneuerbare Wärme- und Kälteversorgung im sozialen Wohnbau (WBV-GPA, Schöberl & Pöll GmbH, AIT Austrian Institute of Technology)

Das Europäische Klimagesetz sieht Klimaneutralität der EU bis 2050 vor und verpflichtet die Mitgliedstaaten zu notwendigen Maßnahmen. Österreich hat sich das Jahr 2040 zum Ziel gesetzt. Das bedeutet, dass bis dahin nur noch heimische erneuerbare Energie zur Versorgung von Gebäuden mit Wärmeenergie eingesetzt werden. Das vorliegende Projekt der WBV-GPA gemeinsam mit Schöberl & Pöll GmbH bietet eine Gesamtlösung an, um auch großvolumige Gebäude klimaneutral mit Wärme und Kälte zu versorgen. Es ist ein Leuchtturmprojekt mit hohem Verwertungspotenzial für Bauträger:innen, Bauunternehmer:innen oder Planungsbüros.

Sozialer, klimaneutraler Wohnhraum

In der Käthe-Dorsch-Gasse 17 (1140 Wien) wurden für den sozialen Wohnbau 300 Wohnungen geschaffen, die mit Wärme und Kälte zu 100% aus erneuerbarer Energie versorgt werden.

Die Innovation des Projekts liegt in der Entwicklung eines Gesamtsystems

Es wurden Technologien zusammengeführt, die in dieser Kombination und Größenordnung noch nicht umgesetzt wurden, insbesondere im großvolumigen Wohnbau:

  • Geothermie mit Sondenfeld-Regeneration (erstmalig in Österreich: Asphaltkollektoren, Solarabsorber, Kühlung der Wohnungen)
  • Warmwasser aus Abwasser-Wärmerückgewinnung (größte dieser Art)
  • Bauteilaktivierung (Heizen und Kühlen)
  • PV und Batteriespeicher

Der Wissenszuwachs durch das Projekt umfasst neue Erkenntnisse in Bezug auf die technische Umsetzbarkeit des geplanten Wärme- und Kälteversorgungssystems. Speziell zur Einbindung von Asphaltkollektoren in die Erdsondenfeldgeneration gab es bisher keine Erfahrungen für die Planung und Umsetzung. Der technische und wirtschaftliche Vergleich zwischen dem Einsatz von Asphaltkollektoren und Solarkollektoren zur Wärmebereitstellung für die Regeneration bietet erstmals Benchmark-Werte für diese beiden Technologien.

Die Jury hob die intelligente Systemintegration innovativer Komponenten zur Gesamtlösung in ihrer Begründung hervor, die insbesondere auch für großvolumige Wohnbauten geeignet sind. Ganz besonders betonte die Jury auch, dass dieses Projekt eine Antwort auf DIE große städtische Herausforderung „Raus aus Gas" liefert.

Die Wohnhausanlage wurde im November 2022 an die Bewohner:innen übergeben. Das Projekt ist die erste praktische Umsetzung der Ergebnisse des vom AIT Austrian Institute of Technology geleiteten Forschungsprojekts „Heat Harvest – Ernte von urbaner solarer Abwärme von Gebäuden und Oberflächen zur Vermeidung der sommerlichen Überhitzung der Stadt".

Projektkonsortium:

  • Wohnbauvereinigung für Privatangestellte Gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (WBV-GPA): Bauherrin und Forschungsprojektpartnerin;
  • Schöberl & Pöll GmbH – Bauphysik und Forschung: Bauphysik, Energieeffizienz, Lebenskostenanalysen, klimaaktiv-Zertifizierung, Forschungsprojektpartnerin;
  • AIT Austrian Institute of Technology GmbH: Simulation, Asphaltkollektor, Forschungsprojektpartnerin;
  • ARGE-KDG Christoph Lechner & Partner ZT GmbH, Berger+Parkkinen Architekten ZT GmbH: Architektur;
  • HTB PLAN Haustechnik Planungs GmbH: Planung HKLS und Elektroplanung;
  • Strabag AG: Generalunternehmerin.
v.l.n.r.: Monika Auer (ÖGUT-Generalsekretärin), Edith Haslinger (AIT Austrian Institute of Technology GmbH), Helmut Schöberl (Schöberl & Pöll GmbH), Cilli Wiltschko (WBV-GPA), Henriette Spyra (BMK), Andrea Reithmayer (ÖGUT-Präsidentin). © Katharina Schiffl
v.l.n.r.: Monika Auer (ÖGUT-Generalsekretärin), Edith Haslinger (AIT Austrian Institute of Technology GmbH), Helmut Schöberl (Schöberl & Pöll GmbH), Cilli Wiltschko (WBV-GPA), Henriette Spyra (BMK), Andrea Reithmayer (ÖGUT-Präsidentin). © Katharina Schiffl