Projekt

FTI-Strategie für die biobasierte Industrie in Österreich (BioFuture)

Ausgangslage

Aus ökologischen Gründen und wegen einer möglichen, in Zukunft zu erwartenden Verknappung der fossilen Ressourcen ist es von Interesse, ein zukünftiges Wirtschaftssystem auf Basis nachwachsender Rohstoffe zu schaffen. Es gibt Branchen wie die holzverarbeitende Industrie, die traditionell Rohstoffe der Forstwirtschaft verarbeiten und damit als „biobasierte Industrie“ zu bezeichnen sind. Daneben gibt es Sektoren, die biobasierte Ausgangsstoffe einsetzen könnten, aktuell aber nicht erneuerbare Ressourcen nutzen. Oft sind die notwendigen Verfahren entwickelt, die konkrete Umsetzung scheitert an den Kosten, die – unter anderem bedingt durch geringere Produktionsvolumina – zu hoch sind, um wettbewerbsfähig zu sein. Dennoch wird die Entwicklung zu einer biobasierten Industrie als vielversprechend erkannt, denn bei entsprechender Systemgestaltung werden deutliche ökologische Verbesserungen erzielt, die Wertschöpfung verbleibt im europäischen Raum und die Abhängigkeit von überwiegend importierten, nicht erneuerbaren Rohstoffen wird verringert. 

Deshalb wird nachhaltigen Industriekonzepten zukünftig eine entscheidende Rolle zugesprochen. Auf europäischer Ebene werden die Entwicklung der biobasierten Industrie sowie die Entwicklung und der Einsatz biobasierter Produkte gezielt gefördert. In Österreich leisten bereits heute Bereich der biobasierten Industrie wichtige Beiträge zur positiven wirtschaftlichen Entwicklung. Auch zukünftig wird die biobasierte Industrie ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor sein, denn bei zielgerichteter Weiterentwicklung und entsprechendem Ausbau der biobasierten Industrie verbleibt die Wertschöpfung im europäischen Raum.

Zielsetzung

Um im Bereich der biobasierten Industrie passende Rahmenbedingungen für zukünftige Forschungsschwerpunkte zu setzen und aussichtsreiche Entwicklungen forciert zu unterstützen, beauftragte das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie die Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik mit der Erstellung einer FTI-Strategie. Basierend auf den Ergebnissen der Studie „Am Weg zu einer biobasierten Industrie – Chancen für Österreich“ von A. Windsperger et al., in der wesentliche Grundlagen im Bereich der forstwirtschaftlichen Rohstoffe erarbeitet wurden, und ergänzenden Erhebungen im Bereich der agrarischen Roh- und Reststoffe wurde eine auf die österreichische Industrielandschaft angepasste FTI-Strategie erarbeitet.

Projektinhalt

Die biobasierte Industrie ist in ihrer Gesamtheit äußerst vielschichtig und umfasst aus Sicht der Rohstoffbereitstellung land- und forstwirtschaftliche Biomasse, organische Reststoffe und neue Rohstoffe wie etwa Algen. Auf Produktebene bietet die biobasierte Industrie Lebensmittel und Futtermittel, Energieträger, Chemikalien und Materialien, wobei die vorliegende FTI-Strategie insbesondere den Non-Food-Bereich berücksichtigt. Die FTI-Strategie erhebt nicht den Anspruch, die biobasierte Industrie in seiner Gesamtheit zu erfassen, sondern fokussiert auf die für Österreich wichtigen Wirtschaftsbereiche der Lebensmittelindustrie, der chemischen und pharmazeutischen Industrie und der holzverarbeitenden Industrie. Es werden Entwicklungsmöglichkeiten in der Rohstoffbereitstellung, auf Ebene der Verfahrenstechnik sowie auf Produktebene aufgezeigt und kurz- (nächste fünf Jahre), mittel- (bis 2025) und langfristige Ziele für den Ausbau der biobasierten Industrie in Österreich abgeleitet. 

Um spezifische Aussagen im breiten Themenfeld der biobasierten Industrie zu erarbeiten, wurden Einzelinterviews mit Industrie-VertreterInnen der Lebensmittelindustrie, chemischen und pharmazeutischen Industrie sowie der holzverarbeitenden Industrie durchgeführt. Die Interviews wurden genutzt, um die Stärken und Chancen der biobasierten Industrie in Österreich zu identifizieren, um künftige Entwicklungen auf Rohstoff-, Technologie- und Produktebene in Form von Entwicklungspfaden aufzuzeigen und um Empfehlungen, die eine Entwicklung der biobasierten Industrie in Österreich unterstützen, zu formulieren.

Ergebnis

Die FTI-Strategie zeigt Entwicklungspfade in der Rohstoffbereitstellung (landwirtschaftliche Rohstoffe, forstwirtschaftliche Rohstoffe, Algen als Rohstoff), in der Produktentwicklung (Bau- und Dämmstoffe, biogene Verbundstoffe, Biopolymere, Bulkchemikalien, Biotreibstoffe, Düngemittel, biobasierte Spezialprodukte) und auf Ebene der Verarbeitungsprozesse (Fermentation, Vergasung, Pyrolyse, Holzverarbeitung, neue Bioraffinerie-Konzepte) auf.

Dabei wurden folgende Handlungsempfehlungen zur Stärkung der biobasierten Industrie in Österreich als wesentlich erkannt: 

  1. Integrierte Konzepte für energetische und stoffliche Nutzung von Biomasse
  2. Gesamtabschätzung zur ökologischen und ökonomischen Wirkung biobasierter Produkte
  3. Breite Positionierung der biobasierten Industrie in Österreich 
  4. Vernetzung und Kooperation der Akteure/Stakeholder aus Verwaltung, Forschung und Wirtschaft
  5. Gezielte (Forschungs)förderung für Fragestellungen der biobasierten Industrie
  6. Marktseitige Maßnahmen
  7. Entwicklung in Kooperation mit klassisch gewachsenen Industrien 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die biobasierte Industrie in Österreich auch zukünftig eine wichtige Rolle einnehmen wird, insbesondere wenn es gelingt, vorhandenes Know-how wertschöpfungsketten- und branchenübergreifend einzusetzen und weiterzuentwickeln und damit bisher ungenutzte Synergien zu nutzen.

Präsentation der Ergebnisse

ÖGUT Expertin Erika Ganglberger bei der Netzwerkveranstaltung Einfach & Effizient

Der Lebensmittel-Cluster OÖ in Kooperation mit dem Umwelttechnik-Cluster sowie dem Netzwerk Energie- und Ressourceneffizienz und der Standortagentur Tirol veranstalteten am 24. Februar eine clusterübergreifende Netzwerkveranstaltung zwischen LösungsanbieterInnen zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz entlang der Wertschöpfungskette und AnwenderInnen in der Lebensmittelbranche. Erika Ganglberger präsentierte die von ihr im Auftrag des bmvit erarbeitete FTI Strategie für die biobasierte Industrie in Österreich.

Präsentationsunterlagen (pdf, 1,42 MB)

Status/Laufzeit

Im September 2014 abgeschlossen

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