Themenfrühstück

Zielwerte für die Siedlungsbewertung auf Basis der Österreichischen Klima- und Energiestrategien

Gemeinde- und StadtplanerInnen sind aktuell mit zwei Trends konfrontiert: Zum einen wird durch die zunehmende Urbanisierung der Wohnraum in Ballungsräumen immer knapper; zum anderen nehmen die Anforderungen an neuen Wohnraum stetig zu. Jeder Österreicher produziert durchschnittlich etwa 9 t CO2 pro Jahr. Um die festgelegten klima- und energiepolitischen Ziele bis 2050 einzuhalten ist es notwendig diesen Wert auf etwa 1,5 t pro Person und Jahr zu reduzieren.

In Entwicklungsgebieten entstehen daher zahlreiche qualitativ hochwertige Wohnsiedlungen. Wie hoch die Treibhausgasemissionen durch Errichtung, Betrieb und Mobilität dieser Siedlungen sein dürfen, um den österreichischen Beitrag zur Erreichung des Zwei-Grad-Ziels zu gewährleisten kann derzeit nur sehr schwer abgeschätzt werden. Was fehlt ist ein einfaches Werkzeug, welches als Ergänzung zur gängigen Projektplanung herangezogen werden kann und die Einhaltung der festgelegten klima- und energiepolitischen Ziele ermöglicht.

Ein solches Werkzeug soll durch die „klimaaktiv Siedlungsbewertung“ bereitgestellt werden. Einige Schlüsselfragen, die im Zuge der Entwicklung des Bewertungssystems zu beantworten sind, wurden während des vom bmvit unterstützten Themenfrühstücks „Zielwerte für die Siedlungsbewertung“ diskutiert:

  • Quantitative und qualitative Kriterien für die Themenfelder Errichtung, Betrieb und Mobilität: Welche Erwartungen haben Sie an ein Bewertungssystem für Siedlungen?
  • Wie sehen Sie den Wandel in der Betrachtung von der Fläche zur Person als Bezugsgröße?
  • Welches Gesamt-Energie- bzw. -Emissionsziel pro Kopf sollten wir anstreben?

Grundlage der Diskussion war ein Vortrag von Franziska Trebut (ÖGUT) und Oskar Mair am Tinkhof (SIR). Präsentiert wurden die Schlussfolgerungen aus den bisherigen Projekten sowie die Methodik für die Erarbeitung der „klimaaktiv Siedlungsbewertung“.

Präsentation „Zielwerte für die Siedlungsbewertung“

Hauptthemen der Diskussion waren die Umsetzbarkeit des Personenbezugs bei der Bewertung, die für die Bewertung anzusetzenden Konversionsfaktoren, die Anwendbarkeit des Systems für unterschiedliche Regionen (Stadt/Land) sowie die Einbindung der Stakeholder bei der Entwicklung.

Grundsätzlich wird der Wechsel von der Fläche zur Person als Bezugsgröße von vielen positiv gesehen. Es wurde aber die Frage aufgeworfen wie bei einer Mischnutzung der Siedlungen der Personenbezug hergestellt werden kann, vor allem auch deshalb weil die zukünftige Nutzung nicht vorhergesagt werden kann.

Eine Diskussion über zukünftige Entwicklungen gab es auch bezüglich der Konversionsfaktoren. Die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien bei der Produktion von Strom und Fernwärme wird zu einer Senkung der  Konversionsfaktoren dieser Energieträger führen. Bei der Planung und Bewertung neuer Siedlungen müsste diese Entwicklung berücksichtigt werden um den tatsächlichen CO2 Ausstoß der Siedlungen über einen längeren Zeitraum zu quantifizieren.  

Als entscheidender Erfolgsfaktor für das Siedlungsbewertungssystem wurde die Anwendbarkeit des Systems auf verschiedene Regionen genannt. Die Festlegung von Grenzwerten und Kriterien die sowohl die Bewertung von ländlichen als auch städtischen Entwicklungsgebieten zulassen ist für viele Teilnehmer ein Knackpunkt bei der Entwicklung. Die geringere Bebauungsdichte sowie die schlechtere öffentliche Verkehrsanbindung erschweren Siedlungen im ländlichen Raum die Erreichung strenger Zielwerte. Diese Tatsachen muss auch bei der Einbindung der Stakeholder speziell mitbedacht werden um ein System zu entwickeln, das breite Anwendung finden kann. 

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